Epidemischer Jahresvergleich #2

Österreichs Kurven

Ich habe heute in der Nacht schon die Bundesländervergleiche gepostet – jetzt kommen die einzelnen Kurven im Zeitverlauf. Diese sind noch einmal interessanter, weil wir erkennen können, WANN es hohe Ausschläge nach oben gab und dabei die beiden Pandemiejahre vergleichen können.

Zur Wiederholung für die, die den ersten Beitrag nicht kennen: Ich habe quasi „Pandemie-Jahre“ angelegt – von Anfang März 2020 bis zum Februar 2021 war das „erste Pandemiejahr“. Dazu gibt es dann einen Vergleich mit dem Pandemiejahr zwei seit damals. Auf den heutigen Grafiken ist gut erkennbar, wie weit das zweite Jahr bereits vorangeschritten ist.

Was dabei herauskommt, ist sehr spannend – dieses Mal geht es mehr um den Vergleich der Zeiträume in ganz Österreich bzw. einem Bundesland.
Da ich die Bundesländer sonst nicht direkt miteinander vergleichen kann, habe ich alles so dargestellt, dass die Werte immer pro 100.000 Einwohner sind. Damit können Bundesländer mit sehr unterschiedlich großer Bevölkerung miteinander verglichen werden.

Angeschaut habe ich mir 5 Kennzahlen, immer auf ganze Wochen gerechnet, weil damit einzelne Tageschwankungen ausgeglichen werden:

  • die neuen positiven Fälle pro Woche
  • die Test-Zahlen pro Woche
  • die C19-Bettenbelegung im Schnitt in den Normalbetten pro Woche – leider kann ich hier keine PatientInnenzahlen liefern, weil es zwar Zahlen zu den belegten Betten gibt, aber keine zu den einzelnen Personen. In Vorarlberg kenne ich die Personenanzahl, daher weiß ich dort, dass in Summe 478 (Wochenschnitt) belegte C19-Normalbetten in der gesamten Pandemiezeit und pro 100.000 EW in etwa 496 PatientInnen entsprechen.
  • die C19-IntenivpatientInnen im Schnitt in den Normalbetten pro Woche – auch hier wieder nur Betten-Zahlen – in Vorarlberg entsprechen die 133 (im Wochenschnitt) belegten Betten im Gesamtzeitraum 80 PatientInnen.
  • die an und mit C19 Verstorbenen pro Woche

Österreich

Im zweiten Kapitel geht es um einen Vergleich der Kurven der beiden Pandemiejahre. Gut zu erkennen ist, dass das zweite Jahr den Höchst-Stand vom ersten Jahr noch vor sich hat.

Die neuen Fälle (= positiv Getesteten / Infizierte)

Im Pandemiejahr 1 verlief die erste Welle ruhig. Bereits der erste „Schnapper“ von Welle 2 war gleich hoch, bevor es EXTREM nach oben ging. Zum Höchststand der Welle 2 gab es in Österreich 800 neue positive Fälle pro 100.000 EW – das sind 0,8% der Bevölkerung.

Im Pandemiejahr 2 war die Kurve in Österreich praktisch durchgehend höher als im ersten Jahr der Pandemie. Nur kurze Zeit im Sommer gab es beide Male kaum Fälle. Wir wissen jedoch, dass die Inzidenzen nichts darüber aussagen, ob ein erhöhtes Krankheitsgeschehen auftritt, sondern vor allem viel über die Zahl der Tests definiert sind. Darum ist die folgende Grafik in Zusammenhang mit der über die Inzidenzen zu sehen!

Die Tests (PCR und Antigen)

Österreich ist Test-Weltmeister. Hier sehen wir nun, seit wann das so extrem ist: Die blaue „Spitze“ im Epidemiejahr 1 ist NICHT, wie ich selbst auch zuerst geglaubt habe, die Massentestungsversuche im Dezember 2020. Das sehen wir auch daran, dass der Jahreswechsel mit „NEU“ markiert ist. Es handelt sich dabei nämlich um eine „Nachmeldung“ von Tests Mitte Jänner 2021. Wenn wir uns also diese Spitze „wegdenken“, sehen wir, dass etwa ab Neujahr bis Mitte Februar eine extreme Steigerung bei den Tests begann. Dieser erste Anstieg geht etwa bis Ende März (also Woche 4 im zweiten Epidemiejahr).
Auch die zweite Spitze, die interessanterweise fast gleich hoch war wie die erste im Jänner und auf die erste Juniwoche fällt, ist so nicht erklärbar – die Öffnung am 19. Mai war zwei Wochen vorher. Vielleicht erkennen wir bei den Bundesländern, wo diese Spitzen herkommen und/oder ob sie überall zu sehen sind.
Zu der Zahlengröße noch eine Erklärung: In diesen zwei „Spitzenwochen“ hätten demnach mehr als 40.000 Tests auf 100.000 EW in Österreich stattfinden müssen – also 40% aller EW, wenn jeder einmal getestet worden wäre.

