Die Epidemie im Jahresvergleich

19 Monate Pandemie

Wie öfter war es eine Frage, die mich dazu brachte, mir die Daten einmal anders anzuschauen. „Wieso wird eigentlich nie unterschieden zwischen den Jahren,“ fragte mich heute eine Bekannte am Telefon.

Ich habe es jedoch nicht auf Kalenderjahre angelegt, sondern quasi „Pandemie-Jahre“. Ich habe also quasi von Anfang März, wo es die ersten Daten gab, im Jahr 2020 bis zum Februar 2021 das „erste Pandemiejahr“ definiert. Dazu gibt es dann einen Vergleich mit dem Pandemiejahr zwei seit damals. Selbstverständlich fehlen da noch viele Wochen und Monate, bis dieses Jahr auch „voll“ ist.

Was dabei herausgekommen ist, finde ich sehr spannend. Auch und vor allem, wie unterschiedlich hier wieder die einzelnen Bundesländer abschneiden.

Angeschaut habe ich mir 5 Kennzahlen, immer auf ganze Wochen gerechnet, weil damit einzelne Tageschwankungen ausgeglichen werden:

  • die neuen positiven Fälle pro Woche
  • die Test-Zahlen pro Woche
  • die C19-Bettenbelegung im Schnitt in den Normalbetten pro Woche – leider kann ich hier keine PatientInnenzahlen liefern, weil es zwar Zahlen zu den belegten Betten gibt, aber keine zu den einzelnen Personen (es kann ja eine Person nach einem Tag wieder entlassen werden oder sogar 234 Tage auf der Intensivstation liegen – letzteres ist dokumentiert beim einzigen Intensiv-C19-Patienten in Österreich unter 10 Jahren, der laut Bericht verstorben ist)
  • die C19-IntenivpatientInnen im Schnitt in den Normalbetten pro Woche
  • die an und mit C19 Verstorbenen pro Woche

Da ich die Bundesländer nicht direkt miteinander vergleichen kann, habe ich alles so dargestellt, dass die Werte immer pro 100.000 Einwohner sind. Damit können Bundesländer mit sehr unterschiedlich großer Bevölkerung miteinander verglichen werden.

Bundesländervergleiche

Im ersten Kapitel geht es um einen Vergleich der Gesamtsummen pro „Pandemiejahr“ unter allen Bundesländern. Bitte nicht vergessen: das zweite Pandemiejahr ist erst 7 Monate alt, also knapp über der Hälfte und außerdem fehlen die Wintermonate, in denen jede Art von Erkrankung der Atemwege und virale Erkrankungen grundsätzlich stärker auftreten!

Die neuen Fälle (= positiv Getesteten / Infizierte)

Im Pandemiejahr 1 war Salzburg das Bundesland mit den meisten Abgesonderten (=positiv Getesteten). Fast 7.000 von 100.000 Menschen, also etwa 7% aller SalzburgerInnen waren bereits einmal positiv von März 2020 bis Februar 2021. Am wenigsten Fälle gab es in NÖ – da waren es etwa 4,3% aller Menschen.

Im Pandemiejahr 2 war es bisher Wien – das fällt auch darum doppelt auf, weil Wien im 1. Jahr unter dem Schnitt lag. Jetzt sind in Wien bereits nach den sieben „harmloseren“ Monaten von März bis September fast 4% positiv getestet worden. Am wenigsten waren es hier die BurgenländerInnen, dort waren es noch keine 2,5% aller EW.

Die Tests (PCR und Antigen)

Selbstverständlich sind es im Land der Testweltmeister extrem viele Tests, die gemacht wurden. Dass die Anzahl der Tests auch Auswirkungen auf die Zahl der gefundenen Fälle hat, ist wohl jedem klar – je mehr asymptomatische bei Massentestungen getestet werden, desto mehr Personen werden positiv getestet pro 100.000 EW.
Im Pandemiejahr 1 waren das Burgenland und Vorarlberg die beiden Bundesländer, in denen pro 100.000 EW mehr als 200.000 Tests gemacht wurden. In Kärnten wurden mit 120.000 Tests pro 100.000 EW deutlich am wenigsten Tests gemacht.

Im Pandemiejahr 2 EXPLODIERTEN die Testzahlen – obwohl erst sieben Monate vorbei sind, wurden in Vorarlberg schon fast 1 Million Tests pro 100.000 EW gemacht. Das bedeutet, dass – statistisch gesehen – schon jede in Vorarlberg lebende Person 10 Mal getestet wurde in den letzten 7 Monaten. Und da sind die ganzen Schultests noch gar nicht enthalten, das würde die Zahl noch einmal auf fast das Doppelte steigern! Ebenfalls über dem Bundesschnitt liegen Salzburg, Wien, die Steiermark und OÖ. Am wenigsten waren es hier in Tirol, dort waren es etwa 40% weniger als in Vorarlberg.

Die Hospitalisierten (= C19-PatientInnen im Normalbett)

Bei den Spitalsbetten kann ich die Zahlen nicht auf Personen berechnen, sondern nur auf belegte Betten pro Woche.

