Die Sache mit den Kilos und den Gigas

Vorbemerkung

Garantiert ohne Corona (außer im Einleitungsabsatz) geht es heute zur Sache. Ich wollte mir schon lange einmal die Zahlen anschauen, was den Stromverbrauch betrifft. Dazu habe ich mir einige Daten zusammengesucht. Fündig wurde ich einerseits bei der Statistik Austria (Haushaltsgrößen in Vorarlberg), andererseits bei meinem Stromanbieter, der VKW (Verbrauchsangaben zu „sparsamen“ und „durchschnittlichen“ Haushalten) und schlussendlich beim Land Vorarlberg (Monitoringbericht zur Energieautonomie+ 2030 des Umweltbundesamtes).
Die Daten des Berichtes sind ebenso wie die anderen Zahlen aus dem Jahr 2019, also noch vor der Pandemie, der Energiekrise oder dem Ukrainekrieg.

Die Haushalte im Land

Es gab 2019 fast 170.000 Haushalte in Vorarlberg. Diese gliedern sich in Sachen Haushaltsgröße so auf:

Wir sehen, dass ziemlich genau ein Drittel Einpersonenhaushalte sind, und fast ein weiteres Drittel sind Haushalte mit 2 Personen. Nur etwa 7% aller Haushalte beherbergen 5 oder mehr Personen.

Der Stromverbrauch der Haushalte

In der VKW-Kundeninformation, die ich als Kunde jedes Jahr bei der Abrechnung bekomme, kann ich nachlesen, was ein „sparsamer Haushalt“ so ungefähr an Strom braucht im Jahr. Was mich persönlich dabei freut: Unser 5-Personenhaushalt entspricht in Sachen Verbrauch einem sparsamen 4-Personenhaushalt! Aber zurück zu den Zahlen:

So sieht der Stromverbrauch der Haushalte in Vorarlberg aus, wenn wir annehmen, dass alle entweder „sparsame Verbraucher“ sind oder eben nur „durchschnittlich“. Dass die Säule bei den Haushaltsgrößen unterschiedlich hoch ist, liegt daran, dass es (siehe oben oder auch grau Linie) eben viel mehr Haushalte mit wenigen Personen gibt also solche mit vielen.

Interessant ist dabei, dass der Unterschied zwischen „sparsam“ und „durchschnittlich“ sehr unterschiedlich ist:

Demnach kann ein Einpersonenhaushalt fast 47% an Strom einsparen, ab 4 Personen sind es „nur mehr“ etwa 30% bis 28%. Trotzdem erscheint mir das sehr viel, wenn ich an die „mission 11“ denke, wo von 11 % Einsparpotential gesprochen wird.

Wenn wir nun also den Anteil der Privathaushalte am Stromverbrauch anschauen (Annahme: ALLE sind „durchschnittliche“ Verbraucher), dann sieht die Gesamtverteilung laut den Zahlen der VKW so aus:

Wenn alle plötzlich „sparsam“ sind, verschieben sich die Anteile ein wenig, da die kleineren Haushalte mehr Strom einsparen als die größeren:

Der Bericht des Umweltbundesamtes – reale Zahlen

Bei meinen Recherchen bin ich dann auf einen Bericht gestoßen, in dem ich statt fiktiven, errechneten Zahlen auf reale Zahlen zurückgreifen kann. Demnach sieht die Sache plötzlich ganz anders aus.

Zuerst geht es allerdings nur um die eine Zahl, die angibt, wie viel Strom in Vorarlberg verbraucht wird. Demnach sieht der Anteil der Haushalte mit der VKW-Zahl so aus:

Wir sehen, dass demnach der Anteil der Haushalte am Stromverbrauch in Vorarlberg um etwa 11,5% gesenkt werden könnte, wenn alle plötzlich nur einfach „sparsam“ sind und nicht mehr „durchschnittlich“. Kann das sein? Das entspricht ja ziemlich genau der Zahl der „mission 11“.

Schauen wir uns doch einmal die realen Zahlen des Umweltbundesamtes an: Demnach verbrauchen Vorarlbergs Haushalte nicht fast ein Drittel, sondern eher ein Viertel des Stroms im Land. Und zudem sind etwa 42% des Stromverbrauchs der „Wärme“ geschuldet, also dem Heizen. Der reine Haushaltsstrom macht demnach nur etwa 16% des gesamten Stroms in Vorarlberg aus.

FAZIT

Jetzt komme ich noch einmal zurück auf meine „Freude“ weiter oben: Ich kenne persönlich nämlich fast nur Menschen, die schon den Großteil der vorgeschlagenen Maßnahmen der „mission 11“ umsetzen. Damit meine ich so Sachen wie Deckel drauf beim Kochen und anderes. Aber vielleicht bin ich auch nur in einer „Stromsparerblase“ unterwegs?
Fakt ist, dass das Einsparungspotential, das laut VKW zwischen einem „sparsamen“ und einem „durchschnittlichen“ Haushalt da ist (zwischen 28 und 47%) wohl eher unrealistisch erscheint. Vor allem, wenn wir auch noch lesen, was da bei der Info der VKW noch steht: „Haushalte ohne elektrische Raumheizung“.

Daher halte ich mich lieber an die (hoffentlich) realen Zahlen des Umweltbundesamtes: Wenn also alle VorarlbergerInnen – obwohl laut diesen Zahlen ja schon alle mehr als sparsam sein müssten bei den Verbrauchswerten – trotzdem noch einmal 10 oder 11% einsparen könnten, dann wären das in Summe etwa 3% des gesamten Stromverbrauchs in Vorarlberg. Ob dafür aber einige Grad weniger an Raumtemperatur, „Deckel drauf“ beim Kochen, weniger warm duschen oder Standby-Geräte ausreichen, das wage ich zu bezweifeln.

Am Schluss bin ich noch auf eine Grafik bei dem Bericht gestoßen, der mich ratlos zurücklässt – vielleicht weiß jemand anders, wie das zu verstehen ist?

Wenn ich das richtig interpretiere, dann importieren wir in Vorarlberg mehr Strom als wir produzieren. Wir exportieren jedoch auch mehr, als wir selbst verbrauchen… und etwa 20% der Stroms wird für Pumpenergie verbraucht…