#697 – Die Mücke und der Elefant

Wie wir aus einem erklärbaren Ereignis einen Trend machen

Man nehme ein vorhersehbares Ereignis (zB eine Gegenbewegung des Abwärtstrends aufgrund extrem niedriger aus der Berechnung fallenden Zahlen), mische dazu eine gute Schlagzeile und würze das Ganze mit einer Prise Angst – schon haben wir eine Trendwende der Abwärtsbewegung!

So passiert dieser Tage in Vorarlberg, wo es zu einem leicht erklärbaren Zwischenanstieg der Inzidenz kam gestern. Heute gab diese wieder um mehr als 80 nach. Allerdings – and this is not a spoiler… – kann sich das die nächsten Tage wiederholen, wenn wir uns anschauen, was an Zahlen „herausfällt“ in den nächsten Tagen:

  • morgen: 1.024 Fälle
  • übermorgen: 1.254 Fälle
  • montags: 718 Fälle
  • dienstags: 1.594 Fälle

RATET EINMAL: An welchen Tagen ist wohl am ehesten wieder eine „Der Rückgang ist gestoppt“ Überschrift möglich?

Die Omikron Wand: Sie bröckelt, aber sie fällt nicht

Wenn ich mir die heutigen Zahlen genauer anschaue, dann ist klar, was passieren muss, um die „Wall of Omicron“ zu brechen: Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache – der Anstieg ist nämlich, wenn wir uns anschauen, wie viele Prozent der Menschen der jeweiligen Altersgruppen betroffen waren, sehr unterschiedlich verteilt:

  • Menschen bis 20 Jahre: 0,53%
  • Menschen 21 – 40 Jahre: 0,03%
  • Menschen 41 – 60 Jahre: 0,06%
  • Menschen 61 – 70 Jahre: 0,06%
  • Menschen über 70 Jahre: 0,06%

Meine Behauptung 1: solange wir nicht aufhören, in den Schulen Massentestungen durchzuführen, wird sich die Lage nur teilweise beruhigen.

Meine Behauptung 2: wenn wir beginnen, in den Senioren- und Altenheimen ebenso viel zu testen wie in den Schulen, dann werden wir auch in dieser Bevölkerungsgruppe wieder einen deutlichen Anstieg verzeichnen.

Meine Behauptung 3: In den Spitälern sieht es genau umgekehrt aus. Ich habe diese Woche eine Antwort in Sachen Altersdurchschnitt der C19-PatientInnen in Vorarlberg bekommen: Das Durchschnittsalter im Jahr 2022 war nämlich (Normal- und Intensivstationen zusammen) bei 61 Jahren.
Zur Verdeutlichung: Das heißt für einen Patienten mit 21 Jahren braucht es zB 4 PatientInnen mit 71 Jahren, um den Schnitt derart hoch zu halten!

Wenn wir uns die Abgesonderten anschauen, fällt etwas auf: 547 Menschen, die eigentlich heute wieder als genesen ausgetragen hätten werden müssen, verbleiben in Absonderung. Der Anstieg der Abgesonderten beträgt heute 606 Personen. Das heißt, er entspricht ziemlich genau der Zahl der Personen, die länger als 10 Tage auf die „Du-bist-ab-heute-genesen-Nachricht“ warten müssen.

Nur 932 neue Genesene ist die niedrigste Zahl in dieser Kategorie seit dem 6. Februar.

Altersgruppen-Inzidenzen-Entwicklung: Kleinkinder und die Ältesten unter den Männern

Der „durchwachsene Trend“ zeigt sich auch bei den Altersgruppen laut AGES (Zahlen sind die von gestern!): Bei den Kleinkindern sinken die Zahlen wieder um mehr als 20% im Vergleich zur Vorwoche. Auch die Frauen zwischen 15 und 34 Jahren haben ein Minus von fast 15%. Bei den männlichen Pflichtschülern und den weiblichen Menschen zwischen 15 und 24 Jahren steigen die Zahlen schon leicht an. Noch größer ist der Anstieg bei den Frauen von 65-74 und den Männer von 75-84 Jahren.

Ortschaften: Eichenberg bleibt vorne

Eichenberg ist derzeit mit 4.578 (-723) weiterhin voran in Sachen Inzidenz. Gefolgt wird das Bergdorf am Pfänder von Möggers (4.293), Lingenau (4.172) Düns (3.981) und Stallehr (3.690).

Todesfälle:

Heute gab es laut Land wieder zwei neue Todesfälle, die in Lustenau (mind. 75 Jahre) und Egg (41-60 Jahre) zuhause waren. Mehr zum Fall in Egg weiß ich wohl morgen.
Von den zwei Fälle gestern aus Nenzing und Lustenau kann ich – zusammen mit dem heutigen aus Lustenau – sagen, dass zwei davon Frauen waren (1 x 75-84, 1 x mindestens 85 Jahre) und eines ein Mann von mindestens 85 Jahren.

