Sommer in Wien

Vorbemerkung

Vorne weg ein Disclaimer: Ich bin kein Metereologe oder Mediziner (obwohl das beides während meiner Jugend für mich möglicher Berufe waren, als es um meine Ausbildung ging). Ich „interpretiere“ auch keine Zahlen, mache keine Prognosen oder anderes.
Ich zeige nur gerne her, was die Daten hergeben. Und das ist durchaus beachtlich, finde ich. Seht selbst:

Worum geht es heute?

Heute geht es um zwei Datensätze der Jahre 2000 bis 2022. In beiden geht es um die Zahlen aus dem Sommer. Bei der ZAMG habe ich mir die Zahlen zu den Sommertemperaturen seit 2000 angesehen, bei der Statistik Austria habe ich die Daten zu den Todesfällen bezogen – in dem Fall zu den Altersgruppen bis 65 Jahre und ab 65 Jahren.

Die Temperaturen

Hier sehen wir zwei Temperaturkurven zu den Sommerwerten in Wien. Beide Male sind die Datengrundlage die Messungen der Hohen Warte um 14 Uhr.

Die untere Kurve zeigt die Durchschnittswerte aller Sommertage (also von 21. Juni bis 22. September) seit 2000. Die obere Kurve zeigt die Durchschnittswerte der wöchentlichen Temperaturmaxima. Das heißt, wenn es in der KW 28 einen Tag mit 36 Grad gab, dann wurde für diese Woche nur dieser Wert berücksichtigt um den Schnitt zu errechnen. Die Kurven verlaufen durchaus ähnlich, es gibt allerdings Unterschiede. So sinkt etwa die Gesamt-Durchschnittstemperatur von 2016 auf 2017 ab. Der Schnitt der „Höchstwerte“ pro Woche steigt jedoch an. Der wärmste Sommer um 14 Uhr auf der Hohen Warte war demnach der Sommer von 2018. Der wärmste Sommer bei den Tempertur-Spitzen war jedoch der von 2015. Der einzige Sommer vor 2011, der wirklich hohe Werte aufweist, war der von 2003. Und 2021 war der „kühlste“ Sommer seit 2015.

Werfen wir noch einen Blick auf die heißesten Tage pro Woche seit 2000 in Wien: Der Spitzenreiter stammt aus der KW 31, wenn es um die Daten der Hohen Warte geht. 37,6 Grad wurden im Jahr 2013 gemessen als Höchstwert der Woche – damals hatte es auch in der Woche davor einen Soitzenwert von 36,4 Grad! An zweiter Stelle liegt 2017 in der gleichen Woche mit 37,5 Grad um 14 Uhr. Auch im Jahr 2000 gab es einen Wert mit 37 auf der Skala – er stammt aus der KW 33. Nur das Jahr 2015 kommt DREI MAL vor bei allen Wochen, in denen das Maximum über 36 Grad lag!
Und alle Wochen mit so hohen Spitzenwerten liegen zwischen KW 29 und KW 33. Das entspricht der Zeit von Mitte Juli bis Mitte August.
Von KW 25 bis zur KW 34 gab es in den letzten 23 Jahren nur sieben Wochen, in denen das Tamperturmaximum um 14 Uhr nie über 25 Grad lag – das sind nur 3% aller Wochen, in denen es keinen einzigen Tag über 25 Grad gab seit dem Jahr 2000!
Blau eingezeichnet ist der Sommer von 2023 – er war bisher eine Woche der kühlste und einmal (mit 33 Grad) der fünftwärmste der jeweiligen KW, wenn es um die Temperturmaxima von 14 Uhr geht.

Die Todesfälle im Sommer

Wir wissen alle, dass bei uns im Winter viel mehr Menschen sterben als im Sommer. Lassen wir das einmal außen vor und schauen uns rein die Zahlen für den Sommer an.

Das sind die Zahlen pro Woche und 1.000 Menschen unter 65 Jahren in Wien. Die fünf Wochen mit den höchsten Werten sind markiert. Etwa 7 Menschen pro 100.000 starben in der KW 34 im Jahr 2000 – die anderen vier Werte stammen aus den Jahren 2001 und 2002.

Bei den Menschen ab 65 Jahren stammen 4 der sechs höchsten Werte ebenfalls aus den Jahren 2000, 2001 und 2002, darunter auch der Höchstewert von 1,26 Menschen pro 1.000 aus der KW 25 im Jahr 2002 – das waren zu Beginn des Sommers 126 Menschen von 100.000 aus dieser Altersgruppe. An zweiter und dritter Stelle tauchen hier 2010 und 2018 auf.

Von 2023 gibt es noch keine Zahlen zum Sommer, da die Statistik Austria seit Sommerbeginn die Zahlen nicht wie bisher einmal wöchentlich aktualisiert, sondern nur mehr einmal pro Monat und das meist erst gegen Monatsende. Die letzte Aktualisierung von 6. Juli enthält nur Daten bis zur KW 24.

Grundsätzlich fällt bei beiden Grafiken zu den Todeszahlen auf, dass die dunkleren Linien, die die letzten Jahre anzeigen, eher weiter unten zu finden sind als die hellen Linien der ersten Jahre nach dem Jahrtausendwechsel.

