Es wird wärmer – wie viel und wann?

Nach einigem Suchen habe ich jetzt die ZAMG -Daten für eine Mess-Station in Vorarlberg (Feldkirch) gefunden, von der es Daten von Juli 1895 bis heute gibt. Daher habe ich mir hier einmal die Temperaturen genauer angeschaut – dieses Thema hat mich immer schon, auch als Kind, interessiert… 🙂

Leider fehlen die Daten von Dezember 1920 bis Dezember 1925 komplett. Ab Jänner 1936 gibt es zusätzliche Werte, die vorher nicht erhoben wurden: Das Tagesmaximum, Tagesminimum und das Tagesmittel, welches einfach den Durchschnitt zwischen dem Maximum und dem Minimum darstellt.
Da die Daten ab 1895 immer um 7 Uhr, 14 Uhr und 19 Uhr erhoben wurden, verwende ich meistens diese, da ich dann etwa 40 Jahre mehr an Daten habe als sonst.

Alles

Dieses “Chaos” zeigt uns alle vorhandenen Daten seit dem 1. Juli 1895 für den Messzeitpunkt 7 Uhr morgens. Die dunkelblaue Linie stellt einen Halbjahres-Schnitt dar – zeigt also quasi immer den Sommer und Winter pro Jahr. Die Temperaturen liegen zwischen -24,5 und +27,8 Grad für den Morgen in Feldkirch.
Auch wenn sonst wegen der Fülle an Daten wenig erkennbar ist, sehen wir doch, dass die Spitzen nach unten in den letzten Jahren weniger weit nach unten gehen. Nach oben ist es morgens nicht so, dass die Werte viel stärker nach oben gehen.

Wenn wir das Ganze für 14 Uhr ansehen, dann schwanken die Werte zwischen -14,8 und +39,4 Grad. Auch hier erkennen wir, dass es vor allem nach unten weniger Extreme gibt – Werte über 30 Grad gab es immer wieder.

Interessant finde ich die Werte von 19 Uhr abends: Die Werte schwanken zwischen -21,8 und +33,6 Grad. Nirgends sonst ist am Halbjahresschnitt so klar zu erkennen, dass die Kurve ansteigt wie hier. Das letzte Mal fast -20 Grad gab es in Feldkirch 1987, seit 2012 lag der Wert nie mehr unter -12 Grad.
Und auch bei den Spitzenwerten gab es vor 1980 nur ein einziges Mal mehr als 30 Grad, danach traten Werte darüber immer wieder auf. Eine Teil-Lösung des Rätsels dazu gibt es am Ende im Fazit.

Alles in Monats-Schritten

So sieht die Sache aus, wenn wir nur das jeweilige Monatsmittel heranziehen. Hier sind also die Tagesspitzen herausgenommen, weil es nur mehr den Mittelwert jedes Monats gibt zu den einzelnen Kategorien. Die rote und blaue Kurve zeigt uns hier auch noch die Maxima und Minima ab 1936. Diese wollte ich jedoch weg lassen, weil die historischen Daten davor sonst alle fehlen:

Das sind die Werte mit den Uhrzeiten 7Uhr, 14 Uhr und 19 Uhr gesammelt.

Hier wieder die Temperaturen am Morgen alleine:

Nie war ein Monat im Mittel kälter als -12,4 Grad und einmal gab es einen mit einem Monatsmittel von genau 20 Grad. Auch hier fällt wieder auf, dass die Extreme nach unten weniger werden – die nach oben nehmen eher zu. Der Jänner 2017 war der letzte Monat, der unter -5 Grad beim Monatsmittel hatte.

Bei den Temperaturen um 14 Uhr liegen die Werte zwischen -6,3 für den kältesten Monat (Februar 1956) und 27,4 für den heißesten (Juni 2003). Ansonsten bleibt das Bild dasselbe – die Exterme nach unten werden weniger und weniger stark, die nach oben nehmen zu, vor allem in der Menge.

Bei den abendlichen Temperaturen erkennen wir den Anstieg auch hier am besten (siehe auch Fazit!). Von -9,7 Grad im Februar 1956 bis 25,1 im Juli 2006 reichen hier die Extremwerte. Vor dem ersten Weltkrieg gab es gar keinen Monat mit einem Mittel von mehr als 20 Grad, seit 1998 liegen die höchsten Werte immer mindestens um 20 Grad bei den Sommermonaten.

