Von sehenden Hühnern…

Heute bin ich auf ein Posting gestoßen, in dem es um Zahlen ging. Ich wollte mir die Quelle anschauen und dort habe ich noch andere Zahlen entdeckt. Unter anderem welche zum „Essen Wegschmeißen“ in der EU. Also ging’s auf zur nächsten Quellen-Recherche und siehe da, ich bin auf das hier gestoßen:

Diese Tabelle zeigt, wie viel „Food Waste“ es in der EU geben soll in den Haushalten. Auf den ersten Blick fällt folgendes auf:
Platz 1 geht mit 124 Kilogramm pro Kopf und Jahr an Portugal.
Auf Platz 2 folgt mit 107 Kilo pro Kopf Italien.
An dritter Stelle folgt Malta mit 92 Kilogramm.
Österreich liegt an siebter Stelle mit 83 Kilogramm pro Einwohner.
Das ist immer noch deutlich über dem EU-Schnitt von 70 Kilogramm. Ganz unten liegt Spanien mit nur 30 Kilogramm vor Slowenien (36) und Irland (48).

Wer sich die Zahlen genauer ansieht, stoßt dann jedoch auf Zusatzinfos – und genau die habe ich gesucht, weil ich wissen wollte, wie das ermittelt wird.

Und dort (siehe hier) finden wir interessante Zusatzangaben, wenn es um die Haushalts-Müllmengen (es gibt auch Daten zum Lebensmittelabfall in der Produktion von Lebensmitteln, bei der Verarbeitung, beim Vertrieb und Verkauf oder zu Restaurants u.ä.) geht:
– In Zypern (auf Platz 13 mit fast genau dem EU-Schnitt als Wert) wurden die Daten von 68 Haushalten auf das ganze Land hochgerechnet.
– In Italien (Platz 2) wurde von der Gesamtmenge an anfallendem Müll der Anteil von „Retail and other distribution of Food“ und „Restaurants und Food Services“ abgezogen und so die Haushaltsmengen errechnet.
– Und in Spanien (letzter [= bester] Platz) wurden teilweise nicht essbaren Teile wie Pflanzenschalen, Knochen oder beim Kochen entfernte Teile herausgerechnet.

Ich würde behaupten, dass die Spanier in dem Fall am ehesten an das hinkommen, was in der Überschrift der Daten steht, nämlich „wasted food“, weil dort nur das als „weggeworfenes Essen“ betrachtet wird, was auch gegessen werden kann. Wenn wir das berücksichtigen, dann hat Spanien mit den 30 Kilo pro Kopf sicher einen realistischeren Wert als viele andere Länder.
Zudem dürfte es eine große Rolle spielen, wie „effektiv“ Biomüll und Speisereste gesammelt werden. Und je größer die Teile der Bevölkerung sind, die selbst noch einen „Biomüll“ (= Komposthaufen) nutzen, desto kleiner wird diese Zahl wohl auch werden. Andererseits werden kleinere Haushalte eher mehr Essensreste pro Kopf produzieren als große, zumindest wenn im Haushalt noch gekocht wird.

FAZIT

Zahlen sind gut und recht, allerdings nur, wenn ich auch die Fußnoten und deren Bedeutung kenne. Im Fall der „Essensabfälle“ können wir davon ausgehen, dass es NICHT so ist, dass in Spanien nur ein Viertel des Mülls von Portugal anfällt, sondern dass eben die Zählweisen unterschiedliche sind.
WENN die Daten in der Form alle gleich erfasst wären, könnten wir uns auch noch darüber unterhalten, dass in der EU laut Eurostat im Jahr 2020 über 31 Millionen Tonnen an Essen und Essenreste fortgeworfen wurden. 2021 waren es übrigens dann 100.000 Tonnen weniger. Allerdings gibt es aus dem Jahr keine Einzelwerte aus Deutschland, Zypern, Spanien, Greichenland und Tschechien… 😉
Und wenn wir ALLE „Food-Waste-Werte“ zusammenzählen bei Eurostat, dann kommen wir auf fast 60 Millionen Tonnen – etwa 5 Millionen Tonnen entstehen dabei bei der Primärproduktion, 12,5 Mio Tonnen bei der Verarbeitung oder Essenproduktion, 4 Mio Tonnen im Einzelhandel oder bei der Verteilung, 5,5 Mio Tonnen in Restaurants und bei „Food Services“ und der Rest (knapp über der Hälfte) in den Haushalten:

Diese Karte zeigt die offiziellen Angaben der EU zu den Gesamtmengen an „Food Waste“ pro EW: