Das dicke Haar in der Suppe

Viele haben gestern die diversen Meldungen gesehen über den Schulanfang, der ja im Osten des Landes schon recht nahe ist. Ich habe diesen Artikel in der “Presse” dazu gefunden und gelesen: Siehe hier.

Eine Freundin hat mich dann darauf aufmerksam gemacht, dass da in Satz, den ich selbst auch überlesen hätte, durchaus Brisanz enthält:

Etwa ein Prozent der mehr als 30 Mio. PCR-Schultests war positiv.

Quelle: Die Presse (Link siehe oben)

Das wirkt auf den ersten Blick nicht wirklich seltsam – oder doch? Schauen wir uns diese beiden Zahlen doch genauer an: Erstens steht da, dass es “mehr als 30 Millionen Tests” waren. Das ist zwar richtig, allerdings steht auf den Seiten des Gesundheitsministeriums, dass es 31 Mio PCR-Tests gab und mehr als 115 Mio Antigen-Tests. Das heißt, diese Zahl muss sich wohl alleine auf die PCR-Tests beziehen oder?

Ich habe letztes Schuljahr die Zahlen des BM für Unterricht immer dann und in der Form erhalten, wie sie verfügbar waren. Leider gab es 12 Wochen außerhalb der Ferienzeiten, in denen es keine Infos zu den PCR-Tests gab und 10 Wochen ohne Daten zu den Antigentests. Bei den Antigentests gab es allerdings in den letzten 7 Wochen vor Ende der verpflichtenden Tests Anfang Juni keine Daten mehr – da wurde auch hauptsächlich auf PCR umgestellt.
Die Summe aller mir vorliegenden Zahlen sieht dann so aus:

Ich hab also die Daten von gut 13,5 Mio PCR-Testungen und 38,5 Mio AG-Testungen aus dem abgelaufenen Schuljahr. Das sind zusammen etwa 52 Mio Tests. Weit weniger, als das BM für Gesundheit angibt, aber doch auch weit mehr, als in dem Artikel angeführt werden – wenn wir einmal davon absehen, dass alles, was mehr als 30 Mio ist, eben “mehr als 30 Mio Tests” sind.

Von den Tests, zu denen ich die Zahlen habe, waren 23.149 PCR-Tests und 114.979 AG-Tests positiv. Dazu gleich eine Bemerkung zu den AG-Tests: Davon gibt es – außer aus Vorarlberg – keine Daten, wie viele schlussendlich mittels PCR bestätigt wurden. In Vorarlberg waren meist um die 20-30% davon falsch positiv, einmal waren es auch mehr als 50% und einmal nur knapp über 10%. Das heißt, bei den AG-Tests müssen wir zwischen einem Fünftel und einem Drittel abziehen, wenn wir es genau nehmen.

Diese Grafik oben zeigt uns die Tests pro Woche in Österreich und die Linien zeigen den Prozentanteil der positiven tests davon (PCR und AG-Tests zusammen ohne Abzug). Es gab demnach nie mehr als 3 Mio Tests pro Woche und auch nie mehr als 0,8% (EINMAL zum Höhepunkt von Omikron) Positive.

Diese Grafik zeigt die positiven Tests und wieder den Prozentanteil der Gesamtmenge an Tests pro Woche – soweit verfügbar. Nie waren es mehr als 12.000 positive Tests pro Woche, bei den PCR-Tests nie mehr als 4.000!

Und jetzt frage ich mich drei Sachen:

  1. WOHER kommt die Angabe von “etwa 1%” Positiven? Das geht sich nie und nimmer aus, auch nicht mit den Wochen, wo Daten fehlen.
  2. WIE kommt die “über 30 Mio Test” Angabe zustande?
  3. Überlegt sich jemand beim Schreiben des Artikels, was es bedeutet, wenn (mehr als) 99% der Kosten für die Tests dafür verwendet wurden, negative Testergebnisse zu produzieren?