Die Tests und die Pippi Langstrumpf

Aus den Vorarlberger Nachrichten vom 9.7.2022

Solche Texte sind derzeit immer wieder überall mit fast demselben Wortlaut zu lesen. Daran finde ich – bevor ich mich den Zahlen, die dahinterliegen, widme – auch insofern interessant, weil dies zu einem Zeitpunkt, als plötzlich doppelt so viel in ganz Österreich getestet wurde, nicht zum Thema gemacht wurde, als die Zahlen auch schön mit gestiegen sind.

Wir sehen das oben: Schon BEVOR die große Omikron-Wand kam, gingen die Testzahlen EXTREM nach oben (dargestellt sind die Test-Zahlen für ganz Österreich zusammen).
Wir sehen auch noch etwas anderes: Die Testzahlen sind seit Anfang Juni GESTIEGEN österreich weit und nicht gesunken. Und Wien war auch schon davor, eigentlich seit Mai deutlich vor den anderen Bundesländern.
Wir sehen auch den gestern schon thematisierten “MEGA-Sprung” bei den Inzidenzen in Wien, der nur eine Nachmeldung von Zahlen sein kann oder theoretisch ein Eingabefehler am 27. Juni 2022.

Die letzten sieben Tage

Jetzt ein genauer Blick auf den Zeitraum der letzten sieben verfügbaren Tage (2. bis 9. Juli):

Wir sehen: Wien testet offensichtlich mehr als doppelt so viel wie die anderen Bundesländer. Die Inzidenz ist dort auch am höchsten.
Am zweitmeisten testet das Burgenland – dort gibt es auch die zweithöchste Inzidenz. Doch nun beginnen schon die “Fehler” im Modell “viele Tests macht viele Positive”: Am drittmeisten (nur mehr ungefähr halb so viel wie das Burgenland) testet die Steiermark. Und die hat die zweitniedrigste Inzidenz zur Zeit.
Oberösterreich etwa testet deutlich mehr als Vorarlberg oder Tirol – hat aber eine niedrigere Inzidenz.
Und wenn die Zahl der Tests einen wirklich direkten Einfluss auf die Zahl der gefundenen Personen hat: Warum hat dann Wien nicht eine acht Mal so hohe Inzidenz wie Kärnten, wo zwar mehr als acht Mal weniger getestet wird, die Inzidenz (=gefundene Positive) fast halb so hoch ist wie in Wien?

FAZIT

Offensichtlich hat die reine Testanzahl weniger Einfluss auf die Gefundenen, als uns derzeit weis gemacht wird. Oder sie hat doch einen belegbaren Einfluss, der jedoch bei der Omikronwelle vollkommen ignoriert wurde, als mehr als fünf Mal so viel getestet wurde wie derzeit (mit den Schultests war es sogar mehr als sieben Mal so viel!).
Und ist jetzt viel testen eigentlich gut oder schlecht? Oder beides? Für wen ist es gut und für wen schlecht? Wem nutzt es, wem schadet es?

Mir fällt halt schon wieder die Pippi ein: “…widewidewie sie mir gefällt…”