Die Pandemie – Rückblick, Teil 6

Vorbemerkung

750 Updates gab es von mir seit März 2020 – davon waren sieben Wochen-Updates, die anderen alle zum jeweiligen Tag. Zeit für einen „Rückblick“…

Die Datenquellen sind wie immer bei den Grafiken angegeben!

Worum geht es?

Dieser Rückblick ist DERSELBE „Pandemiejahresvergleich“ wie Rückblick 5, allerdings dieses mal mit den einzelnen Bundesländern!

Selbstverständlich sind wie immer die Zahlen pro 100.000 EW gerechnet, weil ich nur so die Bundeszahlen und die einzelnen Bundesländer vergleichen kann.

Die Abgesonderten vs die 10-Tages-Werte

Wie schaut denn ein Vergleich der Zahlen aus, wenn wir die positiven Tests der letzten 10 Tage (rot) mit den Abgesonderten (schwarz) vergleichen? WENN die Vorgaben des Ministeriums eingehalten worden wären, dann müsste die rote Kurve immer nahe an der schwarzen sein – ganz am Anfang, als es generell hieß „14 Tage Quarantäne“ müsste sie darunter liegen. Dann in etwa auf der selben Höhe (nur „Langzeitpositive“ dürften über der roten Linie liegen), und seit kurzem muss die rote Linie HÖHER liegen als die schwarze, weil ja die Absonderung nach 5 Tagen aufgehoben wird, die rote Linie hingegen die Positiven der letzten 10 Tage zeigt.
DIESE KURVEN SIND NICHT pro 100.000 EW BERECHNET, weil es ja nicht um den Bundesländervergleich untereinander geht, sondern den Vergleich des „Solls“ mit dem „Ist“!

Im Burgenland zeigt sich, dass bis zum Höchststand der zweiten Welle kaum Unterschiede zu sehen sind. Danach gibt es immer eine zeitlich Verschiebung der Abgesonderten, die bis zu 3 Wochen dauern kann und zusätzlich sind die Werte zu HOCH bei den Abgesonderten. Das heißt, im Burgenland sind die Menschen grundsätzlich deutlich länger in Absonderung als empfohlen, vor allem dann, wenn die Wellen zurückgehen.

Kärnten ist ein „Vorzeigeland“, wo sich die beiden Kurven kaum wirklich unterscheiden, AUSSER nach der zweiten Welle und bei den Höchstständen der Delta- und Ominkronwellen. Zudem ist die rote Linie zuletzt meist ÜBER der schwarzen, wie es sein müsste! Außerdem fällt Kärnten durch eine fast spiegelgleiche Doppelwelle bei Omikron auf.

In Niederösterreich fehlt genau das, was ich bei Kärnten als letztes angesprochen habe: Es gibt keine „erste Omikronwelle“. Im Gegenteil, dort sind die Werte von Ende Jänner bis Ende März sogar „verkehrt“ – die Summe der positiven Tests ist HÖHER als die Zahl der Abgesonderten. Am Schluss der Kurve sollte das so sein, im Jänner war dem noch nicht so. Ansonsten fällt bei NÖ nichts Besonderes auf.

Auch in Oberösterreich liegt die rote Kurve bereits ab Jänner über der schwarzen, allerdings weniger stark. Zudem ist die erste Omikronwelle gut zu erkennen. Bis März 2021 sind die beiden Kurven fast deckungsgleich, dann immer bei „Wellen“ nicht bis zum Jahreswechsel 2022/23.

Salzburg ist wie Kärnten ist ein „Vorzeigeland“, wo sich die beiden Kurven kaum wirklich unterscheiden, AUSSER nach den zwei Wellen im Jahr 2021. Danach ist ähnlich wie in OÖ und NÖ die rote Kurve über der schwarzen – das heißt, in Salzburg sind die Menschen im Jahr 2022 tendenziell früher als erst nach 10 Tagen aus der Absonderung entlassen worden.

Die Steiermark hat immer bei den „Wellen“ bis Ende 2021mehr Abgesonderte als es sein sollten. Danach bei Omikron haben die Steirer vor allem während den Höchstständen von Omikron WENIGER Abgesonderte als es positive Tests gab in 10 Tagen.

In Tirol gab es bereits bei der zweiten Welle weniger Abgesonderte als es nach den positiven Tests der letzten 10 Tage sein sollten. Mehr waren es nur nach der Delta-Welle.  Und nur in Tirol ist die zweit Omikron-Welle – vor allem bei den Abgesonderten – deutlich niedriger als die erste.