Heute wissen wir viel über die Verstorbenen: In zwei Jahren gab es bisher 487 offizielle Todesfälle in Vorarlberg, die den Kriterien des BM für Gesundheit entsprechen: „In diese Statistik können Personen, die direkt an den Folgen der Viruserkrankung selbst oder „mit dem Virus“ (an einer potentiell anderen Todesursache) verstorben sind, fallen“. 446 davon (92%) waren mindestens 65 Jahre alt, 417 (86%) davon waren mindestens 71 Jahre alt, 362 (75%) waren mindestens 75 Jahre alt, 205 davon (42%) waren mindestens 85 Jahre alt. 99,58% war älter als 45 Jahre. Das errechnete Durchschnittsalter beträgt im Mittel 81,2 Jahre. Das Durchschnittsalter der bis zum 31.12.2021 im Spital in ganz Österreich C19-Verstorbenen betrug laut Anfragebeantwortung des BM für Gesundheit 78,9 Jahre.

Positive News des Tages

Good news 1 – Krankenhäuser: Wir können uns darüber freuen, dass die Zahl der C19-PatientInnen sowohl im Normalbett als auch auf den Intensivstationen NICHT gestiegen ist heute. Auf den Intensivstationen sind es immer noch 5 PatientInnen, was 7,4% aller verfügbaren Intensivbetten entspricht. Niemand weiß, wie viele der C19-PatientInnen generell WEGEN C19 in den Spitälern liegen und wie viele bei der Aufnahme positiv getestet wurden. In den Normalbetten liegen derzeit 74 Personen mit positivem Test.

In Sachen Impfstatus (Zahlen in Klammer sind Veränderung zu Mittwoch): Die Zahl der Vollgeimpften unter allen C19-PatientInnen liegt derzeit bei 64,6% (+1,4%). Bei den Normalbetten liegt dieser Wert bei 64,9 (+0,8%). Auf den Intensivstationen ist sind drei der fünf Personen vollgeimpft, also 60% (+10%).

Good news 2: Die Zahl der Gemeinden mit einer Inzidenz unter 1.000 hat sich VERDOPPELT – von eins auf zwei 😊: Viktorsberg bleibt bei 711, Röns hat 802.

Good news 3: 24 Gemeinden (-6) haben auch heute weniger Abgesonderte als gestern – ihr erkennt sie auf der Vorarlberg-Karte an der grünen Farbe!

Good news 4: Seit gestern neu: die Karte der Genesenen im Land, und zwar in Prozent der jeweiligen EW der Orte. Bis auf 9 Gemeinden haben ALLE im Land schon mindestens 24% Genesene!

Good news 5: Neun (+3) Gemeinden im Land hatten heute KEINE positiv Getesteten zu vermelden: Buch, Eichenberg, Lorüns, Möggers, Röns, Schröcken, Sonntag, Stallehr und Warth.

Good news 6: Fünf von sechs Regionen im Land haben heute sinkende Inzidenzen – am meisten sank sie im Klostertal mit Lech, nämlich um -383.

Good news 7: ALLE Bezirke im Land haben heute sinkende Inzidenzen – am meisten sank sie in Bregenz, nämlich um -95.

Noch ein paar Zahlen:

+ 0,00% aller Gemeinden in Vorarlberg haben eine Inzidenz von Null.

+ 0,00% aller Orte in Vorarlberg haben eine Inzidenz unter 50.

+ Der Bezirk Bludenz hat eine Inzidenz von 2.183,51 (-84,93) – das entspricht 1.414 Fällen in den letzten sieben Tagen. Morgen fallen 187 Fälle aus den Zahlen heraus.

+ Der Bezirk Dornbirn hat eine Inzidenz von 2.257,74 (-71,45) – das entspricht 2.054 Fällen in den letzten 7 Tagen. Morgen fallen 214 Fälle aus den Zahlen heraus.

+ Der Bezirk Feldkirch hat eine Inzidenz von 2.045,43 (-78,95) – das entspricht 2.254 Fällen in den letzten 7 Tagen. Morgen fallen 241 Fälle aus den Zahlen heraus.

+ Der Bezirk Bregenz hat eine Inzidenz von 2.169,07 (-94,59) – das entspricht 2.958 Fällen in den letzten 7 Tagen. Morgen fallen 353 Fälle aus den Zahlen heraus.

+ Heute sind es 12.746 Menschen, die sich in Vorarlberg nach einem positiven C19-Test in Absonderung befinden. 323 (2,5%) davon sind theoretisch bereits vor Ablauf von 10 Tagen aus der Isolation entlassen worden!

Die Fakten aus Vorarlberg:

– Testanzahl heute: 6.576 PCR-Tests bzw. 11.025 Tests insgesamt (ohne Schultests).

– Neue aktiv Positive: 1540, das sind im Vergleich zu gestern -161 und im Vergleich zum 7-Tages-Schnitt +247.

– Neue Genesene: 932, das ist eine Veränderung um -433 im Vergleich zu gestern und -461 im Vergleich zum Wochenschnitt.

– Abgesonderte gesamt: 12.746 laut Land, das sind +606 seit gestern. (AGES-Zahl von gestern: 11.859)

– Es liegen heute 74 (+0) Personen in einem Normalbett und 5 (+0) Personen auf der Intensivstation.

–  3,18 % der – oder eine(r) von   31 – in Vorarlberg lebenden Menschen sind derzeit in Absonderung. (Nicht miterfasst – weil die Zahlen nirgends veröffentlicht werden – sind dabei alle Menschen, die als Kontaktpersonen zuhause bleiben müssen.)