Die Pandemie und der Tod – Teil 14: Todesursachen-Vergleiche

Vorbemerkung

Ich habe im Jahr 2022 schon einiges zum Thema Tod und Pandemie geschrieben. Hier eine weitere Betrachtung – es geht um die Todesursachen.

Die Datenquellen, die ich für diese Zahlen verwendet habe, sind alle von der Statistik Austria.

2020 im Vergleich zum 5-Jahres-Schnitt davor

Wenn wir den Zeitraum der 5 Jahre VOR der Pandemie (also 2015 bis 2019) vergleich mit dem ersten Kalenderjahr, in dem es die Pandemie gab (2020) – was hat sich – in Prozent zum Fünfjahresschnitt – wie verändert?

Hier folgen drei Grafiken, auf denen FAST alle Todesursachen samt der damit verbundenen Codierung angeführt sind. „Fast“ darum, weil ich die Obergruppe „Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00-B99, U07-U10)“ weggelassen habe – die hat sich nämlich versechsfacht durch Verstorbenen an und mit Covid – das hätte alle anderen Veränderungen quasi „unsichtbar“ gemacht.

Balken mit rotem Rahmen sind solche, in denen ganze Gruppen von Krankheiten zusammengefasst sind (zB alle Krebsarten).

Schauen wir auf die größten Abweichungen zum Schnitt:

Am meisten ABGENOMMEN haben prozentuell gesehen die Komplikationen während der Schwangerschaft, bei der Geburt oder im Kindbett mit 61,5% weniger. Aber auch bei den folgenden Todesursachen gab es einen Rückgang im Vergleich zum 5-Jahres-Schnitt  von mehr als 20%: Virushepatitis, Pneumonie (Lungenentzündung), Mord und tätliche Angriffe, Ertrinken und Untergehen, Und Haut- und Unterhauterkrankungen.

Die stärkste Zunahme zeigt sich bei den „sonstigen Krankheiten“, wo Covid dabei ist, das es vorher nicht gab, mit knapp über 40%!  Bei den anderen Todesursachen gab es bei folgenden Todesursachen eine Zunahme um mehr als 10 %: Influenza, Drogen, Demenz, Psychische Krankheiten, „Ereignisse deren nähere Umstände unbekannt sind“, Unfälle, Zustände, die ihren Ursprung in der Perinatalperiode (vor der Geburt)  haben und Krankheiten des Urogenitalsystems.

Vergleich 2021 zu 2020

Was nun interessant für mich ist, ist ein Vergleich zwischen den Jahren 2020 (Pandemie ab März) und 2021 (ganzjährig Pandemie). Da es bis dato nur für „ausgewählte Todesursachen“ Daten dazu gibt, habe ich diese hier verglichen.
Wir sehen hier Zahlen zu der Veränderung von 2021 im Vergleich zu 2020!

Die Werte sind nach der Veränderung sortiert.

Zuerst die Gesamtzahlen aller verfügbaren Todesursachen. Da die Datei aus dem März 2022 stammt, fehlen hier noch die „Umetikettierungen“ vom 20. April, wo noch einmal viele Todesfälle in BEIDEN Jahren nachträglich zu C19-Todesfällen erklärt wurden in Österreich.

Am stärksten zurück gegangen ist die Zahl der an Influenza oder Lungenentzündung verstorbenen Menschen, und zwar fast um die Hälfte! Leider liefert die Statistik Austria hier noch keine Daten, wie dich der Rückgang auf Influenza und Pneumonie im Einzelnen verteilt.
Ebenfalls stark zurück gegangen sind die Verstorbenen aufgrund von Erkrankungen der Atmungsorgane, der Nieren und des Urogenitalsystems, aber auch durch Sturz, Leukämie, chronische Herzerkrankungen oder Herzinfarkte und die Krebs-Todesfälle insgesamt.
Am meisten zugenommen haben die Todesfälle an oder mit Covid 19. Das Plus von 21% ist weniger als die drei Monate von Jänner bis März, die es 2020 nicht gab bei den Todesfällen an oder mit C19. Ansonsten fällt vor allem die Zunahme bei Diabetes und Demenz auf.

