Vorarbeits-Ergebnis

Ich habe mir gestern – weil ja das Buch inzwischen auch ohne mein Zutun gedruckt wird – wieder einmal andere Zahlen angesehen. Eigentlich geht es um die Todeszahlen bis KW 19 des laufenden Jahres in 5-Jahres-Altersgruppen.

Damit diese auch seriös dargestellt werden können, braucht es auch die Zahlen zu den Gruppengrößen in den einzelnen Altersgruppen. Und diese habe ich gerade mit den neuesten Zahlen zu 2023 aufbereitet.

Österreich

Anhand der Österreich-Grafik erkläre ich, worum es hier genau geht: Wir sehen einerseits 22 Jahre (Linien). Je dunkler die Linie, desto aktueller die Zahlen. Aufgegliedert ist das Ganze in die 5-Jahres-Altersgruppen (Achse unten) und den Anteil, den die Altersgruppe an der Gesamtbevölkerung hatte zu Jahresbeginn. Gut zu sehen ist dabei, dass die Babyboomer-Generation, die 2002 zwischen 35 und 39 Jahren alt war (also die Jahrgänge 1963-1967 in dem Fall), den absolut höchsten Anteil an der Gesamtbevölkerung stellte im diesem Jahr 2002. Es waren fast 9% aller EInwohnerInnen! Die rote Linie verdeutlicht nun die fast 25 Jahre Unterschied, die zwischen 2002 und 2023 liegen. Anhand dieser Linie sehen wir, dass der Anteil dieser Gruppe an der Gesamtbevölkerung GESUNKEN ist.
Das kann einerseits daran liegen, dass andere Gruppen zugelegt haben durch Zuwanderung oder (wenn es bei den allerjüngsten so wäre) durch mehr Geburten. Andererseits können auch Menschen weggezogen oder verstorben sein.
Letzteres ist gut zu sehen bei den Menschen, die im Jahr 2002 bereits 60-64 Jahre alt waren: Hier sinkt der Anteil dieser Gruppe, die die Jahrgänge 1938 bis 1942 darstellt, weitaus stärker ab als bei den fast 30 Jahre jüngeren Menschen, weil in diesem Alter einfach mehr Menschen sterben.
Interessant ist sind die Jahrgänge 1993 bis 1997, die 2002 5-9 Jahre alt waren. Hier STEIGT der Anteil an der Gesamtbevölkerung stark an. Das kann nur entweder durch vermehrte Todesfälle oder Wegzug anderer Altersgruppen erfolgt sein oder (in dem Fall die wahrscheinliche Lösung) durch starken Zuzug aus dem Ausland.

Bundesländer

Nachdem nun klar ist, was dargestellt wird, werfen wir einen Blick auf die einzelnen Bundesländer:

Im Burgenland fallen zwei Sachen auf: Erstens bleibt die Zahl der „jungen Menschen“ relativ konstant und steigt nicht so stark an wie in ganz Österreich. Zweitens steigt hier (und das ist ein Alleinstellungsmerkmal) der Anteil der Menschen aus der Babyboomer-Generation sogar AN – das bedeutet, dass hier entweder die Zahlen anderen Altersgruppen stark zurück gingen oder Menschen – durchaus auch aus anderen Bundesländern – zugezogen sind. Die Zahlen bei den älteren Menschen sinken fast genau wie im Bundesschnitt.

Kärnten sieht ähnlich aus wie das Burgenland – allerdings halten die „Boomer“ in etwa den gleichen Anteil an der Gesamtbevölkerung und der Anteil der jungen Generation steigt etwas mehr an.

Auch NÖ sieht kaum anders aus – nur sinkt hier der Anteil der 60er-Jahre-Generation merklich mehr ab und die jüngere Genration steigt fast gar nicht an.

In OÖ ist der Anstieg bei den Menschen, die in den 90er-Jahren geboren wurden, stärker, dafür sinkt der Anteil der Babyboomer mehr ab.

In Salzburg verstärkt sich das noch etwas mehr bei beiden Gruppen.

In der Steiermark steigt der Anteil der 90er-Jahre-Geborenen noch mehr an, sonst sieht es ähnlich aus wie in Salzburg.

Tirol sieht auf den ersten Blick ähnlich aus – auffallend ist jedoch der starke Anstieg der jungen Menschen in den letzten 10-15 Jahren. Dafür sinkt der Anteil der in den 60er-Jahren Geborenen stärker ab.

In Vorarlberg ist der Anstieg des Anteils der jungen Menschen quasi nicht erkennbar. Die anderen beiden Gruppen gleichen denen aus Tirol.

Und zum Schluss kommt Wien mit mehreren Ausnahmen: Erstens sinkt hier der Anteil der Babyboomer am stärksten ab. Zweitens sehen wir hier die Zahlen/Kurven der Menschen, die in den 30-Jahren geboren wurden, besser als in allen anderen Bundsländern, wo die Anfangskurven oft durch spätere Jahre verdeckt wurden.
Und dritten gibt es nirgends auch nur annähernd so auffällige Veränderungen bei den Menschen, die in den 90-er-Jahren geboren wurden. Zuerst bleiben die Zahlen dort für etwa 10 Jahre gleich, um dann zu „explodieren“… mir fallen zwei mögliche Gründe dafür ein:
a) Die in Wien studierenden jungen Menschen waren früher den Bundesländern, aus denen sie stammen zugeordnet und wurden irgendwann der Bundeshauptstadt zugeordnet – das würde auch einen Teil der Anstiege in der Steiermark, Salzburg, Tirol und OÖ erklären, wo es ebenfalls viele Studierende gibt, und die kaum steigenden Zahlen in den Bundesländern, wo es kaum Hochschulen gibt.
b) Fast alle Menschen, die nach Österreich eingewandert sind in diesem Alter, werden Wien zugeordnet bei den Zahlen.

Durch diese enormen Verschiebungen fallen natürlich die Rückgänge bei den älteren Gruppen mehr ins Gewicht.

Interessant ist auch noch diese Art der Darstellung:

Während in Wien immer ziemlich genau 50% der Bevölkerung unter 40 Jahre alt war…

… hat sich das im Burgenland ganz anders entwickelt: Auch hier waren 2002 etwa die Hälfte aller Menschen unter 40 Jahre alt. Im Jahr 2023 sind es dann fast schon alle Menschen unter 50, die die Hälfte der im Burgenland wohnhaften Menschen stellen.

FAZIT

Entweder durch Zuwanderung aus dem Ausland oder auch zum Teil aus den Bundesländern hat der Anteil an jungen Menschen in Wien EXTREM zugenommen im Vergleich zu allen anderen Bundesländern. Das mag durchaus dazu führen, dass Menschen, die in der Bundeshauptstadt leben – oder die dort beruflich tätig sind – einen ganz anderen Eindruck von Österreichs Bevölkerung haben. Denn insgesamt steigt das Durchschnittsalter in Österreich stark an in den letzten 20 bis 25 Jahren – daran ändert auch der Zuzug von jungen Menschen nichts – außer in Wien.

Ich erwarte, dass sich diese zunehmende „Überalterung“ auch bei der Entwicklung der Sterbezahlen zeigen wird und bin gespannt, ob sich das bestätigt, wenn ich mir die entsprechenden Zahlen anschaue.
Was ich bereits verraten kann: Sowohl bei den 20-24-Jährigen als auch den 85-94-Jährigen gibt es bei den Gesamtzahlen auffällige Unterschiede zwischen den Geschlechtern, die jedoch sehr unterschiedliche Ursachen haben dürften (einmal Zuzug junger Männer und zum anderen die gefallenen Soldaten der Weltkriege).