Im Pandemiejahr 1 war OÖ das Bundesland mit den meisten Hospitalisierten. 12 Normalbetten pro 100.000 Menschen waren pro Woche in Oberösterreich belegt im Schnittmit positiv getesteten PatientInnen von März 2020 bis Februar 2021. Am wenigsten belegte Betten gab es 6,7 pro Woche und 100.000 Menschen.

Im Pandemiejahr 2 war es bisher Wien mit 10 Betten pro Woche und 100.000 EW. Wien fällt – wieder einmal – besonders auf und hat als einziges Bundesland bereits mehr belegte Betten pro Woche als im ersten Pandemiejahr gehabt. Und weil Wien das bevölkerungsreichste BL ist, fällt es besonders ins Gewicht beim Bundesschnitt. Am wenigsten waren es hier klar in Vorarlberg, dort waren es etwa 3,2 Betten pro Woche und 100.000 EW.

Die C19-IntensivpatientInnen

Bei den Spitalsbetten kann ich die Zahlen nicht auf Personen berechnen, sondern nur auf belegte Betten pro Woche.

Bereits im Pandemiejahr 1 war WIEN das Bundesland mit den meisten belegten Intensivbetten mit positiv getesteten PatientInnen. 2,6 Betten pro Woche und 100.000 EW waren mit C19-PatientInnen belegt im Schnitt von März 2020 bis Februar 2021. Das ist insofern bemerkenswert, weil das heißt, dass auf 3,8 PatientInnen im Normalbett in Wien ein(e) IntensivpatientIn entfällt – nur Vorarlberg mit 3,6 liegt hier noch höher, allerdings aus einem anderen Grund, weil dort die Zahl der C19-Normabettbelegungen deutlich niedriger war.
Am wenigsten Fälle gab es in Kärnten – da waren es 1,1 Betten pro Woche und 100.000 Menschen – genau den gleichen Wert gab es in Kärnten im Schnitt im zweiten Jahr der Pandemie.

Im Pandemiejahr 2 war es bisher ebenfalls Wien mit 4,3 Betten pro Woche und 100.000 EW. das ist ein EXTREM hoher Wert, das Burgenland mit 2,7 Betten hat am zweitmeisten Belegung ausgewiesen, liegt aber 37% hinter Wien! Wien hat damit übrigens in sieben Monaten (ohne die kalte Jahreszeit) statistisch bereits gleich viele IntensivpatientInnen gehabt wie im gesamten ersten Jahr der Pandemie samt der ersten und zweiten Welle. Das Burgenland an zweiter Stelle, NÖ an dritter und OÖ an vierter Stelle liegen alle über dem Schnitt des ersten Jahres, Salzburg als siebter ebenfalls.
Am wenigsten waren es – neben Kärnten in Vorarlberg, dort waren es ebenfalls erst 1,1 Betten pro Woche und 100.000 EW. Außerdem ist Vorarlberg das einzige Bundesland, in dem der Schnitt stark zurück gegangen ist.

Die C19-Todesfälle

Bei den an und mit C19 Verstorbenen gibt es wieder personenbezogene Daten. Im Pandemiejahr 1 waren die Steiermark und Kärnten am stärksten betroffen. 142 bzw. 126 Todesfälle pro 100.000 EW gab es dort zu beklagen – alle anderen Bundesländer lagen unter 100 – also weniger als 0,01%. Die Steiermark lag bei der Zahl der positiven Tests an drittletzter Stelle, Kärnten genau im Schnitt des Bundes. In Vorarlberg wurden mit 69 Todesfällen pro 100.000 EW am wenigsten Verstorbene registriert. Das sind keine 0,07%.

Im Pandemiejahr 2 IMPLODIEREN die Zahlen glücklicherweise. Kein Bundesland liegt bisher über 37 Todesfällen pro 100.000 EW – das ist der Werte des „Spitzenreiters“ im negativen Sinne: Wien. Nur das Burgenland (45%) und Wien (41%) haben schon annähernd die Hälfte der Todesfälle des ersten Pandemiejahres zu beklagen. Vorarlberg (14,55%) und Tirol (10,86%) haben nicht nur bei diesem Vergleich die Nase vorne, sondern auch am wenigsten Todesfälle pro 100.000 EW. 10 bzw. 9 pro 100.000 EW sind es bisher im Westen Österreichs gewesen. Das bedeutet, dass dort mindestens 99,99% aller Menschen NICHT an oder mit Corona verstorben sind!

Wenn wir uns zum Schluss dieser ersten Betrachtungsreihe noch anschauen, wie viele Prozent der Verstorbenen im ersten oder im zweiten Pandemiejahr verstorben sind, sehen wir, dass in Wien ca. 30% in den sieben Monaten des zweiten Jahres verstorben sind, in Tirol ca. 10%. Hoffen wir, dass sich dieses Verhältnis möglichst nicht mehr zu sehr verschiebt – obwohl die kommenden fünf Monate noch eine lange Zeit sind!

2 thoughts on “Die Epidemie im Jahresvergleich

  1. Phänomenal 👏
    Danke 🙏
    Unglaublich 😵 interessant 🧐
    Gibt es auch eine Statistik über den Zeitaufwand des Zahlenfreaks 💁🏻‍♀️

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