Ein Blick über den Tellerrand

Vorbemerkung

Gibt es ein Leben außerhalb Österreichs? Gibt es Corona außerhalb Österreichs? Gibt es Zahlen dazu?

Heute machen wir einmal einen Blick auf die neuesten Daten von ourworldindata.org – „neueste“ Daten ist dabei insofern stimmig, weil es NICHT überall ganz aktuelle Daten gibt zu den verschiedenen Kern-Daten.

Vier davon habe ich mir heute für Europa und einige Staaten außerhalb Europas angesehen. Es sind nicht immer dieselben Staaten (außerhalb Europas), sondern manchmal einfach auch die, die „auffallen“ mit ihren Werten – oder solche, wo es überhaupt Werte gibt…

DIE TESTS

Nein, ich fange nicht darum mit den Tests an, weil wir da weltweit ganz vorne sind – sondern auch, weil hier oft andere Staaten vorkommen werden als bei den anderen drei Datensätzen. Der Grund ist einfach: Es gibt nicht von allen Staaten Daten zu den Testungen und es gibt hier andere, die auffallen, als bei den restlichen Kategorien.

Vorne weg noch eine wichtige Beobachtung: Viele Staaten haben offensichtlich das testen – oder zumindest die Daten darüber – seit Monaten gänzlich eingestellt. Darum steht hier auch bei jedem Staat in der Grafik ein Datum – das ist das letzte, an dem ich Daten zu den testzahlen finden konnte.

Weltweit ohne Europa

Da gibt es doch glatt einen Staat in Asien, der uns Österreichern Konkurrenz machen will! Die Vereinigten Arabischen Emirate haben seit Pandemiebeginn bis zum 21. Juni fast 18.000 Tests pro 1.000 EW durchgeführt! Und nach den offiziellen Daten haben auch China und Hongkong sehr viel getestet – mehr als die bei uns je nach Narrativ- und Faktenlage oft hervorgehobenen Israelis.

Ganz am anderen Ende der Skala finden wir Syrien, Haiti und Afghanistan – 8 bzw. 18 und 24 Mal wurde da pro 1.000 EW getestet in etwa zweieinhalb Jahren. Und der letzte Datensatz stammt entweder von Ende Mai – wie auch von Hongkong – oder aus dem Juni. Bei China sind die letzten verfügbaren Daten sogar von APRIL 2022!

Europa

Am wenigsten getestet wurde europaweit nach den offiziellen Daten in Bosnien Herzegowina, Albanien und Polen. Das sind mit Nordmazedonien die EINZIGEN vier Staaten, bei denen nicht mindestens 1.000 Tests bei 1.000 EW gemacht wurden.

Ganz vorne ist NICHT Österreich, sondern Zypern, das Heimatland der EU-Gesundheitskommissarin. Fast 33 Mal wurde demnach rechnerisch jeder Zypriot in zweieinhalb Jahren getestet – da müssen selbst wir Obertester aus Österreich mit unseren gut 21 Testungen pro Person neidvoll erblassen. Auf Platz drei folgt dann Gibraltar mit etwas weniger Tests als die Vereinigten Arabischen Emirate, welche es weltweit auf Platz drei schaffen. Luxemburg, Großbritannien, Griechenland, die Slowakei und Dänemark haben auch öfter getestet als etwa Israel. Unser Nachbarland Schweiz hat mit 2.448 Tests pro 1.000 EW gerade einmal etwas mehr als ein Zehntel unseres Testaufkommens geschafft.

DIE POSITIVEN

Wer viel testet, findet auch viele Positive – richtig? Denn in Österreich beklagen die Experten ja bereits, dass kaum mehr verlässliche Prognosen möglich sind, weil das Testaufkommen so gesunken ist. Und nein, ich führe jetzt keinen Exkurs über die Qualität mancher Prognosen aus…

WICHTIG: Ab jetzt sehen wir immer die gleichen Staaten weltweit. Es sind immer solche, die irgendwo von Bedeutung sind, entweder durch ihre Zahlen hier oder woanders… Und die Staaten sind nun immer in Gruppen des gleichen Kontinents zusammengefasst!