Der Jahres-Schnitt

Beim Jahres-Schnitt muss ich zwei Jahre weg lassen: von 1895 gibt es keine Daten vor dem 1. Juli und im laufenden Jahr 2022 fehlen noch zwei Monate.

Die frischesten Morgentemperaturen im Jahresschnitt gab es 1940 mit nur 3,9 Grad. 2021 war in den letzten 8 Jahren das kühlste Jahr mit 7,3 Grad.
Abends gab es vor dem Weltkrieg (ab 1896) nie mehr als 8,7 Grad im Jahresschnitt. Seit 1996 lag das Jahresmittel immer über 9,2 Grad, am wärmsten waren die Abende im Jahr 2018 mit 12,7 Grad.
Um 14 Uhr war ebenfalls 2018 das wärmste Jahr mit 15,8 Grad. 1949 und 1961 gab es im Jahresmittel 14 Grad um diese Uhrzeit. Vor dem ersten Weltkrieg war 1899 mit 13,1 Grad im Schnitt das wärmste Jahr um 14 Uhr nachmittags.

Der 5-Jahres-Schnitt

Wenn wir den 5-Jahres-Schnitt anschauen, dann sieht das Ganze – mit den Werten ab 1937 für Maximum, Minumum und Tagesmittel so aus.

Seit 1971 ist die Minimumtemperatur und das Tagesmittel um 3,2 Grad gestiegen, das Tagesmaximum um 3,3 Grad im 5-Jahres-Schnitt.
Wenn wir die drei schon bekannten Mess-Zeitpunkte anschauen, dann stieg die Temperatur im Fünfjahresschnitt seit damals am Morgen nur um 2,7 Grad, um 14 Uhr und abends um 19 Uhr um 3,2 Grad – auch hier erklärt sich ein teil davon durch die Erläuterung im Fazit!

Interessant finde ich den starken Anstieg des Schnitts von 1941 bis 1951 um fast 2,5 Grad, dem ein fast gleich starker Abfall bis 1958 folgt.

Ebenfalls bemerkenswert: Während das Tagesmittel von 1936 bis 1973 ÜBER dem Wert um 19 Uhr abends liegt, liegt es seit 1973 durchgehend darunter. Auch das zeigt wieder, dass die Abende überproportional wärmer wurden. Für die Jahre ab 1980 gibt es jedoch eine andere Erklärung… siehe Fazit!

Die Monatsmittel seit 1895

Zuletzt noch ein Blick auf die einzelnen Monate in den 127 Jahren Messgeschichte in Feldkirch:

Jänner bis März

Das erste Quartal des Jahres auf einen Blick: Die kältesten Monatsmittel gab es eindeutig im Februar. Um 7 Uhr morgens gab es mit -12,4 Grad im SCHNITT den niedrigsten Wert im Februar 1956 – das war der kälteste Monat der Messgeschichte in Feldkirch! Im Jahr 2012 waren es immerhin -6,4 Grad im Februar, 2017 gab es mit -5,7 Grad einen sehr kalten Jänner.
Wenn es um die Nachmittags-Temperaturen um 14 Uhr geht, sieht die Sache anders aus – hier ist der Jänner eindeutig kälter. 1916 gab es im Monatsmittel nicht mehr als 4,6 Grad – das war zugleich der WÄRMSTE Jänner vor dem ersten Weltkrieg seit 1895. 1975 und 2018 lagen die Werte mit 7,3 Grad am höchsten.
Im Februar gab es 1990 bisher den einzigen Monats-Mittel-Wert über 10 Grad um 14 Uhr, am zweitwärmsten war der Februar 2020 mit 9,6 Grad.
Auch im März gab es Monate, an denen das MonatsMITTEL nicht über dem Gefrierpunkt lag morgens um 7 Uhr. 1958 lag es sogar unter -3 Grad. Das letzte Mal weniger als null Grad im Schnitt gab es im März 1996. Interessant sind die höchsten Werte um 14 Uhr im März: Nur 1948 und 1957 gab es dort nämlich im Schnitt mehr als 14 Grad! Wenn wir hier allerdings die Kurve mit dem Fünfjahresschnitt anschauen (rote Linie), sehen wir, dass diese von 1948 bis 1961 über 10 Grad lag und dann nur einmal 1981 bis zum Jahr 1991. Danach war sie nur mehr selten unter 10 Grad, das letzte Mal 2013.

