Die Pandemie und der Tod – Teil 12: Der Pandemiezeitraum

Vorbemerkung

Ich habe vor einigen Wochen viel zum Thema Tod und Pandemie geschrieben. Hier ein Update, das nicht auf die KALENDERJAHRE ausgelegt ist, sondern den Pandemiezeitraum. Da es nun Daten bis zur KW 09 bei den einzelnen 55-Jahres-Altersgruppen gibt, kann ich den Zeitraum von KW 10 bis KW 09 im Folgejahr als Zeiteinheit darstellen. Die Zahlen hier sind pro 1.000 EW gerechnet, damit alles vergleichbar ist.

Die Datenquellen, die ich für diese Zahlen verwendet habe, sind alle von der Statistik Austria (die Angaben zu den C19-Verstorbenen stammen von den Datend er AGES).

Die Bundesländer im Vergleich

Schauen wir uns zuerst die offiziellen Gesamt-Todesfälle aus Österreich und allen Bundesländern an im Pandemiezeitraum an.
Zur Erinnerung bei den offiziellen Covid-Todesfällen noch der Satz von der Webseite des BM für Gesundheit: „In diese Statistik können Personen, die direkt an den Folgen der Viruserkrankung selbst oder „mit dem Virus“ (an einer potentiell anderen Todesursache) verstorben sind, fallen.“

Es fällt sofort auf: Es gibt sehr starke Unterschiede zwischen den Bundesländern! Während Vorarlberg praktisch immer am wenigsten Tote pro 1.000 EW hat, liegt das Burgenland mit wenigen Ausnahmen immer ganz oben. Das dürfte wohl auch mit der Altersstruktur der Bevölkerung zu tun haben – das wird auch durch die Tatsache, dass Wien – wo die Bevölkerung im Lauf der letzten 20 Jahre eindeutig jünger wurde im Schnitt – vom am meisten betroffenen Bundesland im Zeitraum 2000/2001 zu einem der besten drei in den letzten drei Jahren wurde.

Österreich in groben Altersgruppen

Die folgenden Grafiken enthalten die Zahlen des Pandemiezeitraums (jeweils März bis Februar) der Jahre ab 2000 in Altersgruppen zu jeweils 15 Jahren und nach Geschlecht getrennt. Ich packe bei diesen Gruppen immer in zwei Altersgruppen zusammen in eine Grafik.

Die Kinder und jungen Erwachsenen

Wir sehen hier die Altersgruppen der bis 14-Jährigen und der Menschen von 15 bis 29 Jahren.

Bei den männlichen Gruppen sehen wir, dass die unter 15 Jahre alten im Jahr VOR der Pandemie einen leichten Anstieg hatten, dann zwei Jahre eine deutlich sinkende Tendenz. Bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 15-29 Jahren sieht das anders aus. Hier sinken die Zahlen vor der Pandemie und STEIGEN dann gut erkennbar an – in einem Ausmaß, das KEINESFALLS mit den wenigen Todesfällen erklärt werden kann (es waren über den gesamten Pandemiezeitraum bisher zwischen 0,01 und 0,02 Todesfälle pro 1.000 EW in diesen Altersgruppen so genannte „C19-Verstorbene“, der Anstieg in der Grafik beträgt in dem Zeitraum 0,08).

Bei den weiblichen Gruppen sieht es anders aus: Im zweiten Pandemiejahr gab es bei beiden Gruppen einen starken Rückgang der Todesfälle, im ersten Jahr blieb er bei den unter 15-Jährigen wie im Vorjahreszeitraum, bei den jungen Frauen im Alter von 15-29 Jahren gab es einen Anstieg, der etwa 30 Mal so stark war, wie die Anzahl der C19-Todesfälle bei den Frauen von 25-34. Darunter gab es bis zu diesem Zeitpunkt keine einzige an oder mit Corona Verstorbene!

Die Menschen von 35 bis 59 Jahren

Bei den männlichen Gruppen sehen wir, dass die 30-44-Jährigen wenig auffallen beim Anstieg während der Pandemie. Deutlicher ist die Zunahme der Erwachsenen im Alter von 35-59 Jahren zu erkennen. Auch hier ist sie wieder größer, als die Zahl der C19-Verstorbenen und bleibt unter den Werten vor dem Winter 2013/14 zurück.

Bei den weiblichen Gruppen ist praktisch kein Anstieg zu erkennen, eher ist das Absinken der Kurve bei den Frauen im Alter von 35-59 Jahren gestoppt worden.