Weltweit ohne Europa

Ganz oben sehen wir die Daten von Südamerika, dann folgt Ozeanien, Nordamerika, Asien und Afrika – der Grund ist ganz einfach: Er ist eine nach Alphabet absteigende Reihenfolge bei den englischen Bezeichnungen.

Ohne Europa weltweit ganz vorne in ihren Kontinenten sind Staaten wie die Falkland Inseln, Saint Pierre und Miquelon, Israel und die Seychellen und Australien. Nur selten liegen die Werte über 500.000 pro 1 Million EW. Am wenigsten positiv Getestete fand man in China, Haiti, Rwanda, Samoa und Peru – wobei es in Peru 42 Mal so viele waren wie in Haiti!

Europa

Am wenigsten positiv Getestete gab es europaweit nach den offiziellen Daten in Weißrussland, Albanien und Bosnien-Herzegowina. Wer aufgepasst hat: Nur eines der drei Länder war bei denen dabei, die am wenigsten testen!

Zur Erinnerung: Österreich war bei den testzahlen hinter Zypern und vor Gibraltar auf Platz zwei, weit vor vielen anderen Nationen! Umso überraschender ist es, dass zwar die anderen beiden wieder am „Stockerl“ stehen, allerdings hinter den Faröer Inseln, Österreich aber „nur mehr“ auf Platz ACHT zu finden ist – hinter San Marino, Andorra, Dänemark und Island. Auch andere „Vieltester“ wie die Slowakei, Griechenland, Luxemburg und Großbritannien sind nicht ganz vorne zu finden. Letztere sind sogar ganz klar in der zweiten Hälfte, wenn es um die gefundenen positiven Menschen geht!
Wieder ein Blick in die Schweiz: Mit etwa 10 mal weniger Testen haben die Schweizer gerade einmal 16% weniger Positive entdeckt als wir in Österreich!

Österreich hat allerdings schon mehr positive Fälle gemeldet, als der Staat mit den meisten Positiven aus der Tabelle oben mit den anderen Kontinenten.

DIE IMPFUNGEN

Vielleich liegt es ja auch an den Impfungen? Was gibt es da an offiziellen Zahlen? Diese Kategorie ist ebenso wie die der Tests eine, bei denen nicht alle Staaten offiziell aktuelle Daten liefern. Es sind allerdings dieselben Staaten wie bei den Positiven. Nur EIN Staat liefert KEINE Daten zu den Impfungen: Saint Pierre und Miquelon, einer jener Staaten, der weltweit die meisten positiven Tests pro Million EW gemeldet hat.

Die Daten zeigen, wie viele von 100 EW laut ourworldindata VOLLSTÄNDIG geimpfte Personen sind im Sinne der ursprünglich definierten Vorgabe (das waren je nach Impfung eine oder zwei Impfungen).

Weltweit ohne Europa

Ganz oben sehen wir wieder die Daten von Südamerika, dann folgt Ozeanien, Nordamerika, Asien und Afrika.

Auffallend ist hier vor allem Qatar, wo mehr als 100 Personen von 100 vollständig geimpft sind. Wer das seltsam findet, wartet bitte auf die Daten aus Europa! Dann folgen Brunei, Singapur, Samoa, und Chile mit mehr als 90% vollständig Geimpften.
Am anderen Ende der Skala steht Haiti – nur etwa 1% aller Menschen dort hat eine ursprünglich als vollständig angesehen Impf-Serie erhalten. In Syrien waren es 9%, in Namibia 19% und auf den Falkland-Inseln 47 % (diese Zahl stammt allerdings vom Dezember 2021).

Europa

Europaweit am wenigsten „vollständig Geimpfte“ gibt es in Bosnien Herzegowina, Bulgarien und Moldawien. Die als Impfmuffel verschrienen ÖsterreicherInnen liegen mit 76% an 13. Stelle. Noch vor Deutschland, Großbritannien, Norwegen oder Schweden. Ganz vorne sind neben Portugal (87% noch Malta (89%) und unser „Weltmeister“ in Sachen Impfen zu finden: In Gibraltar sollen laut offiziellen Daten 127% der Bevölkerung vollständig geimpft sein – Impf-Tourismus macht’s möglich!

