Die Pandemie – ein Rückblick, Teil 2 (Todesfälle)

Vorbemerkung

750 Updates gab es von mir seit März 2020 – davon waren sieben Wochen-Updates, die anderen alle zum jeweiligen Tag. Zeit für einen „Rückblick“…

In diesem Rückblick geht es nur um ein Thema: Die Todesfälle an und mit Covid und die seltsamen „Um-Meldungen“ im Frühjahr 2022.

Die Datenquellen sind wie immer bei den Grafiken angegeben!

Ein Überblick seit Oktober 2020

Seit dem 6. Oktober 2020 hat die AGES „offiziell“ das Dashboard Österreichs übernommen. Davor gibt es zwar auch schon Zahlen, allerdings habe ich bis zu dem Tag keine Daten zu den tagesaktuellen Zahlen. Und die machen das Ganze eben sehr spannend. Es besteht ein Unterschied zwischen den Zahlen, die jeden Tag gemeldet werden, und denen, die dann am Ende als „fix“ dargestellt werden. Das ist – bis zu einem gewissen Grad – auch gut zu erklären, da ja oft Daten erst verspätet gemeldet werden oder auch manchmal die Abklärung ein wenig dauert. Entscheidend ist für mich hier „bis zu einem gewissen Grad“…

Zur Erinnerung: Das ist die Definition, anhand derer ein Todesfall als offizieller Covid-Todesfall gemeldet wird:

In diese Statistik können Personen, die direkt an den Folgen der Viruserkrankung selbst oder „mit dem Virus“ (an einer potentiell anderen Todesursache) verstorben sind, fallen.

https://info.gesundheitsministerium.gv.at/infektionslage

Stellt euch einfach einmal vor, ein „Unfalltod“ würde so definiert: „In diese Statistik können Personen, die direkt an den Folgen des Unfalls selbst oder „mit dem Unfall“ (an einer potenziell anderen Todesursache) verstorben sind, fallen.“ Und dann würden alle Personen, die innerhalb von 28 Tagen nach einem gemeldeten Unfall versterben, als Unfalltote in der Statistik erfasst…

Zurück zu Covid: Im Frühjahr 2022 gab es einige „kleine Korrekturen“ bei den Zahlen der offiziellen Todesfälle an und mit Corona. Hier eine Grafik, auf der das gut zu sehen ist:

Mit Vorankündigung wurden am 20. April 2022 über 3.000 Todesfälle „nachgemeldet“ – angeblich wegen einer „routinemäßigen jährlichen Anpassung“. Seltsamerweise waren das jedoch Fälle, die bis zum März 2020 zurück reichen, also zwei Jahre. Und mir wäre nicht bekannt, dass solche „Todesursachenänderungen“ auch in der Vergangenheit (zB wegen Grippewellen etc.) schon einmal vorgenommen worden sind.
Interessanterweise wurden diese Fälle immer noch nicht bei den offiziellen Zahlen des BM für Gesundheit oder etwa dem Dashboard Vorarlbergs aufgenommen/geändert. Auch wäre mir nicht bekannt, dass die Statistik Austria inzwischen ihre Todesursachenstatistik für das Jahr 2021 (vorläufig) oder etwa die für 2020 geändert hat. Das kann nur so erfolgen, dass bei anderen Todesursachen Fälle wegkommen und zur Ursache C19 „verschoben“ werden. Es handelte sich ja nicht um die Entdeckung eines bis dato unbekannten Massengrabes, sondern um eine Umetikettierung von Todesfällen.

Um das Ausmaß der Umetikettierungen besser zu erkennen. Hilft diese Grafik:

VOR dem 20. April gab es in Österreich in 25,5 Monaten 164 offizielle C19-Todesfälle pro 100.000 EW. Das wären pro Monat in etwa 6,4 Todesfälle. Dann kamen an EINEM Tag 57 Fälle dazu.
Dazu ein Vergleich: 2020 gab es österreichweit 344 Verkehrstote. Das ist 1 Toter pro Tag. Der 20. April würde hier bedeuten, dass an EINEM Tag 120 neue Verkehrstote „nachgemeldet“ werden – wegen einem „Datenabgleich“!

Hier noch eine Grafik zu den Todesfällen, die die täglichen Meldungen seit dem 7. Oktober so zeigt, dass der „Nachmeldetag“ oben aus der Skala fällt. Hier werden mehrere Sachen deutlich:

  • Die zweite Welle im Herbst 2020 war eindeutig die schlimmste.
  • Es gab immer wieder Korrekturen, das erkennen wir etwa auch an den „Minuszahlen“, die immer wieder unter der Null-Linie zu erkennen sind. Allerdings gab es nie so eine große Minuszahl wie im Mai 2022 – dazu später noch mehr.
  • Das Jahr 2022 hat nur ganz wenige „Spitzentage“, die mehr als 5 Todesfälle pro 100.000 EW zeigen – auch die schauen wir uns später noch genauer an!

Die absoluten Zahlen für 2022

Wenn wir die Zahlen in Österreich so betrachten, dass wir ausblenden, wie viele Todesfälle es in den einzelnen Bundesländern gab, dann können wir sie als absolute Zahlen darstellen – das heißt, sie sind nicht auf 100.000 EW gerechnet.

