Wie zeigt sich Omikron in den Zahlen?

Vergleich der beiden Winter-Saisonen

Die Datenquelle, die ich für diese Zahlen verwendet habe, sind die Downloaddateien der AGES. Ich wollte mir anschauen, was sich durch Omikron geändert hat im Vergleich zu denselben Daten im Vorjahr.
Was müssen wir noch berücksichtigen bei den Zahlen?

  1. Vor einem Jahr gab es noch KEINE „vollständig Immunisierten“ im Sinne der Impfung. Was es sehr wohl gab, waren Genesene, deren Status – trotz zunehmender Daten dazu – immer noch nicht als „Immunisierte“ anerkannt werden bei uns. Und gerade deren Zahl steigt derzeit RASANT in die Höhe.
  2. Vor einem Jahr waren die Schulen gerade geschlossen. Massenweise Schultestungen aller Kinder gab es erst ab Februar – das heißt alle asymptomatischen Kinder wurden damals noch nicht erfasst.
  3. Die Anzahl der Testungen war vor einem Jahr noch eine ganz andere. Während (Quelle: ourworldindata.org). Während wir Anfang Februar 2021 zwar bereits die Rolle als „Testweltmeister“ innehatten, belief sich damals das Testaufkommen auf etwa 150 Tests pro 1.000 EW und Woche. Das hat sich laut der Datenquelle bis heute vervierfacht. Wenn wir jetzt die Schultests mit einberechnen, kommen wir auf fast genau 1.000 Tests pro Woche je 1.000 Personen!

Ich poste nun verschiedene Grafiken und versuche, zu den Grafiken noch einige Erklärungen anzubringen.

Grafik 1: Wie viele Menschen sind abgesondert?

Die beiden Begriffe „Absonderung“ und „Quarantäne“ werden oft in verschiedenem Zusammenhang verwendet – daher hier eine Begriffsklärung: ABSONDERUNG bedeutet, dass die Person als positiv getestete zuhause bleiben muss in Isolation. QUARANTÄNE wäre der richtige Begriff für all jene, die als KONTAKTPERSONEN zuhause bleiben müssen.

Auf dieser Grafik sehen wir, dass seit September 2021 die Zahl der in Absonderung befindlichen Menschen in Österreich durchgehend HÖHER war, als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Bei der „vierten Welle“ im November war es zum ersten Mal deutlich zu sehen. Das täuscht allerdings, da es dort auch „nur“ etwa doppelt so viele waren wie bei Welle 2 im Herbst 2020.
Was sich allerdings jetzt abspielt, ist DEUTLICH anders. Selbst wenn wir die Zahlen von Ende März 2021 (knapp 50.000) oder die des Höchst-Standes von Welle 2 im November 2020 (ca. 80.000) als Vergleichswert hernehmen, dann sind wir mit Omikron in einer ganz anderen Dimension unterwegs: Aktuell haben wir mehr als 350.000 Abgesonderte in Österreich – das sind 17 Mal so viele wie vor einem Jahr, 7 Mal so viele wie bei „Welle 3“ im Frühjahr 2021, 4,5 Mal so viele wie bei „Welle 2“ im Herbst 2020 und mehr als doppelt so viele wie bei „Welle 4“ im vergangenen November.

Schauen wir uns die Verteilung der aktiv positiven Fälle auf die Altersgruppen an im Vergleich zu vor einem Jahr (wo es viel weniger Menschen waren und die Schulen geschlossen hatten und damit dort auch nicht getestet wurde). Ich habe hier – um Tages-Medlungs-Schwankungen auszugleichen, einen 10-Tages-Zeitraum ausgewählt. Es fällt auf, dass es große Unterschiede gibt:

Vor einem Jahr waren 20% aller Abgesonderten unter 25 Jahre alt. Das hat sich fast verdoppelt auf 36%. Damals stammten mit 18% die meisten Fälle aus der Altersgruppe 45-54 Jahre. Heute sind die 35-44 Jahre alten Menschen am meisten zu Hause isoliert mit 19% der Fälle. Während 2021 42% der Fälle über 55 Jahre alt war, sind es heute „nur“ 13%. Bitte jedoch berücksichtigen, dass diese Zahlen ganz anders aussehen würden, wenn wir entweder ALLE Menschen so wie die Schulkinder dreimal in der Woche testen würden oder die Schultestungen beenden! Denn im Gegensatz zur Schweiz wird in Österreich nicht öffentlich gemacht, wie sich die gesamten Testungen über die Bevölkerung verteilen. In unserem Nachbarland – wo die Schulkinder NICHT alle drei- oder viermal in der Woche getestet werden – werden zB die 10-19 Jahre alten Menschen doppelt so viel getestet wie ALLE Menschen über 70 zusammen! Dass das Auswirkungen auf die „gefundenen Fälle“ hat, dürfte jedem klar sein.

Das zeigt sich auch hier, wenn es um die Steigerung der Fallzahlen im Vergleich zu vor einem Jahr geht – bitte bedenken, dass es mehr als 20 Mal mehr Fälle sind als vor einem Jahr: Während die Kleinkinder und die Pflichtschulkinder 50 bis 60 Mal so viel in Absonderung sind wie vor einem Jahr (wo sie alle im „distance learning“ zuhause waren), betrug der Anstieg der Fallzahlen bei den Menschen zwischen 75 und 84 Jahren „nur“ das Dreifache. Bei den Menschen über 84 Jahren betrug der Anstieg sogar nur 20%.

Wie viele Menschen liegen positiv getestet im Normalbett?

Bei 20-mal so vielen Abgesonderten wie vor einem Jahr müssten wir annehmen, dass sich das auch auf die Spitalszahlen auswirkt. Im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich allerdings, dass dem nicht so ist. Natürlich steigt derzeit die Zahl der Menschen mit positivem Test auf den Normalstationen. Bitte berücksichtigen wir dabei, dass derzeit etwa 4% aller ÖsterreicherInnen positiv getestet sind – das heißt, dass theoretisch jeder 25. Patient, der ein Spital – aus welchem Grund auch immer – aufsuchen muss, positiv sein müsste. In Österreich kamen (Quelle: Statistik Austria) im Jahr 2019 70.000 Menschen pro Tag ins Spital, im Jahr 2020 waren es nur knapp 58.000. 4% davon sind zwischen 2.320 und 2.800 Personen pro Tag. Natürlich sind es weniger, da viele schon vor der Aufnahme ins Spital einen Test machen und dabei positiv sind. Aber selbst bei den „unerwarteten Aufnahmen“ nicht wegen C19 muss die Zahl der „zufällig entdeckten“ Positiven sehr groß sein angesichts dieser Zahlen.

Umso erstaunlicher ist es, dass derzeit WENIGER Menschen als „C19-PatientInnen“ im Normalbett liegen als vor Jahresfrist. Wenn wir die Kurve anschauen, wird bald der Zeitpunkt erreicht sein, wo wir mehr Fälle haben werden als 2021 – allerdings (siehe oben) wissen wir ja bis dato nicht, wie viele davon mit Haupt- bzw. Nebendiagnose Covid dort liegen.

Noch deutlicher wird das Ganze mit dieser Grafik, die zeigt, wie viele Prozent der derzeit aktiv Positiven im Spital in einem Normalbett liegen: Es ist ganz klar zu erkennen – als Omikron dominant wurde bei uns, ist dieser Wert stark gesunken und so niedrig, wie noch nie in den letzten zwei Winter-Saisonen. Aktuell liegt er bei 0,33% – also jeder 300. Positiv Getestete befindet sich derzeit in einem Normalbett.

Wie viele Menschen liegen positiv getestet auf einer Intensivstation?

Auch hier gelten natürlich die oben angeführten Rahmenbedingungen. Auch hier werden Menschen dabei sein, die NICHT wegen C19 aufgenommen werden, wenn auch weniger als in der Normalstation. Und auch hier muss berücksichtigt werden, dass wir derzeit mehr als 20 mal so viele Abgesonderte haben als vor einem Jahr.

