Ein Skandal und ein Überblick

Vorwort

Seit Tagen schon beschreibe ich bei meinen täglichen Updates einen Zustand, der eigentlich für einen Aufschrei sorgen müsste: In Vorarlberg sind laut Land mehr als doppelt so viele Menschen in Absonderung, als es die AGES ihrerseits angibt.
Und weil ich das grafisch aufbereiten wollte, bin ich noch über eine ältere Darstellung gestoßen, die in diesem Zusammenhang (Abgesonderte) ebenfalls interessant ist: Die Bundesländer und die Entwicklung der Abgesonderten in den letzten 40 Tagen. Der Vergleich ist der von den Zahlen des 14. April (letztmögliche Daten der AGES im Moment) und dem 5. März – das war der Tag, an dem es zum ersten Mal eine „Maskenlockerungs-Maßnahme“ in Österreich gab.

Der Skandal

Hier sehen wir den Vergleich der Angaben der AGES und des Landes Vorarlberg bei den Abgesonderten seit Oktober 2020. Es gab immer wieder Abweichungen, diese sehen jedoch erst zuletzt „dramatisch“ aus.

Diese Grafik zeigt dasselbe, allerdings die Abweichungen in Prozent dargestellt. Grün bedeutet, dass die Zahlen der AGES höher waren als die des Landes, rot zeigt den umgekehrten Fall. Nachdem es anfangs offensichtlich eher so war, dass – mit Ausnahme des Jänner 2021 – die Zahlend er AGES höher waren als die des Landes, ist das seit der Delta-Welle vollkommen anders. Und seit Ende März läuft das vollkommen aus dem Ruder! Denn kleinere Abweichungen von 10-15% sind ja noch erklärbar. Ein Unterschied, der weit mehr als das Doppelte ausmacht, jedoch nicht! Das scheint allerdings niemanden zu stören oder auch nur zu interessieren…
Warum gibt es diese „Skandale“ nicht auch anderswo? Theoretisch kann es sein, dass dies auch in Tirol der Fall ist (habe ich mir nicht angeschaut, auch, weil die die Daten von Tirols Dashboard nicht jeden Tag erfasse) – sonst aber nirgends, denn meines Wissens gibt es nur in T und V ein „offizielles“ Dashboard mit diesen Angaben…

Die aktiv Positiven: 40-Tages-Entwicklung

Vor 42 Tagen, am 5. März, wurden die „Lockerungen“ eingeführt in Österreich – während andere Länder bereits alles beendet hatten. Teile davon (Masken) wurden sehr schnell wieder zurück genommen. Wie hat sich die Zahl der Abgesonderten in den einzelnen Altersgruppen seit damals verändert?
Natürlich sind alle Angaben in Prozent der EW angegeben. Interessant ist auch die prozentuelle Veränderung der Zahlen seit damals.

Eine Vorbemerkung noch: Seit Kurzem wird in vielen Medien darauf hingewiesen, dass die Zahlen ja nur sinken, weil doch auch weniger getestet wird. Vor 40 Tagen hatten ALLE SchülerInnen im Land mindestens 3 Tests in der Woche. Und siehe da, genau DIESE Altersgruppe war diejenige, in der die meisten Abgesonderten zu finden sind – in ALLEN Bundesländern! Damals waren es aber nicht die vielen Tests, sondern die bösen und gefährlichen Kinder und Jugendlichen…

Burgenland

6% der 5-14-Jährigen waren im Burgenland am 5. März in Absonderung. Das war nach Wien der zweithöchste Wert in ganz Österreich. Derzeit liegt das Burgendland an der Spitze und hat als einziges Bundesland immer noch die Schulkinder als am meisten abgesonderte Altersgruppe voran – allerdings zusammen mit den 35-44-Jährigen.
Was mir noch besonders auffällt, ist die Entwicklung: Nur im Burgenland gibt es Altersgruppen, die jetzt MEHR betroffen sind von der Absonderung als Anfang März. Und es sind die drei Altersgruppen in dem Bundesland mit der höchsten Impfquote, die am meisten geboostert und geimpft sind – die Menschen ab 65 Jahren! Bei den Menschen über 84 gab es sogar eine Zunahme um über 64%!

Kärnten

In Kärnten sind derzeit 1,05% aller Menschen im Alter von 35-44 Jahren abgesondert. Das ist die am meisten betroffene Altersgruppe. Bis auf die 75-84-Jährigen gab es überall einen Rückgang um mindestens 50% seit dem 5. März!