Die Hospitalisierten (= C19-PatientInnen im Normalbett)

Bei den Spitalsbetten kann ich die Zahlen nicht auf Personen berechnen, sondern nur auf belegte Betten pro Woche.

Im Pandemiejahr 1 ist bei der Kurve für Österreich ganz klar erkennbar, dass nach der Welle 1 (dort fehlen die Zahlen vor dem 1. April) die zweite Welle mehr als 4 Mal so stark ausschlägt. Auffallend ist auch, dass zu Neujahr die Zahlen zwei Wochen stagnieren mitten in einer Phase des Abfallens. In der zweiten Welle waren maximal 42 Betten pro Woche und 100.000 EW mit C19-PatientInnen belegt.

Im Pandemiejahr 2 war die dritte Welle wohl etwas höher als Welle 1 im Jahr zuvor. Sie war jedoch nicht ganz halb so hoch wie Welle 2 im Herbst 2020. Die jetzige „vierte Welle“ ist bisher nicht einmal halb so hoch wie die dritte im Frühjahr 2021. 7 Betten pro Woche und 100.000 EW sind genau ein Sechstel der Welle 2 letzten Herbst. Was es damals nicht gegeben hat, ist eine deutliche Stagnation über 3 Wochen, die sich auch für die laufende Woche abzeichnet. Das wird wohl auch der Grund sein, warum das „Prognosekonsortium“ seine düstere Prognose für Oktober bereits wieder nach unten korrigiert hat gestern.

Die C19-IntensivpatientInnen

Bei den Spitalsbetten kann ich die Zahlen nicht auf Personen berechnen, sondern nur auf belegte Betten pro Woche.

Im Pandemiejahr 1 ist bei der Kurve für Österreich ganz klar erkennbar, dass nach der Welle 1 (dort fehlen die Zahlen vor dem 1. April) die zweite Welle am höchsten war. Im gegensatz zu den Hospitalisierten war sie aber nicht 4 Mal so stark sondern nur etwa 2,5 mal stärker als Welle 1. Auch hier fällt auf, dass zu Neujahr der Trend vollkommen gebrochen wird – ich tippe auf „Nachmeldungen“ mitten in einer Phase des Abfallens. In der zweiten Welle waren maximal 8 Betten pro 100.000 EW mit C19-PatientInnen belegt im Österreich-Wochen-Schnitt.

Im Pandemiejahr 2 war die dritte Welle hier interessanterweise fast gleich hoch wie die zweite Welle – anders als bei den Hospitalisierten. Auch die jetzige „Welle 4“ schlägt hier höher zu Buche als im Vergleich bei den Hospitalisierten.

Das Verhältnis Hospitalisierte zu IntensivpatientInnen bei den einzelnen Wellen ist durchaus interessant: Bei Welle 1 kamen auf 1 belegtes Intensivbett etwa 3 Normalbetten mit C19 PatientInnen. Bei der zweiten Welle waren es ca, 5 Betten, bei der „Welle 3“ sind es dann sogar weniger als 3 und in Welle vier jetzt ebenfalls nur 2,8. Ich bin gespannt, wie sich das bei den einzelnen Bundesländern zeigen wird!

Die C19-Todesfälle

Bei den an und mit C19 Verstorbenen gibt es wieder personenbezogene Daten von Beginn an. Im Pandemiejahr 1 starben zum Höhepunkt der ersten Welle pro Woche etwa 2 von 100.000 Menschen an/mit C19. Bei der Welle zwei waren es mit 9 Personen pro 100.000 pro Woche fast genau 5 Mal so viele.

Welle drei im Frühjahr 2021 war dann etwas stärker als Welle 1 ein Jahr zuvor. Hier wird noch interessant sein zu sehen, wie unterschiedlich dies in den verschiedenen Bundesländern ablief. Bei „Welle 4“ ist unschwer zu erkennen, dass es nicht nur kaum zu einem Anstieg kam, sondern auch dass dieser bereits wieder in eine Abwärtsbewegung übergegangen ist – auch für die laufende Woche zeichnet sich momentan eher ein weiterer Rückgang ab.