In Vorarlberg war es ebenfalls so, dass während der zweiten Welle weniger Abgesonderte gemeldet waren als es positive Tests in 10 Tagen gab. DANACH ändert sich das bis zum Jahr 2022 und die Zahl der Abgesonderten ist immer DEUTLICH höher als die der 10-Tages-Summe an Positiven. Mit Omikron wird das Ganze wieder fast deckungsgleich und zuletzt ist richtigerweise die rote Kurve klar über der schwarzen.

Last but not least: WIEN – das ja immer wieder „anders“ war. Wie anders zeigt sich hier: Nicht nur, dass ab September 2020 die Zahl der Abgesonderten DURCHGEHEND VIEL ZU HOCH ist bis zum März 2022. Die Wiener hatten zeitweise bis zu doppelt so viele Abgesonderte gemeldet, wie es positiv Getestete in den letzten 10 Tagen gab.

Und weil Wien so anders ist, gibt es hier noch eine Grafik, die das verdeutlicht: Würden die Menschen nach 10 Tagen offiziell aus der Absonderung „ausgemeldet“, müssten die beiden Flächen ziemlich genau in der Mitte aufeinandertreffen, wie sie es am Schluss tun (dort sollten wir jedoch deutlich mehr rot sehen, weil die empfohlene Absonderungszeit UNTER 10 Tagen liegt!).

Zum Vergleich sehen wir hier die gleiche Kurve von Salzburg!

Aktiv Positive

AB HIER SIND ALLE KURVEN IN „PRO 100.000 EW“ DARGESTELLT!

Aktiv Positive sind Menschen, die – aus welchem Grund auch immer – einen PCR-Test gemacht haben bei einer offiziell anerkannten Stelle und deren Test positiv war. Sie bleiben so lange aktiv positiv (oder „abgesondert“), bis die Infektionsabteilung des jeweiligen Bundeslandes sie für genesen erklärt. Das wiederum führt zu seltsamen Phänomenen, da dies je nach Zeitraum und Bundesland SEHR unterschiedlich abläuft.

Hier nun die Grafiken der Abgesonderten: Wir sehen in grau die Kurve des laufenden dritten Pandemiejahres, blau ist das erste Pandemiejahr und orange das zweite.

NEIN, Wien hat NICHT die niedrigste Omikronwelle, sondern diese oben erwähnte unverschämt hohe anzahl an Abgesonderten bis zum Jahr 2022! Die höchsten Zahlen während Omikron hat das Burgenland, wo der Anteil der Vollgeimpften am höchsten ist österreichweit.

Hospitalisierte (Normalbett)

Nachdem es anfangs nur sporadisch Meldungen gab zum Anteil jener Menschen, die nicht WEGEN sondern nur MIT Covid im Spital lagen, hat seit Beginn des dritten Pandemiejahres (sogar etwas früher schon) zumindest die Krankenanstalten GesmbH in Vorarlberg immer betont, dass etwa 80% der C-19-PatientInnen nur mit Nebendiagnose Covid im Spital liegen.
Wenn wir die Kurven anschauen, sehen wir dies für das laufende dritte Pandemiejahr an den weißen Säulen – die violetten sind die Gesamtzahlen aller Personen, die im Spital lagen und positiv getestet worden sind. Für 2020 gibt es leider erst Zahlen ab 1. April.

Burgenland, NÖ und Wien haben die höchsten Zahlen bei der Omikronwelle, alle anderen schon früher. Den höchsten Wert gibt es in OÖ mit 66 C19-PatientInnen pro 100.000 EW am 18. November 2020.

Als zweites hier Grafiken, die zeigen, wie viele Menschen von ALLEN Abgesonderten im Spital lagen. Da wir (siehe oben) bereits wissen, dass WIEN viel zu hohe Zahlen bei den Abgesonderten hat, müssten die Zahlen von dort eigentlich NIEDRIGER als die im Rest Österreichs sein (es waren ja bis zu doppelt so viele Abgesonderte wie anderenorts!).

Auch wenn die Zahlen/Kurven sehr unterschiedlich sind – auch wegen der Ausschläge im Sommer, wo es kaum Fälle gab – zeigt sich eines ganz klar: Das dritte Pandemiejahr war bisher eindeutig das „mildeste“!