April bis Juni

Im zweiten Quartal liegen die Werte naturgemäß deutlich höher. Im April 1938 gab es zwar einen Monat mit nur 1,6 Grad Morgentemperatur im Schnitt, unter dem Gefrierpunkt lag das Monatsmittel jedoch nie mehr. Dafür stieg das Mittel für 14 Uhr im April 2018 erstmals auf über 20 Grad. Nur drei Jahre liegt der 5-Jahres-Schnitt seit 2007 unter 15 Grad – vor dem ersten Weltkrieg gab es seit 1895 nur vier einzelne Monate, in denen der Wert knapp über 15 Grad lag!

Der “Wonnemonat Mai” war im Kriegsjahr 1941 besonders kalt am Morgen – gerade einmal 5,5 Grad im Schnitt sind der tiefste Wert seit 1896. Da nehmen sich die neun Grad vom Mai 2019 fast schon warm aus dagegen. Nie waren die Morgen milder im Mai als 2001, damals gab es 14,2 Grad im Schnitt. Bei den 14-Uhr-Temperaturen gab es zuletzt gehäuft Werte über 20 Grad – vor 1990 gab es das nur zweimal: 1947 und 1950.
Was im Mai extrem auffällt, ist die Kurve der Abend-Temperaturen. Diese lag um 1900 noch nahe bei den Morgentemperaturen und war zuletzt eindeutig näher bei den Nachmittagstemperaturen – siehe Fazit!

Auch im Juni nähern sich die abendlichen Temperaturen immer mehr denen von 14 Uhr. Der heißeste Juni war 2003 mit 27,4 Grad im Monatsmittel um 14 Uhr, gefolgt vom Juni 2019 mit 25,9 Grad.
Es gab seit 1986 keinen Juni, in dem es morgens um 7 Uhr im Schnitt weniger als 10 Grad gab – am kältesten war es 1916 mit 10,8 Grad. Im Jahr 2020 war es morgens um Schnitt 14,7 Grad kühl. Beim Juni fällt auf, dass die Temperaturen im Fünfjahresschnitt seit 2001 sehr stark steigen.

Juli bis September – der Sommer

Im Juli 1904 betrug das Monatsmittel um 14 Uhr im Juli 25,9 Grad – ein hoher Wert, der in den letzten Jahren allerdings oft erreicht wurde. Den wärmsten Juli an dieser Mess-Station in Feldkirch gab es 2006 mit 27,9 Grad, am zweitwärmsten war der Juli 1983 mit 27,7 Grad.
Die kühlsten Morgen gab es im Monatsschnitt im Sommer 1916, als es nur 11,4 Grad hatte morgens um 7 Uhr. Seit 1980 lagen diese Werte nie mehr unter 14 Grad. Interessant ist hier, dass auch die Morgentemperaturen von 1900 bis 1907 im Fünfjahresschnitt über 16 Grad lagen. Seit 1984 tun sie das im Fünfjahresschnitt mit Ausnahme von 2001 durchgehend.
Auch hier fallen wieder die Werte von 19 Uhr auf, welche 1967 noch ganz nahe bei den morgendlichen Temperaturen lagen, seit etwa 1984 jedoch viel näher bei denen der Nachmittagswerte.

Das gilt auch für den August, der im Schnitt ein wenig kühler ist bei den Höchstwerten um 14 Uhr – 1992 und 2003 erreichte das Monatsmittel hier genau 17 Grad. Mit 11,1 Grad um 7 Uhr morgens war der August 1940 der kälteste der Messgeschichte seit 1895. Zum letzten Mal unter 13 Grad im Monatmittel gab es im August 2006 um diese Uhrzeit.

Im September ist die Annäherung der Abendwerte an die vom Nachmittag nicht so ausgeprägt zu erkennen. Zweimal – 1912 und 1972 – gab es Monatsmittel um 7 Uhr mit genau 7 Grad – das waren die beiden kältesten Monate seit 1895 um diese Uhrzeit. Der wärmste September liegt schon lange zurück: 1961 gab es mit 23,9 Grad den Rekordwert für das Monatsmittel um 14 Uhr, danach folgt mit 1949 ein noch weiter zurück liegender September. Auch der September 1895 war nachmittags mit 22,3 Grad im Mittel deutlich wärmer als die letzten Jahre. 2018 erreichte das Thermometer mit 20 Grad den höchsten Wert seit 1987.

