Überrasche dich selbst!

Wenn ich Tabellen oder Grafiken heranziehe, um Zahlen zu analysieren, gehe ich NICHT schon vorher von einem bestimmten Ergebnis aus. Oft werde ich vom Resultat überrascht – so auch heute.

Ich musste ja wegen der Umstellung der Daten auf die AGES-Datenbasis viele meiner Tabellen adaptieren und habe dadurch auch alle “alten” Grafiken nicht mehr nutzen können. Heute hatte ich etwas Zeit und wollte die Todeszahlen der drei Jahre 2020, 2021 und 2022 vergleichbar machen – und zwar auf Basis der Altersgruppen. Das kam dabei heraus:

2020

Ich habe dafür immer die aktuellen Tagesmeldungen herangezogen ab 6. Oktober 2020, für die Monate davor musste ich die “korrigierten” Zahlen des AGES verwenden, weil es diese Daten vor dem 6.10.2020 noch nicht gab. Das heißt, es fehlen (ab dem 6. Oktober 2020) jeglichen nachträglichen Datenkorrekturen der AGES, die Zahlen entsprechen denen, die am jeweiligen Tag gemeldet wurden.

Im Jahr 2020 verstarben laut offiziellen Zahlen mehr als 1% aller Menschen ab 85 Jahren an oder mit C19. Bei den 75-84-Jährigen waren es nicht ganz ein Drittel davon. Wieder nicht ganz ein Drittel davon waren offizielle C19-Todesfälle bei den 65-74-Jährigen. Anders gesagt: Eine von 95 Personen bei den mindestens 85 Jahre alten Personen, eine von 345 bei den 75 bis 84 Jahre alten Personen und eine von 1.250 bei den 65 bis 74 Jahre alten Personen.
Was ich ebenfalls bei diesen drei Altersgruppen eingezeichnet habe, ist der 22. Oktober, also das heutige Datum – damit wir einen Vergleich zum laufenden Jahr haben.

2021

Im Jahr 2021 verstarben laut offiziellen Zahlen etwa 0,89% aller Menschen ab 85 Jahren an oder mit C19 – also deutlich weniger als 2020. Bei den 75-84-Jährigen waren wieder etwas weniger als ein Drittel im Vergleich. Der Anteil der Menschen im Alter von 65 bis 74 Jahren hingegen wurde deutlich größer.
Wieder anders dargestellt: Eine von 112 (2020 waren es 95) Personen bei den mindestens 85 Jahre alten Personen, eine von 385 (2020: 345) bei den 75 bis 84 Jahre alten Personen und eine von 909 (2020: 1.250) bei den 65 bis 74 Jahre alten Personen.

2022

Damit ich die Zahlen für 2022 korrekt darstellen kann, musste ich die Umetikettierung vom April 2022 herausrechnen – da wurden ja etwa 100 Todesfälle für Vorarlberg aus den Jahren 2020 und 2021 “nachträglich” zu C19-Todesfällen – diese hätten die Tagesmeldungen extrem verzerrt!

Im Jahr 2021 verstarben bis heute (22. Oktober 2022) laut offiziellen Zahlen etwa 0,67% aller Menschen ab 85 Jahren an oder mit C19. Bei den 75-84-Jährigen waren wieder etwas weniger als ein Drittel im Vergleich. Der Anteil der Menschen im Alter von 65 bis 74 Jahren ist etwa 2,7 Mal kleiner als der der Menschen in der Altersgruppe darüber.

Wenn wir das jetzt mit den Jahren 2020 und 2021 am 22. Oktober vergleichen, müssen wir berücksichtigen, dass es in den ersten drei Monaten des Jahres 2020 KEINE C19-Todesfälle gab. Das Ergebnis hat mich dennoch sehr überrascht:
Wir hatten im laufenden Jahr etwa 50% mehr offizielle C19-Todesfälle bei den Menschen ab 85 Jahren im Vergleich zum Vorjahr – von 2020 sprechen wir gar nicht, da war der Wert fast genau 4 Mal kleiner! Auch bei den 75-84-Jährigen waren es etwa 36% mehr als im Vorjahr – und fast 10 Mal mehr als 2020. Nur bei den 65-74-Jährigen waren es nicht so viele mehr als 2021 – gerade einmal 16,7% mehr waren es hier und im Vergleich zu 2020 waren es “nur” 3,5 Mal mehr.

FAZIT

Zumindest in Vorarlberg gab es weder 2020 noch 2021 mehr Todesfälle an und mit Covid bis zum 22. Oktober als im laufenden Jahr, wenn wir uns die drei Altersgruppen anschauen, in denen mehr als 90% aller C19-Todesfälle vermeldet wurden.
Es bleibt abzuwarten, ob es wie in den letzten beiden Jahren praktisch mit Anfang November wieder zu einem extremen Anstieg der offiziellen C19-Todesfälle bei den Menschen ab 85 Jahren und auch ab 75 Jahren kommen wird…

Was wir auch nicht vergessen dürfen: In den Spitälern waren laut Covid-Register maximal 46% – derzeit sogar nur 25% WEGEN Covid aufgenommen. Wenn das auch auf die Todesfälle zutrifft und das früher anders war (wir haben ja die “Umetikettierungen” ausgeklammert in den Jahren 2020 und 2021), dann relativiert das die Zahlen für 2022 – zum Glück!