Menschen unter 65 Jahren

Schauen wir – weil die Statistik Austria das aufschlüsselt – doch einmal die verstorbenen Menschen unter 65 Jahren an. Sieht das Bild hier anders aus? Was fällt auf?

Ja, es ist DEFINITIV anders! Beginnen wir unten bei den stark gestiegenen Werten: Ein Plus von 12% bei Covid bedeutet, dass sich die an oder mit C19 Verstorbenen mehr als verdoppelt haben. Das lässt sich nun absolut NICHT mit 3 Monaten mehr erklären. Allerdings machen auch mehr als 55% an Todesfällen (UNTER 65 Jahren!) bei Demenz oder eine Zunahme um ein Drittel bei Diabetes stutzig… Eher erklärbar ist die Zunahme bei den Transportmittelunfällen um mehr als 11%, weil 2020 einfach lange Zeit weniger Verkehr auf den Straßen unterwegs war.
Allerdings nahmen auch Alzheimer, Dickdarmkrebs, Brustkrebs, Verletzungen und Vergiftungen, Parkinson und Lebererkrankungen als Todesursachen um mehr als 5% zu im Vergleich zu 2020! Und das wohlgemerkt bei den Menschen UNTER 65 Jahren!

Stark ABGENOMMEN haben die Zahlen bei den Influenza- und Lungenentzündungs-Todesfällen. Auch die Unfälle durch Sturz sind im Vergleich zu 2020 stark zurück gegangen. Ebenfalls um mehr als 10% weniger wurden die Todesfälle aufgrund von Erkrankungen der Atmungsorgane gesamt oder Leukämie.

Menschen ab 65 Jahren

Und wie ist es bei den Menschen ab 65 Jahren? 2020 waren es 85,46% aller Todesfälle, 2021 85,98% aller Verstorbenen, die mindestens 65 Jahre alt waren. Sieht das Bild hier anders aus? Was fällt auf?

Ja, es ist auch hier DEFINITIV anders – auch im Vergleich zu den jüngeren Menschen! Bei den an oder mit Covid Verstorbenen etwa beträgt der Zuwachs nur 14,55% – das ist weniger, als es durch das Fehlen der drei Monate sein dürfte!
Auch hier folgen – in umgekehrter Reihenfolge – Diabetes und Demenz als nächstes. Allerdings ist der Zuwachs deutlich geringer. Bei den Transportmittelunfällen gab es im Gegensatz zu den Jüngeren einen RÜCKGANG um mehr als 12% Bedenklich finde ich, dass im Gegensatz zu den Menschen UNTER 65 die Zahl der Selbsttötungen bei den älteren Menschen um 8% gestiegen ist!
Alle anderen Todesursachen sind um weniger als 5% angestiegen.

Stark ABGENOMMEN haben auch hier die Zahlen bei den Influenza- und Lungenentzündungs-Todesfällen. Auch die Todesfälle wegen Erkrankungen der Atmungsorgane sind im Vergleich zu 2020 stark zurück gegangen. Ebenfalls um mehr als 10% weniger wurden die Todesfälle aufgrund von Erkrankungen der Nieren oder des Urogenitalsystems und chronischen Atemwegserkrankungen.

FAZIT

Ich bin schon gespannt auf die endgültigen Zahlen zu den Todesursachen 2021! Nicht nur, weil dann klar wird, wie große der Anteil des Rückgangs getrennt nach Influenza und Lungenentzündungen sein wird.
Auch andere Zahlen lassen mich fragend zurück: Wie kann es sein, dass in Pandemiezeiten die Zahl der Lungen- und Atemwegserkrankungen so stark zurück gehen kann? Warum sinken die Zahlen bei den Herzerkrankungen so stark ab? Und wieso haben wir so einen starken Zuwachs bei den Todesfällen wegen Diabetes und – vor allem auch bei den Menschen unter 65 Jahren – bei Demenz?
Die Frage ist, ob sich je jemand damit beschäftigen wird, inwieweit sich die ganzen Maßnahmen und Einschränkungen ausgewirkt haben? Auffallend dabei sind etwa mehr als 8% Selbst-Tötungen bei den Menschen ab 65 Jahren im Vergleich zwischen 2020 und 2021…