Der Blick in die Schweiz zeigt: 69% sind klar weniger als in Österreich.

DIE TODESFÄLLE

Vor dem Frühjahr 2022 hätte ich noch behauptet, dass die Todeszahlen wohl die „zuverlässigsten“ sind in Sachen Pandemie-Daten. Seit ich jedoch weiß, dass auch Staaten wie Österreich an einem Tage mehr als 20% an neuen Todesfällen „finden“ kann, bin ich mir da nicht mehr sicher. Trotzdem ist ein Blick auf die Daten interessant.

Hier sind die Daten so dargestellt, dass sie uns sagen, wie viele von 1 Million EW laut ourworldindata an oder auch mit Covid verstorben sind.

Weltweit ohne Europa

Ganz oben sehen wir wieder die Daten von Südamerika, dann folgt Ozeanien, Nordamerika, Asien und Afrika.

Auffallend ist hier vor allem Peru mit 6.387 Todesfällen pro Million EW – das sind 0,6387% aller Menschen. An zweiter Stelle folgt Georgien mit 4.493 vor den USA mit 3.089 Todesfällen pro Million EW.
Am anderen Ende zuerst China – über die Datensicherheit dieser Zahlen kann gestritten werden. Danach folgen die Cook-Inseln (59) in Ozeanien vor Haiti mit 73 Todesfällen pro Million EW vor Rwanda mit 109. Auch Syrien hat mit 148 Todesfällen sehr wenige offizielle Covid-Todesopfer.

Europa

Europaweit am wenigsten offizielle C19-Todesfälle gab es in Island mit 483 pro Million EW. Das sind zum Beispiel mehr als Indien, Japan, oder Neuseeland. Auch die Faröer Inseln und Norwegen liegen hier ganz hinten – respektive vorne.
Österreich liegt von unten gesehen an der 26. Stelle, in der „besseren“ Hälfte der europäischen Staaten. Am meisten offizielle Todesfälle gab es in Europa in Bulgarien mit 5.455 Todesfällen pro Million EW, das sind 0,5455%, das ist weltweit ganz weit vorne. Dann folgen Bosnien Herzegowina und unser Nachbarland Ungarn, das sonst nie unter den ersten oder letzten Ländern zu finden war.

Wieder der blick in die Schweiz: mit 1.606 liegen die Schweizer DEUTLICH niedriger als wir und sind an 12. Stelle im positiven Sinne. Hinter Österreich befinden sich unter anderem die „Imfpfländer“ Portugal, Spanien oder auch Gibraltar.

FAZIT

Offensichtlich wird es anhand solcher Daten schwierig, das viele Testen als „Erfolgsgeschichte“ zu verkaufen – außer vielleicht für die, die mit und an den Tests verdienen. Auch ist es schwer, einen Zusammenhang zwischen „viele Positive“ und „viele Todesfälle“ oder auch umgekehrt zu erkennen. Fakt ist: Die Schweiz schneidet durchwegs überall besser ab als wir.

Mir ist natürlich klar, dass „Staaten vergleichen“ und „Daten vergleichen“ hier nur bedingt zulässig ist – es ist aber eine interessante Zahlenspielerei und liefert ein paar auffallende Details.

Weltweit fällt mir vor allem Haiti auf – das in den letzten Jahren arg gebeutelte Land in der Karibik hat den offiziellen Zahlen in KEINEM Bereich hohe Werte zu vermelden. Umgekehrt sind bei den in Sachen Sterbezahlen weltweit am ärgsten betroffenen Peruanern sehr wenige getestet und auch wenig Positive gefunden worden, allerdings wurde deutlich mehr geimpft als etwa in Österreich. Und Testweltmeister Zypern findet deutlich mehr Positive als wir, impft weniger und hat viel weniger Todesfälle zu beklagen.

In Bosnien Herzegowina stirbt etwa jeder 25. positiv Getestete – in Österreich nur jeder 240. – allerdings wird bei uns auch etwa 46 Mal mehr getestet und etwa viereinhalb mehr Positive gefunden – das relativiert die fast 10 Mal mehr Todesfälle doch wieder stark.