Das Ländle unter Strom

Ich habe mir – anlässlich der netten „Nachzahlung“ auf der Jahres-Stromrechnung 2023 – einmal die Entwicklung der Preise in Sachen Strom in Vorarlberg angeschaut. Dabei konnte ich nur auf die Zahlen unseres Tarifs zurückgreifen – das war seit 2003 VKW Privat 24 und seit 2021 VKW Ökostrom 24.

Das sind alle jährlich pauschaliert zu zahlenden Abgaben und Tarife seit 2003. Damals betrug der Gesamtbetrag knapp über 60 Euro, der Höchststand war im Mai 2022 mit über 133 Euro erreicht. Durch den Wegfall verschiedener „Ökostrompauschalen“ ist die Summe wieder auf knapp über 80 Euro gesunken. Gut zu sehen: das „Messentgelt“ ist weniger geworden (grau), der Grundpreis (bis 2005 ein Posten, danach auf Grundpreis Netznutzung und Grundpreis aufgeteilt) ist hingegen von 20 Euro auf fast 60 Euro gestiegen in 20 Jahren.

Die Stormkosten pro kWh in Cent sind nicht leicht zu durchschauen. 2005 wurde – wie auch beim pauschalen Grundpreis – die Netznutzung dazu genommen und der bis dahin gültige Tarif dadurch auf zwei Posten aufgeteilt. Seit 2007 gibt es auch ein „Netzverlustentgelt“, das vor allem zu Beginn dieses Jahres auffällt (rot). Seit der letzten Strompreiserhöhung ist so wie viele der „Ökotarife“ auch die „Elektrizitätsabgabe“ (gelb) fast verschwunden (von 1,5 Cent auf 0,1 Cent pro kWh).
WICHTIG: Da es hier um die Grundpreise geht, sind KEINE Förderungen oder Deckelungen mit einberechnet, da diese nur bei Haushalten mit niedrigem Stromverbrauch wirklich durchschlagend eingreifen. Und wenn die Preise nicht bis zum Ende dieser Fördermaßnahmen wieder gesenkt werden, erfolgt für ganz viele Haushalte die Ernüchterung spätestens dann, wenn die Deckelungen wegfallen. OHNE diese Stützungen durch Bund und Land ist der Strompreis seit 2003 von etwa 10 Cent pro kWh auf fast 30 Cent gestiegen – bis 2022 waren es bei der VKW „nur“ etwa 50% Zuwachs, danach etwa eine Verdreifachung seit 2003 oder eine Verdoppelung seit 2022. Das sieht auch bei den Nachttarifen nicht anders aus:

Was mir in diesem Zusammenhang noch aufgefallen ist:

War es 2003 noch so, dass der Unterschied zwischen Tag- und Nachtstrom sehr groß war (fast 45% Ersparnis), so ist dieser Unterschied im Jahr 2023 auf unter 20% gesunken! Da lohnt sich bei manchen schon eine Rechnung, ob es überhaupt noch rentabel ist!

FAZIT

„Die VKW senkt die Strompreise und schenkt Ihnen zwei LED-Lampen“ hieß es im Jahr 2015 auf einem Beiblatt zur Rechnung. Dass aber im gleichen Zug die Grundpreise um 41% erhöht wurden, wurde als „Anpassung der Grundpreise“ verkauft.
Generell ist mir aufgefallen, dass immer dann, wenn irgendwo Tarife gesenkt wurden oder eine Pauschale weg kam, ein anderer Posten erhöht wurde – meist zeitgleich, spätestens mit der nächsten „Anpassung“.

Und was ich mich generell frage: Wie viele österreichische Haushalte werden – falls nicht als „Wahlzuckerl“ die Zuschüsse zu den Stromrechnungen des Bundes und der Länder weiter fortgeführt werden – spätestens mit 30. Juni 2024 die zusätzliche Belastung durch die hohen Strompreise nicht mehr stemmen können? Denn eine Steigerung auf das Dreifache in den letzten 20 Jahren entspricht wohl kaum der Inflation oder dem Lohnkostenindex…
Profiteur könnte allerdings der Staat sein, der weiter hohe Steuern einstreift, aber die Förderungen nicht mehr ausbezahlen muss – die ja nur die extremen Preissteigerungen kaschieren wie eine „Zahl 3 nimm 4“ – Aktion im Handel für Produkte, bei denen der Preis angehoben wird.