Hier sind zwei Datensätze dargestellt: in Schwarz sehen wir die „korrigierten“ Werte vom 13. Juni. Da sind die Todesfälle bereits den Tagen zugeordnet, an denen sie passiert sind. Die Säulen zeigen die tagesaktuellen Meldungen. Wir sehen sofort die extreme Zahl am 20. April. Es fallen jedoch auch andere Säulen auf – diese schauen wir uns jetzt genauer an:

Wenn wir die dunkelrote Säule „abschneiden“, sind die anderen Merkwürdigkeiten gut zu erkennen. Da wir schon wissen, dass die mehr als 3.000 „Um-Meldungen“ eine extreme Zahl darstellen, fallen bei dieser Darstellung nun auch Werte mit bis 261 Fällen an einem Tag auf. Schauen wir uns diese Tage doch genauer an! Sind es Fälle aus ganz Österreich oder stammen sie vorwiegend aus einem Bundesland?

Bei dieser Grafik habe ich die höchste Säule am 25.3 ebenfalls oben abgeschnitten, damit ich die anderen besser darstellen kann. Es fallen sofort mehrere Sachen auf:

  1. Die anderen Tage mit Nachmeldungen resultieren ALLE aus Meldungen von nur zwei Bundesländern: Niederösterreich und Tirol!
  2. Die hohen Zahlen, für die Tirol verantwortlich ist, stammen alle vom 20. Und 21. März. Wir dürfen nicht außer Acht lassen, dass Tirol nur etwas mehr als halb so viele EW. Hat wie NÖ – die Zahlen sind hier absolut dargestellt! Interessantes Detail am Rande: Die „Nachmeldung“ in Tirol kam genau eine Woche nach den Stichwahlen der BürgermeisterInnen im Zusammenhang mit den Gemeinderatswahlen 2022.
  3. Bei NÖ sind die Spitzenwerte auf deutlich mehr Tage verteilt. Zuerst gab es eine Woche nach Tirol eine sehr große „Nachmeldung“ an drei Tagen im März. Ende April erfolgte eine weitere und auch für den einzigen Ausreißer im Mai (wieder am Monatsende) ist NÖ verantwortlich.
  4. Bitte nicht vergessen, dass bei BEIDEN Bundesländern auch noch viele C19-Todesfälle am 20. April „umetikettiert“ worden sind!
  5. Die größte Minuskorrektur seit Oktober 2020 stammt vom 10. Mai 2022 und kommt aus Wien – dort wurden 12 Todesfälle „zurückgenommen“.

Die Bundesländer-Veränderungen im Vergleich

Wenn wir für Österreich die Bundesländer vergleichen wollen, müssen wir das mit relativen Zahlen machen – also zB pro 100.000 EW oder in Prozent. Nur so können wie einzelnen Bundesländer miteinander verglichen werden, hat doch etwa Wien fast 6,5 Mal so viele EW wie das Burgenland.

Ich habe als erstes Datum den 13. März 2022 gewählt – den Tag der Stichwahl der BürgermeisterInnen in Tirol. Das zweite Datum ist der 30. April, der tag nach der letzten großen „Nachmeldung“ in NÖ.

Die hellblauen Säulen zeigen die offiziellen C19-Todesfälle pro 100.000 EW mit 13. März, die dunkelblauen Säulen die Zahlen vom 30. April. Die roten Punkte zeigen den Anstieg, der zwischen diesen beiden Tagen passierte, in Prozent.

Während der Bundesschnitt immerhin bei 35% lag, stechen vor allem NÖ mit 66% und Tirol mit fast 47% Zunahme heraus. Auch im Burgenland lag der Anstieg mit 36% über dem Bundesschnitt. Am geringsten war der Anstieg in der Steiermark mit knapp unter 25%.

Klar zu sehen ist auch, dass durch das Umetikettieren NICHT die Bundesländer, welche davor bereits hohe Zahlen hatten, weniger stark betroffen waren, als solche, die weniger Todesfälle gemeldet hatten, auch wenn Tirol VOR dem 13. März die wenigsten Todesfälle aufzuweisen hatte. Nun liegt Vorarlberg mit 159 Todesfällen pro 100.000 EW in 26 Monaten voran.

FAZIT

Außer einem Artikel im „News“ – noch VOR dem 20. April 2022, in dem es auch um die „Nachmeldungen“ in NÖ und Tirol ging im März 2022 – gab es KEINE wirkliche Berichterstattung über die „Umetikettierung“ der Todesfälle.
Auch ist diese bis heute – fast 2 Monate später – nicht in den Statistiken der Statistik Austria, des BM für Gesundheit oder dem landes-Dashboard in Vorarlberg angekommen. Dass sich zB Medien in Tirol oder NÖ nicht dafür interessieren, was hier in ihrem Gebiet passiert ist, ist mir unverständlich – wie vieles andere während der Pandemie.

Spannend wird es sein, die Todesursachen-Statistiken von 2020 und 2021 mit denen zu vergleichen, welche VOR dem 20. April 20222 veröffentlicht worden sind. WENN das für 2020 überhaupt jemals gemacht wird. Denn dann wird erkennbar, wo plötzlich Tausende Fälle weg genommen wurden, um sie Covid zuzuordnen.