Hospitalisierte (Intensivbett)

Auch hier wieder die Vorbemerkung: Nachdem es anfangs nur sporadisch Meldungen gab zum Anteil jener Menschen, die nicht WEGEN sondern nur MIT Covid im Spital lagen, hat seit Beginn des dritten Pandemiejahres zumindest die Krankenanstalten GesmbH in Vorarlberg immer betont, dass etwa 80% der C-19-PatientInnen nur mit Nebendiagnose Covid im Spital liegen.
Wenn wir die Kurven anschauen, sehen wir dies für das laufende dritte Pandemiejahr an den dunkelroten Säulen – die orangen sind die Gesamtzahlen aller Personen, die auf Intensivstationen lagen und positiv getestet worden sind. Für 2020 gibt es leider erst Zahlen ab 1. April.

Diese Kurven sind sehen so aus:

Die höchste Zahl stammt aus dem vergangenen Herbst in Kärnten, wo fast 12 von 100.000 EW als positiv Getestete auf den Intensivstationen lagen. Interessant ist, dass in Vorarlberg, Tirol, der Steiermark und in Oberösterreich der höchste Wert aus dem ersten Pandemiejahr stammt, in den anderen fünf Bundesländern stammt dieser aus dem zweiten Jahr. Überall war das dritte Pandemiejahr schwächer als die beiden vorangegangenen. Am höchsten waren die Zahlen bisher in Wien, Kärnten und dem Burgenland.

Und als zweites auch hier wieder die Werte, wie viele Prozent der Abgesonderten im Spital auf den Intensivstationen lagen – wieder mit dem „Sonderfall Wien“, wo diese Prozentwerte eigentlich deutlich niedriger sein müssten, weil die Ausgangswerte höher sind!

Auch hier wird sehr klar ersichtlich: Das dritte laufende Pandemiejahr ist bisher eindeutig das mit den niedrigsten Werten – das ist auch darum logisch, weil die Zahl der Abgesonderten höher ist als in den Jahren zuvor.

Nachsatz zu den Hospitalisierungen

Zuletzt noch die Kurven, die anzeigen, wie viele Prozent aller C19-Hospitalisierten auf der Intensivstation lagen.

In fünf Bundesländern gab es im Sommer mindestens einmal die Situation, dass es KEINE Normalbetten-Belegung durch positiv getestete PatientInnen gab, aber jemanden auf der Intensivstation. Daher haben Vorarlberg, Salzburg, die Steiermark, Kärnten und das Burgenland dort einen Wert von 100% stehen. Wenn wir diese Zeit außer acht lassen, sehen wir auch hier, dass das laufende dritte Jahr bisher das mit weniger hohen Zahlen ist. Es sieht also so aus, als ob seit Omikron deutlich weniger der hospitalisierten positiven Personen auf die Intensivstation müssen als vorher.

Todesfälle

Ich weiß, dass die Todeszahlen ein „Problem“ darstellen. Nicht erst seit der Umetikettierung von mehr als 3.000 Fällen aus den Jahren 2020 und 2021 im April 2022.
Die hier dargestellten Zahlen beinhalten auch diese „Um-Meldung“ von Verstorbenen, welche ja auf die gesamte Pandemiezeit 2020 und 2021 verteilt waren!

Wenn wir – wie meist üblich, die Kurve mit kumulativen Zahlen darstellen, sieht das ganz so aus:

Hier fallen mir mehrere Sachen auf:

  1. In 8 von neun Bundesländern stammen die höchsten Sterbezahlen aus dem ersten Pandemiejahr – nur Niederösterreich, wo zwischen März und Ende April 66% an Sterbefällen aus den Vorjahren „umgemeldet“ wurde. liegen die Zahlen praktisch gleichauf.
  2. In Vorarlberg und Oberösterreich gab es im laufenden dritten Pandemiejahr mehr offizielle an oder mit Covid Verstorbene als im ersten und im zweiten Pandemiejahr. In sechs anderen Bundesländern lag das zweite Pandemiejahr höher.
  3. Die Ausnahme ist hier Tirol, wo das laufende dritte Pandemiejahr das mit den niedrigsten Zahlen seit Pandemiebeginn ist.
  4. Die höchste Jahressumme stammt aus der Steiermark, wo im ersten Pandemiejahr etwas mehr als 160 offizielle an oder mit Covid Verstorbene pro 100.000 EW gemeldet wurden.