Oktober bis November

2,3 Grad war das Monatsmittel im Jahr 1905 im Oktober um 7 Uhr in der Früh. Nur der Oktober 1972 lag mit 2,5 Grad im Mittel ebenfalls unter 3 Grad. Was im Oktober ebenfalls auffällt: Im Zeitraum von 1942 bis 1967 gab es oft Werte von über 16 Grad im Monatsmittel um 14 Uhr. Danach gab es das bis 1990 nicht mehr. Erst drei Mal lag das Mittel über 17 Grad um 14 Uhr: 2001 (17,5), 2014 (17,3) und im gerade zu Ende gegangenen Oktober 2022 mit 17,9 Grad – das ist der Spitzenwert seit 1895!
Ähnlich wie im September liegen die Temperaturen um 19 Uhr nicht so nahe an denen von 14 Uhr in den letzten Jahren.

Im November gab es immer wieder Jahre, in denen die Morgentemperaturen unter dem Gefrierpunkt lagen im Monatsmittel: mit -1,7 Grad war es im Jahr 1915 am kältesten. Das letzte Mal gab es das 1999 mit -0,5 Grad im Schnitt. Nur einmal waren die Nachmittagstemperaturen im Monatsmittel über 11 Grad: Im Jahr 1963 – also vor fast 60 Jahren. Nur drei weitere November haben mehr als 10 Grad im Monatsmittel um diese Uhrzeit: 1994, 2006 und 2009. Im Vergleich sehr kühl war der November 2021, was sich auch im Absinken des Fünfjahresschnitts zeigt – wir werden sehen, was der November 2022 bringen wird. Die warmen Temperaturen der letzten Tage waren ja pünktlich mit Monatsbeginn zu Ende.

Als letztes folgt der Dezember – hier gibt es eine Besonderheit: im Jahr 1917 lag das Monatsmittel von 19 Uhr abends mit -5,2 Grad fast so tief wie das von 7 Uhr morgens mit -6,0 Grad. Nur zwei Mal gab es Monatsmittel in der Früh, die unter -7 Grad lagen: 1940 und 1969. Nur von 1911 bis 1915, von 1956 bis 1959, 1997, 2000, 2002 und ab 2012 (mit Ausnahme von 2018) lagen die Werte im Fünfjahresschnitt morgens über dem Gefrierpunkt im Monatsmittel.
Dafür gab es umgekehrt nur wenige Jahre, in denen der Fünfjahresschnitt der 14-Uhr-Temperaturen unter dem Gefrierpunkt lag für den Dezember – das letzte Mal war das 1972 der Fall. Seit 1982 lag der Fünfjahresschnitt für 14 Uhr so gut wie nie mehr unter +3 Grad.

FAZIT

Ein Rätsel kann ich gleich lösen: Das “Nach-Oben-Rutschen” der abendlichen Messwerte ist schnell erklärt: Das ist die Sommerzeit! Die gab es nämlich in Österreich in den Jahren 1916 bis 1920 dann wieder 1940 bis 1948 und dann erst wieder ab dem Jahr 1980. Wer sich die Kurven für die Monate von April bis Oktober genau ansieht, kann das an den grünen Kurven erkennen. Eine Stunde früher messen bedeutet natürlich einen erheblich höheren Wert, vor allem im Sommer, wenn die Sonne noch überall stärker scheint! Gleichzeitig werden die Werte für 7 Uhr morgens dadurch “gedrückt”, weil es eben eine Stunde früher ist. Inwieweit sich das bei den 14 Uhr-Temperaturen auswirkt, weiß ich nicht so genau – diese werden ja, was den Sonnenstand betrifft – um 13 Uhr erhoben.

Was ich nicht damit erklären kann, sind die Anstiege in den Jahren von 1941 bis 1951. Das betrifft ja einerseits die letzten Kriegsjahre und andererseits die erste Zeit nach dem zweiten Weltkrieg. Nach dem ersten Weltkrieg gab es im Gegensatz dazu eher einen Trend nach unten. Und auch das Absinken der Werte für die Jahre bis etwa 1956 sind mir ein Rätsel.

Fakt ist, dass die Temperaturen stark steigen, vor allem seit etwa 1970. Vor allem die tiefen Temperaturen werden weniger, bei den Tageshöchstwerten gibt es durchaus auch frühere Jahre, die hohe Werte aufzeigen. Allerdings nimmt die Dichte der Höchstwerte zu. Am besten zu erkennen bei den einzelnen Monaten ist der Anstieg für mich im Juni und auch im Oktober.

Was ich mir irgendwann anschauen muss, sind Daten einer Messstation mit lange zurück reichenden Werten im eher ländlichen Raum, wo die Verbauung der Natur weniger stark ist.