Umso überraschender ist es, dass wir sehen, dass hier noch nicht einmal ein wirklicher anstieg der Fallzahlen erkennbar ist, wie er etwa in den Normalbetten zu sehen ist. Während die Fallzahlen bis Anfang November über denen des Vorwinters lagen und es ganz kurz Anfang Dezember mehr waren als 2020, liegen die Zahlen sonst immer unter denen vor Jahresfrist.

Noch extremer fällt das hier auf, wo die Kurve immer knapp unter dem Vorjahr lag. Der Anteil der positiven Fälle in Österreich, die auf der Intensivstation behandelt werden mussten, war diesen Winter DURCHGEHEND unter dem des letzten Jahres. Er stieg zwar – wie auch 2020 – mit der „Herbstwelle“ an, fiel dann aber mit den Aufkommen von Omikron total ab und liegt derzeit bei 0,05% – das ist 1 Fall von 2.000 Positiven. Und auch hier gilt: Wir wissen NICHT, wie viele Fälle nicht WEGEN sondern MIT C19 dort betreut werden müssen.

Hier habe ich noch eine dritte Grafik, die interessant ist: Der Anteil von allen C19-PatientInnen im Spital, die intensivmedizinisch betreut werden müssen, lag nämlich bis vor kurzem immer über dem des Vorjahres. Seit dem Jahreswechsel allerdings befindet sich diese Kurve im „Sinkflug“ und ist von über 30% auf aktuell 12,7% gesunken. Das heißt, dass derzeit von allen mit positivem C19-Befund im Spital befindlichen PatientInnen etwa jeder Achte intensivmedizinisch behandelt wird. Zu Weihnachten war es noch etwa jeder Dritte!

Die Todesfälle mit/an C19

Wieder bitte berücksichtigen, dass wir 20 mal mehr Abgesonderte haben zur Zeit als vor einem Jahr!

Bei den Todesfällen zeigt sich, dass wir bis Mitte November (immer gerechnet ab 1. September) mehr Todesfälle hatten diesen Winter als im Jahr davor. Danach hat sich das gedreht. Und während die Kurve der Verstorbenen letztes Jahr stark weiter anstieg bis Ende März, hat sich das in diesem Winter DEUTLICH geändert. Seit Mitte Dezember ist sie eindeutig abgeflacht. Mehr als 50% weniger Todesfälle waren bisher diesen Winter zu beklagen.

Wenn wir dazu noch die Todesfälle der letzten 10 Tage mit denen aus dem gleichen Zeitraum des Vorjahres vergleichen, sehen wir, dass es KEINE Altersgruppe gibt, in der es mehr Todesfälle gab als im Vorjahr!

Bei der Altersverteilung zeigen sich – bei deutlich weniger Fällen – leichte Unterschiede. Die Altersgruppe der 45-54-Jährigen hat zwar in absoluten Zahlen auch weniger Fälle, prozentuell aber um 5% mehr – das entspricht etwa dem Anteil, der bei den über 84-Jährigen weniger zu sehen ist. Todesfälle unter 45 Jahren gab es 2022 keinen einzigen, letztes Jahr einen Fall zwischen 25 und 34 Jahren.

Ebenfalls interessant ist diese Grafik, sie zeigt – seit Pandemiebeginn – ALLE offiziell an und mit C19 Verstorbenen. Im Gegensatz zu den sonst gezeigten Grafiken wird hier jedoch nicht kummulativ dargestellt, wie es aussieht (so eine Kurve MUSS immer weiter ansteigen!), sondern das Geschehen tagesaktuell gezeigt. Das Bundesministerium für Gesundheit bezeichnet die Fälle so: „In diese Statistik können Personen, die direkt an den Folgen der Viruserkrankung selbst oder „mit dem Virus“ (an einer potentiell anderen Todesursache) verstorben sind, fallen.“ Was gut zu erkennen ist, dass die Verstorbenen großteils aus den drei Altersgruppen über 65 Jahren stammen. Hoffen wir, dass die – noch nicht erkennbare – „Omikronwelle“ niedriger bleibt als die erste Welle im Frühjahr 2020!