Das Große und das Ganze

Todesfälle in Europa seit 2000 am Beispiel von AT, DE, CH, IT und SE

Vorwort

Als ich mich unlängst wieder einmal darüber geärgert habe, wie unübersichtlich die Datenlage in Österreich ist und wie schwierig es ist, die richtigen Daten zu finden, kam ich auf die Idee, mir das einmal für Europa anzusehen. Weil es mich interessiert hat, wie wir Österreicher im Vergleich zu anderen Staaten bei den Sterbezahlen da stehen, habe ich mir diese Daten angesehen.
Ich habe mir daher die Daten dazu bei Eurostat zusammengesucht und kann sagen: Die Daten aus Österreich gibt es dort auch – durchaus leichter zu finden und mindestens gleich gut aufbereitet bei vielem.
Es gibt aber auch interessante „Details“ dabei: Erstens stehen bei vielen Ländern gar keine Daten bereit (von Deutschland zum Beispiel gibt es KEINE wöchentlichen Sterbezahlen für die 5-Jahresgruppen aller Menschen unter 40 Jahren) und zweitens steht bei manchen Ländern auch „provisional“ dort – auch bei Daten, die älter als 20 Jahre sind. Offensichtlich haben manche Länder „datentechnische“ Probleme, wenn es zB um die Offenlegung der Sterbezahlen in 5-Jahres-Altersgruppen geht.

Wie bin ich vorgegangen?

Ein Beispiel ohne Altersgruppen

Damit nachvollziehbar ist, wie ich zu den Grafiken gekommen bin, erkläre ich hier kurz am Beispiel der Gesamtbevölkerung die Vorgehensweise. Sehen wir uns zuerst die Gesamtdaten an, die für 36 Länder verfügbar sind (oder laut Datensatz sein sollten, weil manche Länder keine Daten liefern):

Wir sehen, dass wir nicht viel sehen… es sind zu viele Daten auf zu engem Raum. Was erkennbar bleibt, ist der Wechsel zwischen den Sterbezahlen der Sommer- und der Wintermonate. Was ganz klar erkennbar bleibt, sind starke Ausschläge im Jahr 2000 und 2017, die höher sind als die Ausschläge der Pandemie im Frühjahr 2020. Und dann fallen vor allem extreme Werte in den Jahren 2021 bis 2022 auf.
Selbstverständlich sind die Daten pro 100.000 EW berechnet, denn nur so sind alle Länder miteinander vergleichbar. Welche Länder haben denn in der Pandemie die höchsten Sterbezahlen gemeldet?

Waren es im Frühjahr 2020 Länder wie Spanien, Italien und Großbritannien, deren Werte jedoch deutlich unter anderen der Jahre seit 2000 lagen, so stiegen die Sterbezahlen im Winter 2020/21 in Bulgarien, Serbien, Litauen und Portugal am stärksten an. Ungarn folgte dann im Frühjahr 2021 und Rumänien und Lettland waren ebenfalls noch bei den höchsten Werten zu finden – allerdings erst im Herbst 2021.
Jetzt gehen wir jedoch der Übersichtlichkeit zuliebe einen Schritt weiter und suchen und ein paar Länder aus, die wir genauer betrachten:

Ich habe mich für Österreich, Deutschland, die Schweiz, Italien und Schweden entschieden. Die ersten drei sind quasi der „deutschsprachige Raum“ in Europa, Italien ist ebenfalls ein Nachbar von Österreich und Schweden war ja das Land, in dem so manches anders gehandhabt wurde. Die Schweiz und Schweden sind zudem von der Bevölkerungsgröße sehr ähnlich wie Österreich. Damit diese Länder im Gewirr der ganzen Nationen besser erkennbar sind, habe ich sie farblich hervorgehoben in dieser Grafik oben.

Die Zahlen für fünf Länder

So sieht nun das Ganze für die fünf Länder aus seit dem Jänner 2000 – die Zahlen sind immer pro 100.000 EW berechnet und zwar im Schnitt von 13 Wochen (= ein Quartal) – damit werden ganz kurze Auseißer nach oben und unten abgefangen. Was erkennen wir auf Anhieb bei diesen – auf 100.000 EW berechneten – Sterbezahlen?