Die Menschen von 60 bis 89 Jahren

Bei den männlichen Gruppen sehen wir, dass es in der Altersgruppe der 75-89 Jahre alten Menschen VOR der Pandemie einige Jahre ein deutliches Absinken der Zahlen gab von 70 Todesfällen pro 1.000 EW auf etwa 60. Bereits im Winter vor der Pandemie wurde dieser Abwärtstrend gestoppt und im ersten Pandemiejahr kam es zu einem DEUTLICHEN Anstieg, welcher im zweiten Pandemiejahr bereits wieder in eine klare Abwärtsbewegung überging. Die Werte stiegen jedoch nie auf die Zahlen von vor dem Winter 2012/13 an.
Bei der jüngeren Gruppe der Männer von 60-74 Jahren sehen wir eine leichte Aufwärtsbewegung, die dem Trend davor klar entgegenläuft. Diese Aufwärtsbewegung ist in beiden Pandemiejahren in etwa gleich groß.

Bei den weiblichen Gruppen ist das Ganze von den Tendenzen her sehr ähnlich, allerdings weniger stark ausgeprägt und ohne die Aufwärtsbewegung bereits im Zeitraum vor der Pandemie bei den älteren Frauen, dafür aber bei der jüngeren Gruppe.

Die Menschen ab 90 Jahren

Bei den Männern ab 90 Jahren sehen wir, dass die Kurve generell seit dem Zeitraum 2000/2001 immer wieder Schwankungen unterworfen ist. Der Anstieg im ersten Pandemiejahr ist jedoch der stärkste. Bitte auch beachten, dass innerhalb eines Jahres in dieser Altersgruppe von 1.000 Männern immer zwischen 250 und 300 innerhalb eines Jahres versterben!

Bei den Frauen ab 90 Jahren sind es weniger Todesfälle (nur einmal, 2008/2009 waren es mehr als 250 von 1.000). Außerdem sehen wir hier im Gegensatz zu den Männern im zweiten Pandemiejahr wieder eindeutig einen Abwärtstrend zum Vorjahr, der fast schon wieder zu den Zahlen in den Jahren vor der Pandemie führt.

Ohne Kommentare – die einzelnen 5-Jahres-Altersgruppen

Mit den Kurven zu den einzelnen 5-Jahres-Gruppen lasse ich euch „alleine“ – das soll heißen, ich schreibe nicht überall etwas dazu – die Zahlen sprechen für sich – bitte immer darauf achten, wie viele Todesfälle pro 1.000 EW es jeweils gibt. Bei den Kindern von 5 bis 9 Jahren sind das gerade einmal 0,03 bis 0,15 pro 1.000, bei den Männern ab 95 Jahren sterben mehr als 440 von 1.000 in den beiden Pandemiejahren!

FAZIT

Wenn wir die Zahlen der einzelnen Altersgruppen anschauen, sehen wir, dass der Anstieg der Todesfälle in den Zeiträumen der letzten beiden Jahre vor allem bei den Männern DEUTLICH höher war als bei den Frauen. Auffallend ist auch, dass es im Alter der 15 bis 74 Jahre alten Männer in JEDER Altersgruppe im zweiten Pandemiejahr MEHR Verstorbene gab als im ersten – mit Ausnahme der 40-44-Jährigen. Bei den Frauen ist das nur bei den 40-74-Jährigen erkennbar (Ausnahme 45-49 Jahre).

Und die einzige Altersgruppe, in der die Todesfälle während der zwei Pandemiejahre die stärksten seit dem Jahrtausendwechsel waren, sind die Männer und Frauen ab 95 Jahren. Leider kann ich ab 85 nicht mehr sagen, wie viele davon an oder mit C19 verstorben sind… (unter 85 gibt es zumindest 10-Jahres-Altersgruppen bei den Covid-Verstorbenen).

Auch noch auffallend: Außer bei den 80-84-Jährigen sank in ALLEN Altersgruppen ab 75 Jahren der Anteil der Verstorbenen vom ersten auf das zweite Pandemiejahr wieder ab. Ob es sich dabei um eine „Ausgleichsbewegung“ zum starken Anstieg des Vorjahreszeitraums handelt oder das Ganze andere Gründe hat, kann ich nicht sagen. Angesichts der Tatsache des starken Rückgangs der Letalität bei den einzelnen Covid-Wellen im Laufe der zwei Jahre (siehe Grafik unten), ist der eine oder andere Anstieg im zweiten Pandemiejahr durchaus hinterfragenswert!