Das Land und das Ländle

Es gibt neue Zahlen zu den Impfungen – ich war natürlich neugierig, ob die eklatante Fehlerzahl bei den verabreichten Impfdosen eine Aufklärung oder Korrektur erfahren hat – dabei habe ich gleich noch einen genaueren Blick auf die Zahlen der verabreichten Vakzine in Sachen Covid 19 gemacht:

Ich habe ja bereits darüber geschrieben, dass da eine „Kleinigkeit“ nicht stimmen kann bei den Zahlen des offiziellen Impf-Dashboards in Sachen Covid-Vakzine – hat sich das geändert/aufgeklärt?

Das ist die Zahl, die heute Nacht zu finden ist am Dashboard ohne wirkliches Dashboard:

Neu ist nun eines: Es gibt bereits Zahlen (in den Daten, die dort heruntergeladen werden können), die bis zum 23.11.2023 reichen. Wenn ich dort alles zusammenzähle, was seit 1. September verabreicht wurde, komme ich auf:

Die Bundesländer

So sieht die Verteilung der Verabreichungen aus, wenn wir die Zahlen der Bundesländer heranziehen. Natürlich sind die Zahlen der vier Bundesländer mit mehr als einer Million EW deutlich höher als die der anderen. Wie sieht das aus, wenn wir es relativieren und es pro 100.000 EW darstellen?

Jetzt ist klar erkennbar, dass das kleinste Bundesland in Sachen EW das mit den meisten Verabreichungen ist: Im Burgenland wurden fast drei Mal so viele Dosen verimpft wie in Vorarlberg, dem Bundesland mit den zweitwenigsten Einwohnern – Nur in Tirol gab es im Schnitt der letzten gut 80 Tage ebenfalls weniger als 10 Verabreichungen pro 100.000 Menschen und Tag. Der Tag mit den meisten verabreichten Dosen (relativ gesehen) war der 10. Oktober 2023 – damals wurden im Burgenland immerhin fast 96 von 100.000 Menschen geimpft – das sind 0,0956% (mit diesem Tempo wären in gut 1.000 Tagen alle BurgenländerInnen einmal geimpft).

Altersgruppen insgesamt

Wenn wir uns noch anschauen, wie viele Menschen in Österreich in den einzelnen verfügbaren Altersgruppen gegen Covid geimpft wurden, dann sieht das so aus:

Einen ersten Stich erhielten (berechnet auf die EW-Zahlen von Anfang 2023) zwischen 12% (Kinder unter 12 Jahren) und 91% (SeniorInnen von 75 bis 84 Jahren).
Bei der ursprünglich „Vollimmunisierung“ genannten zweiten Impfung waren es zwischen 1% und 4% weniger pro Altersgruppe – am größten war der Unterschied bei den 15-24-Jährigen, wo etwa 4% sich kein zweites Mal mehr impfen ließen.
Ein drittes Mal Impfen hieß dann irgendwann nicht mehr „Booster“, sondern „Grundimmunisierung“ – dazu waren – verglichen mit den Erstimpfungen schon deutlich weniger Menschen bereit. Die Zahlen liegen hier zwischen 3% bei den Kindern unter 12 Jahren und 86% bei den 75 bis 84 Jahre alten EinwohnerInnen.
Und vier oder mehr Mal (das 4+ steht ja für ALLE verabreichten Dosen nach der dritten Impfung, daher wären die korrekten Zahlen, wenn nach 4, 5, 6 oder mehr unterschieden würde, noch deutlich niedriger) impfen ließen sich nur bei den Menschen ab 75 mehr als die Hälfte aller in Österreich lebenden Menschen. Bei den 65-74-Jährigen waren es noch knapp über 41% und dieser Wert sinkt dann immer weiter ab bis auf 0,1% aller Kinder unter 12 Jahren – also eines von 1.000 Kindern.