  • Italiens Zahlen beginnen erst 2011 – davor sind bei Eurostat keine Daten zu finden.
  • Die Schweiz liegt mit ganz wenigen Ausnahmen immer zuunterst – sprich sie hat auf die Gesamtbevölkerung bezogen die niedrigste Sterblichkeit von allen fünf Nationen.
  • Schweden lag Anfang des Jahrtausends noch ganz oben, um 2012 herum sind sie im Mittelfeld zu finden und seit 2021 liegen sie zusammen mit der Schweiz ganz unten, haben also die niedrigste Sterblichkeit in der Gesamtbevölkerung.
  • Österreich lag bis ungefähr 2017 gleichauf mit Schweden, seither jedoch deutlich höher – allerdings tiefer als Deutschland oder Italien.

Hier habe ich eine Grafik gemacht, die die Abweichung zum 5-Jahres-Schnitt zeigt – und zwar zum 5-Jahres-Schnitt der Quartale jeweils direkt vor der Zeit. Das heißt, ich vergleiche die 5 Jahre vor einem Zeitpunkt mit dem Wert, den es in der entsprechenden Woche im 13-Wochen-Schnitt gab. Die Grüne Linie wäre genau der Schnitt der letzten 5 Jahre:

Nun haben wir zum Beispiel im Quartals-Mittel in der Schweiz Anfang des Jahres 2021 fast 8 Todesfälle mehr pro 100.000 EW gehabt als in den 5 Jahren davor um diese Zeit. Jetzt haben wir noch das Problem, dass die Sterblichkeit ja je nach Land generell unterschiedlich hoch ist. Damit auch das berücksichtigt wird, hab ich mich für folgende Darstellungsart entschieden – ich zeige auf, um wie viel PROZENT der tatsächliche Wert vom „Sollwert“ abweicht:

Wir sehen sofort, dass die Abweichung in der Schweiz nun deutlich über der von Italien zu sehen ist, weil in der Schweiz normalerweise weniger Menschen pro 100.000 EW sterben als in Italien. Andererseits „relativiert“ sich Italiens Übersterblichkeit im Frühjahr 2020 etwas nach unten, weil dort eben mehr Menschen sterben als in Schweden oder der Schweiz.

Auf dieser Basis sind nun alle folgenden Grafiken zu verstehen – sie zeigen die prozentuelle Abweichung des 13-Wochen-Mittels (= Quartal) im Vergleich mit den 5 Jahren davor in der gleichen Kalenderwoche. Darum sind auch alle Daten erst ab 2005 zu finden, weil es davor ja noch keine Daten zum 5-Jahres-Mittel geben kann.

Die Altersgruppen

85+ Jahre

Wir wissen, dass das durchschnittliche Sterbealter der offiziellen Covid-Todesfälle in der Schweiz und Deutschland ca. bei 84 Jahren lag und in Österreich knapp unter 83. Daher wird diese Anayser hier etwas länger als die meisten anderes werden.
Folgendes fällt mir auf bei den Menschen ab 85 Jahren (darüber gibt es zwar noch Zahlen zu den Todesfällen, aber leider keine mehr zu den einzelnen Altersgruppen bei Eurostat):