Die fünf wärmsten Sommer seit 2000

Schauen wir uns die Zahlen der fünf wärmsten Sommer seit 2000 genauer an – dargestellt ist immer eine Kombination aus Temperaturmaxima (Linie) und und Todesfällen (Säulen) pro Kalenderwoche – alle Grafiken sind gleich skaliert, damit sie vergleichbar sind:

2003 gab es nur vier Wochen von 14, in denen es keinen Tag gab, an dem es mindestens 30 Grad hatte! Trotzdem gab es bei den Todesfällen durchaus Schwankungen, die von der Temperaturkurve abweichen.

2015 gab es ebenfalls 4 Wochen, in denen es nie 30 Grad warm war um 14 Uhr auf der Hohen Warte. Die zwei Wochen mit den meisten Todesfällen waren genau in zwei Wochen, die auf eine Woche mit weniger heißen Temperturen fiel. Generell ist gut zu sehen, dass insgesamt weniger Menschen starben als 2003 (die Säulen sind deutlich niedriger).

Im Jahr 2017 fällt die eine Woche mit deutlich mehr Todesfällen genau mit der Woche zusammen, in der die Temperaturen am höchsten waren. 2017 war es bis zur KW 35 immer zumindest an einem Tag wärmer als 30 Grad, danach ging es steil bergab mit den Temperaturen.

Im Jahr 2018, das (siehe oben) beim Schnitt der Temperaturmaxima das wärmste in Wien war seit dem Jahr 2000, atarben generell mehr Menschen als 2017. Es gab in diesem Sommer 6 Wochen, in denen die Tempertur nie über 30 Grad stieg, allerdings lag sie auch nie unter 27 Grad, was den heißesten Tag der Woche betrifft.

Der letzte der fünf heißesten Sommer in Wien (14 Uhr-Temperaturen der Hohen Warte) war 2019. Hier fällt auf, dass es nie mehr als 80 Todesfälle pro 100.000 EW gab in einer Woche bei den Menschen ab 65 Jahren. Ebenfalls auffallend: Die heißeste Woche war Ende Juni und der September war vergleichweise kühl.

2022

Warum taucht das Jahr 2022 hier nicht auf? Nun, es war in Wien im Sommer keines der heißesten. Das GESAMTJAHR war zwar laut ZAMG eines der wärmsten seit Messbeginn, aber eben der Sommer in Wien nicht.

Werfen wir trotzdem einen Blick auf die Zahlen:

Sechs Wochen gab es, in denen es nicht wärmer als 30 Grad war. Auffallend sind die stark sinkenden Temperaturen am Ende des Sommers. Bei den Todesfällen ab 65 Jahren gibt es DEUTLICH höhere Werte als zb 2019, wobei diese nicht immer mit den Temperaturkurven korrelieren.

FAZIT

Hitzewellen belasten den Kreislauf und die Gesundheit – vor allem, wenn wir uns nicht angepasst verhalten. Gefährlich sind diese vor allem für ältere Menschen, und hier wiederum für jene, die bereits unter starken Vorerkrankungen leiden.
Solche Hitzewellen können natürlich auch „verzögert“ zu Todesfällen führen – das zeigt zum Beispiel die Grafik vom Jahr 2015, wo die beiden Wochen mit den meisten Todesfällen unter Personen ab 65 Jahren genau auf Wochen fallen, in denen es – nach einer längeren Phase mit heißen Tempertauren – wieder kühler wurde.

Bei den Zahlen der Todesfälle unter 65 Jahren ist keum ein Zusammenhang mit den Temperaturen zu sehen. Das hat sicher auch damit zu tun, dass diese Altersgruppe generell weniger oft Vorerkrankungen aufweist und auch damit, dass das Durstgefühl bei alten Menschen stark nachlässt und es gerade bei Hitze wichtig ist, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen.

Es ist also nicht verwunderlich, dass die Todesfälle bei stark belastenden Hitzewellen und Temperaturaxima zunehmen im Sommer.

Trotzdem gibt es seit dem Jahr 2000 nur zwei Wochen im Sommer, die unter die 10% aller Wochenwerte fallen, in denen die meisten Menschen gestorben sind: Das sind die KW 29 aus dem Jahr 2007 und die KW 28 im Jahr 2010.
Beide fallen dadurch auf, dass es über einen Zeitraum von acht bzw. sechs Tagen DURCHGEHEND mehr als 30 Grad gab um 14 Uhr auf der Hohen Warte. Das heißt, dass es in der Innenstadt sicher noch deutlich wärmer war.
Die Todeszahlen damals lagen bei 118 und 117 Todesfällen pro 100.000 EW ab 65 Jahren. Das entspricht fast genau den drei Wochen, die während der Pandemie zu den Wochen im Bereich der „oberen 10%“ aller Wochen seit dem Jahr 2000 liegen. Zwei davon fielen auf den Herbst 2020 (118 und 116 Todesfälle pro 100.000) und eine auf den Jänner 2023 (116 Verstorbene pro 100.000).
Falls es jemanden interessiert: In den drei ersten Wochen des neuen Jahrtausends lagen die Sterbezahlen bei 162 und 163 Todesfällen pro 100.000 das sind die einzigen Wochen, wo dieser Wert über 150 liegt seit dem 1. Jänner 2000! Die zwei Wochen mit den viert- und fünftmeisten Verstorbenen in dieser Altersgruppe waren im März 2003.
Das letzte Mal, dass es vor den oben genannten drei Wochen Werte gab, die im Bereich der obersten 10% liegen, war Anfang Februar 2017, wo es vier Wochen lang sehr hohe Zahlen gab. Davor war es seit März 2012 sehr ruhig, was die Todesfälle ab 65 Jahren betrifft.