Sehen wir uns hier noch die Werte der VorarlbergerInnen an, wo die Zahlen zuletzt deutlich am niedrigsten waren:

In Vorarlberg gibt es zum Beispiel keine einzige Altersgruppe, in der sich mehr als 44% ein viertes Mal impfen ließ. Bei den Kindern unter 12 Jahren liegt dieser Wert sogar auf 0,01% – also maximal eines von 10.000 Kindern unter zwölf Jahren wurde im Ländle ein viertes Mal oder öfter geimpft.

Auch bei 12-14-Jährigen gab es in Vorarlberg deutlich weniger verabreichte Impfdosen als im gesamten Bundesgebiet.

Interessant ist auch der Blick auf diese Zahlen: Hier sehen wir, wie viele der Erstgeimpften sich ein zweites, drittes oder viertes Mal (bzw. auch öfter) impfen ließen:

Interessanterweise liegen die Werte hier in Vorarlberg bei den Zweit-Stichen durchwegs höher oder zumindest gleich hoch wie im gesamten Bundesgebiet. Mit Ausnahme der Kinder und Jugendlichen bis 15 gilt das auch bei den Drittimpfungen.
Bei der Dosis 4+ wendet sich das Bild und es wurden in Vorarlberg deutlich weniger impfungen verabreicht bezogen auf die Einfachgeimpften jeder Altersgruppe. Nur bei den Menschen ab 85 Jahren haben sich (maximal, weil ja die Stiche 5,6 usw. nicht einzeln dargestellt werden) die Hälfte all jener, die ihre erste Dosis bekommen haben, auch ein viertes Mal impfen lassen.
Österreich weit waren das bei den Menschen ab 75 immerhin 59% – also DEUTLICH mehr!

FAZIT

Fazit 1: NEIN, der offensichtliche Fehler wurde noch nicht korrigiert – es sind laut den genauen Daten nicht einmal ein Drittel der Impfdosen verimpft worden, die auf der Startseite des „zu überarbeitenden“ Dashboards angegeben werden seit Anfang September 2023.

Fazit 2: In Vorarlberg gibt es bei weitem die niedrigsten Impfquoten Österreichs zuletzt. Interessant ist, dass die Xiberger nach einer ersten Impfung öfter zum zweiten und auch dritten Stich gingen als im Bundesschnitt – allerdings nicht bei den Kindern unter 15 Jahren. Und spätestens bei der Impfung 4+ sinkt auch unter den bereits vorher geimpften die Bereitschaft, sich eine weitere Dosis verabreichen zu lassen.

Fazit 3: Mit nur einer Million Impfdosen würden wir beim momentanen Impftempo (im Schnitt nicht ganz 14 pro 100.000 und Tag) fast 800 Tage lang das Ausreichen haben. Oder anders gesagt: Selbst eine halbe Million Dosen würde mit der Verabreichungsgeschwindigkeit der letzten drei Monate ausreichen, um ganz Österreich zu versorgen für ein ganzes Jahr – wobei hier nicht berücksichtigt ist, dass sich nach der kalten Jahreszeit viel weniger Menschen impfen lassen. Im Sinne des Budgets wäre wahrscheinlich auch eine Viertelmillion mehr als ausreichend.

Fazit 4 – ein Denkanstoß: Laut den offiziellen Daten sind knapp mehr als 2,5 Millionen in Österreich lebenden Menschen gar nicht mit den Vakzinen gegen Covid 19 geimpft. Davon sind fast 1,5 Millionen vom Alter her wahlberechtigt. Das sind fast 20% aller Wahlberechtigten. Vielleicht ist das mit ein Grund, warum die Aussagen, dass vor allem Menschen, die sich nicht impfen ließen, die FPÖ wählen, wieder verschwunden sind von der Bildfläche? Ich denke nicht, dass es Parteien neben der genannten gibt, die von vornherein jeden fünften Wähler automatisch einer anderen Partei zuordnen lassen wollen, oder?