Nachtrag: Wiens Starkniederschläge seit 1855

Ein Nachtrag noch zu den Niederschlägen in Wien: Dass die Summe der Niederschläge nicht wirklich abgenommen hat (Stichwort „es wird trockener“), habe ich schon aufgezeigt. Ausnahme waren einzelne Jahre wie 2003 oder 2022.

Ich wollte noch mehr wissen, weil es ja immer wieder heißt, dass die Starkniederschlags-Ereignisse zunehmen. Nun habe ich leider das Problem, dass ich keine Stundenwerte abrufen kann dazu (zumindest hätte ich sie noch nicht entdeckt). Daher kann ich nur folgendes anbieten:

Das sind die durchschnittlichen Regenmengen pro Jahr für alle Tage, an denen es in Wien seit 1855 Niederschlag gab. Am meisten Tagesniederschlag gab es demnach 1959 mit 6,13 Litern für jeden Regentag. Am wenigsten waren es 1883 mit 2,88 mm (entspricht Litern pro Quadratmeter) an jedem „Niederschlagstag“. Die rote Linie zeigt uns den 20-Jahres-Ø – der war um 1885 verzerrt durch die zwei „Ausnahmejahre“ und liegt sonst immer zwischen 4 und 5 Litern pro Quadratmeter. Zuletzt nahmen die Mittelwerte der Tage mit viel Niederschlägen eher zu, sanken jedoch wegen der Jahre 2021 und 2022 wieder ab.

Diese grafik zeigt uns die Maximal-Werte für jedes Jahr. Niemals gab es im Beobachtungszeitraum seit 1855 mehr Niederschlag an einem Tag als 1885 – damals fielen zwischen 0 und 24 Uhr an einem Tag mehr als 139 Liter! Nummer zwei ist bereits das Jahr darauf, als es mit fast 110 Litern noch einmal über 100 Liter pro Quadratmeter gab an einem Tag. An dritter Stelle folgt mit fast 93 Litern 1951.
Der 20-Jahres-Durchschnitt (rote Linie) zeigt und Werte zwischen 40 und 50 Litern für die stärksten Tagesniederschläge eines einzelnen Jahres. 2021 ist das einzige Jahr seit 1991, in dem es an einem tag mehr als 80 Liter Niederschlag gab in Wien.

Wenn wir das Mittel aller Einzeltage aus den letzten 168 Jahren errechnen, kommen wir auf einen Wert von 34,1 Litern. Es gab also im Schnitt aller Tage des Jahres bei den Maximalniederschlägen 34,1 mm Niederschlag.

Auf dieser Grafik ist zu sehen, wie oft dieser Durchschnittswert pro Jahr überschritten worden ist. Am häufigsten ist das 1941 passiert mit 5 Mal im Jahr. Sieben mal gab es 4 Tage mit mehr als 34,1 Litern Niederschlag – nur drei davon liegen in den letzten 30 Jahren, die anderen alle zwischen 1916 und 1959. Und der 20-Jahres-Schnitt, der fast immer zwischen einem und zwei Tagen liegt, stieg zwar bis etwa 2010 an, sinkt seither jedoch wieder ab.

Nachts

Wenn wir uns nur die Nacht-Niederschläge zwischen 19 Uhr des Vortages und 7 Uhr morgens ansehen, so gab es nie einen höheren Durchschnittswert pro Regen-Nacht als 1871 mit 4,68 Litern pro Nacht. Am wenigsten Niederschlag in allen Nächsten mit Niderschlag fiel 1932, als es nur 1,67 waren. Der 20-Jahres-Schnitt steigt leicht an seit 1970.

Mehr als die durchschnittliche Maximalmenge aller Einzelnächte seit 1867 gab es in den beiden Jahren 1871 und 1997 sechs Mal innerhalb eines Jahres. 1872 und 1937 waren es 5 Nächte mit mehr als 21,1 Litern Niederschlag.

Und in Sachen Maximalwerte pro Jahr ist das Jahr 1885 mit 75,2 Litern in einer Nacht klar voran vor 1925 und 1951.

Tagsüber sieht das Ganze so aus: Nie war es an den Niederschlagstagen des Jahres nasser als 1871. Am wenigsten geregnet pro Tag mit Niederschlag hat es 1932. Sieben Mal gab es im Jahr 1959 mehr als 24 Liter pro Quadratmeter Niederschlag – das ist jeweils mehr als der Schnitt aller Starkregentage seit 1867. Damit ist dieses jahr einsamer Spitzenreiter (neben den beiden Jahren 1867 und 1868, wo es offensichtlich (siehe Beitrag vor diesem) Messdaten-Fehler gegeben haben muss. Fünf Mal gab es 4 Tage mit mehr als diesen 24 Litern – zweimal in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts und dreimal in den letzten 21 Jahren. Der 20-Jahres-Schnitt ist seit 2010 sinkend und liegt immer zwischen einem und zwei solcher Tage pro Jahr.
Am meisten geregnet zwischen 7 und 19 Uhr an einem Tag hat es 1979 und 2003 mit jeweils 75,7 Litern pro Quadratmeter. Auch 1886 waren es mit 73,3 Litern kaum weniger.

FAZIT

Anhand dieser Daten der Hohen Warte in Wien lässt sich die These, dass die Starkniederschlagsereignisse zunehmen weder für die gesamten Niederschläge eines Tages von 0-24 Uhr, noch für die nächtlichen (19 bis 7 Uhr) oder Niederschläge tagsüber (7 bis 19 Uhr) bestätigen.

Nachsatz

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