Wer mich kennt, weiß, dass ich solche Darstellungen wie die obere nicht so sehr mag. Daher gibt’s hier noch eine zweite Kurve mit den Wochen-Zahlen:

Hier sehen wir mehr zum Verlauf der Fälle. Folgendes fällt auf:

  1. Der höchste Wert stammt aus der Pandemiewoche 40 im ersten Jahr (Ende November/Anfang Dezember 2020) in Kärnten. Dort wurden fast 20 Fälle pro 100.000 EW gemeldet.
    Dazu noch ein interessantes Detail: Da mir aus dieser Zeit die Original-Tagesmeldungen vorliegen, weiß ich, dass ursprünglich am 30. November 2020 138 C19-Todesfälle und am 6. Dezember 199 Fälle gemeldet worden waren seit Beginn der Pandemie.
    Einen Monat später, am 6. Jänner, wurden für die beiden Tage 232 bzw. 305 Fälle gemeldet (73 Fälle), die diesen Tagen bis dahin zugeordnet wurden.
    Mit den Nachmeldungen im Laufe der Wochen, Monate und Jahre danach wurden bis zum 19. April daraus 245 bzw. 323 Fälle. Mit den „Ummeldungen“ danach wurden bis heute daraus dann 277 C19-Todesfälle am 30. November und 387 am 6. Dezember. So wurden aus 61 zuerst 73 Fälle, danach 78 und bis heute schlussendlich 110!
  2. Die niedrigsten Zahlen österreichweit, wenn es um Wochensummen geht, stammen aus Wien, NÖ und dem Burgenland, obwohl die beiden Bundesländer mit den wenigsten Todesfällen pro 100.000 EW Vorarlberg und Tirol sind.
  3. Vorarlberg, das Bundesland mit den insgesamt bisher besten Zahlen in Sachen C19-Todesfälle, fällt auch dadurch auf, dass es in keinem der drei Jahre in der Zeit von März bis Mai hohe Wochenzahlen gab. Nirgends sonst lagen die Zahlen in allen drei Jahren pro Woche unter 3 Verstorbenen an oder mit Covid pro 100.000 EW.
  4. Im laufenden dritten Jahr der Pandemie gab es seit 1. März 2022 in vier Bundesländern bereits ganze Wochen ohne einen einzigen Todesfall an oder mit Covid: einmal in Tirol, zweimal in OÖ und dem Burgenland und schon viermal in Vorarlberg.

FAZIT

Wien hatte von 2020 bis in die ersten Wochen des laufenden Jahres zeitweise mehr als 100% an Abgesonderten „zu viel“, wenn es um die Empfehlung des BM für Gesundheit geht, dass Menschen nach 10 Tagen aus der Quarantäne entlassen werden sollen.
In Kärnten (exemplarisch, weil das in vielen Bundesländern passiert ist) wurden für die stärkste Woche in Sachen gemeldete C19-Todesfälle in Österreich im Laufe eines Monats 68,11% nachgemeldet (dem Tag zugeordnet) und dann im Laufe der Zeit bis heute noch einmal mehr mehr als 32% „umgemeldet“, sodass schlussendlich mehr als doppelt so viele C19-Tote zu Buche stehen als am Tag der Meldung selbst.
In Vorarlberg gab es bis hin zur Omikron-Welle immer das Phänomen, dass nach dem Höhepunkt der Wellen viele Abgesonderte wochenlang zu lange weiter geführt wurden bei den offiziellen Zahlen.
In Wien verdoppelten sich von 4. auf 5. Juni 2021 die Zahlen der hospitalisierten Personen in den Normalbetten und Intensivbetten innerhalb von 24 Stunden.
In NÖ erhöhten sich die offiziellen Zahlen in Sachen C19-Todesfälle von Anfang März bis Ende April um mehr als 65% – die Erhöhung stammt fast ausschließlich aus „Umetikettierungen“ aus den Jahren 2020 und 2021.

Ich fasse es in einem Satz zusammen: Wenn alle Bundesländer einheitlich vorgehen würden, hätten wir zumindest Zahlen, die vergleichbar wären – leider ist dem NICHT so!

Nachsatz: Spannend wird das Ganze in den kommenden Monaten (bei uns wird ja nicht aufgehört mit den Pandemie-Maßnahmen und -Zahlen), wenn es in einigen Bundesländern Wahlen gibt… 😉