Niederösterreich

In NÖ war der Rückgang bei den Menschen ab 85 Jahren gerade einmal 2% – generell ist der Rückgang in den Altersgruppen umso höher, je JÜNGER die Menschen sind. In NÖ sind derzeit 2,1% aller Menschen im Alter von 35-44 Jahren abgesondert. Das ist die am meisten betroffene Altersgruppe.

Oberösterreich

In OÖ war der Rückgang bei den Menschen im Alter von 75-84 Jahren am geringsten, beträgt aber auch dort 31%. In OÖ sind derzeit 1,52% aller Menschen im Alter von 35-44 Jahren abgesondert. Das ist auch hier die am meisten betroffene Altersgruppe.

Salzburg

Auch in Salzburg ist der Rückgang in den Altersgruppen umso höher, je JÜNGER die Menschen sind – Kleinkinder ausgenommen. Der Rückgang war bei den Menschen im Alter von mindestens 85 Jahren am geringsten, beträgt aber auch dort mehr als ein Drittel. In Salzburg sind derzeit 1,11% aller Menschen im Alter von mindestens 85 Jahren abgesondert. Das ist hier die am meisten betroffene Altersgruppe.

Steiermark

In der Steiermark gab es am 5. März am wenigsten abgesonderte Menschen bei den 5-14-Jährigen, 3,85% sind knapp mehr als halb so viele wie in Wien. Auch in der Steiermark ist der Rückgang in den Altersgruppen umso höher, je JÜNGER die Menschen sind – Kleinkinder ausgenommen. Die Menschen im Alter von mindestens 85 Jahren sind die Altersgruppe, wo wie in Salzburg erstens der Rückgang am geringsten war und zweitens derzeit die meisten Menschen prozentuell gesehen in Absonderung sind, nämlich 1,21%.

Vorarlberg

In keinem anderen Bundesland gibt es verglichen zum 5. März mehr Rückgang bei der Zahl der Abgesonderten als bei uns im Ländle – und das nicht, weil die Ausgangswerte die höchsten gewesen wären! Sogar bei den Menschen ab 85 Jahren beträgt der Rückgang mehr als 63%! Auch bei der am stärksten betroffenen Altersgruppe in Sachen Abgesonderte hat Vorarlberg ein -DOPPELTES – Alleinstellungsmerkmal: Es sind mit 0,95% erstens die wenigsten in ganz Österreich, wenn es um die höchste Zahl im Bundesland geht und zweitens handelt es sich um die Menschen im Alter von 25-34 Jahren (das gibt es nur noch einmal!)!

Tirol

Tirol ist neben Vorarlberg das einzige Bundesland, in dem KEINE Altersgruppe derzeit mehr als 1% in Absonderung befindliche Menschen hat. 0,99% sind es bei den 25-34-Jährigen – wie auch in Vorarlberg. Neben dem Ländle gibt es in Tirol die stärksten Rückgänge seit dem 5. März.

Wien

2,65% aller Menschen ab 85 Jahren sind derzeit in Wien in Absonderung. Das ist erstens der zweithöchste Höchstwert aller Bundesländer nach dem Burgenland und zweitens die BEI WEITEM höchste Zahl in dieser Altersgruppe (nur das Burgenland und NÖ haben mehr als halb so hohe Werte). Ebenso wie NÖ ist in dieser Altersgruppe der „Rückgang“ nur im einstelligen Prozentbereich!
Wien war außerdem das Bundesland mit dem höchsten Wert bei den 5-14-Jährigen im März – fast 7% der SchülerInnen in den Pflichtschulen waren damals in Absonderung!

Österreich

Da NÖ und Wien die beiden Bundesländer mit den meisten EW sind, wirken sich deren Zahlen auch am meisten auf den Bundesschnitt aus. Daher ist es nicht verwunderlich, dass auch bei den Zahlen für Österreich die Gruppe der Menschen ab 85 Jahren FAST am meisten Abgesonderte aufweist: 1,48% sind derzeit wegen eines positiven Tests isoliert. Nur die 25-34 -Jährigen und die 35-44-Jährigen haben mit 1,64% und 1,68% noch mehr Abgesonderte.
Der Rückgang der Abgesondertenzahlen betrug in Österreich in den letzten 40 Tagen zwischen 22,76% bei den ältesten Mitmenschen und 73,4% bei den 5-14-Jährigen.
Eines ist für mich auf jeden Fall fix: in 40 Tagen wird es so sein, dass wieder die Altersgruppen mit SchülerInnen die sein werden, wo es die geringsten Rückgänge oder die höchsten Zuwächse geben wird – denn dort wird zumindest einmal in der Woche getestet ab kommende Woche! Mal schauen, ob das dann in der Berichterstattung in den Medien noch erwähnt wird…