  • Vor 2011 gab es durchwegs sinkende Zahlen in fast Wochen und Ländern.
  • Dann folgt eine Zeit mit steigenden Zahlen bis 2014, eine kurze „Erholungsphase“ im Jahr 2014 und dann ein sehr starker Anstieg überall außer in Schweden im Jahr 2015.
  • Nach sinkenden Werten im Jahr 2016 gab es 2017 einen noch stärkeren Anstieg der Zahlen in allen Ländern. in Österreich stiegen die Werte sogar um mehr als 20% über das 5-Jahres-Mittel.
  • Bis zum Pandemiebeginn 2020 gab es dann niemals mehr als +10%. im Frühjahr 2020 waren es in Italien und Schweden um die 25% mehr an Todesfällen, in der Schweiz etwa 10% und in Ö und D deutlich weniger.
  • Zum Jahreswechsel 2020/2021 gab es mit mehr als 50% mehr Todesfällen als im Mittel der 5 Jahre davor in der Schweiz den höchsten Wert in dieser Altersgruppe innerhalb der Pandemie. Auch in Österreich waren es mehr als 30% mehr, in Italien und Deutschland um die 25% und in Schweden knapp unter 20%.
  • Danach fallen bis auf Schweden – und bedingt die Schweiz – alle Länder dadurch auf, dass es weiterhin keine Entspannung gibt und die Zahlen lange Zeit überdurchschnittlich bleiben.

80-84 Jahre

Ganz ähnlich sehen die Kurven der Todesfälle unter Menschen im Alter von 80-84 Jahren aus. Die Werte sind etwas niedriger und Italien bleibt ab Sommer 2021 eher unauffällig. Wieder hat die Schweiz die höchste Abweichung (mehr als 45% im Winter 20/21). Ab Sommer 2021 sind vor allem die österreichischen Werte die mit den höchsten Abweichungen nach oben.

75-79 Jahre

Bei den Menschen im Alter von 75-79 Jahren zeigt Italien zweimal stark erhöhte Kurven auf, wieder liegt die höchste Abweichung nach oben jedoch bei den Zahlen der Schweiz im Herbst/Winter 2021 mit etwas mehr als +42% im Vergleich zum 5-Jahres-Mittel. Ab Sommer 2021 fallen vor allem Österreich und Deutschland durch erhöhte Werte auf. Diese bleiben bis 2023 über dem Schnitt.
Auffallend ist auch, dass außer 2017 die Zahlen davor fast über die gesamten 20 Jahre unterdurchschnittlich waren überall.

70-74 Jahre

Auch bei den 70-74-Jährigen gab es lange Zeit Werte, die unter dem Schnitt lagen. Das ändert sich ab 2017: Ab dort liegen sie für Deutschland und Österreich fast nur mehr über dem grünen Strich, der das Mittel darstellt. In Schweden liegen sie abseits der beiden Wellen im Frühjahr 2020 und Winter 20/21 weiterhin darunter. In Italien gibt es zwei MASSIVE Ausreißer nach oben zur selben Zeit. In der Schweiz gibt es nur einen im Herbst/Winter 2020/21.

65-69 Jahre

Bei den Menschen im Alter von 65 bis 69 Jahren gibt es von 2012 bis 2018 (mit Ausnahmen von 2014) in Deutschland immer eine über dem 5-Jahres-Mittel liegende Sterblichkeit. In der Pandemiezeit sticht wieder vor allem Italien hervor bis zum Sommer 2021. In Schweden ist nur mehr die erste Welle im Frühjahr 2020 sehr hoch, in der Schweiz und Österreich vor allem die zweite. Deutschland fällt durch hohe Werte in den Jahren 2022 und 2023 auf.
Generell sinken die Prozentwerte weiter ab und liegen nun nur mehr knapp unter 30% im Vergleich zum 5-Jahres-Mittel davor.

60-64 Jahre

Bei den 60-64-Jährigen sind es keine 25% mehr, die in der Pandemiezeit über das Mittel ansteigen. Wieder fällt Italien mit drei Spitzen auf, Schweden nur mehr im Frühjahr 2020 und der deutschsprachiger Raum durch das fehlen erhöhter Werte zu eben dieser Zeit. Während die Werte in Schweden mit seinem „Sonderweg“ in Sachen Maßnahmenpolitik teilweise sogar bis zu 20% UNTER dem 5-Jahres-Mittel liegen, sind sie in Deutschland und Österreich vor allem auch noch 2022 und 2023 deutlich erhöht.

55-59 Jahre

Das Bild bleibt auch bei den 55-59 Jahre alten Menschen ähnlich: Generell sinken die Werte von den Wochen mit erhöhtem Sterbegeschehen unter 15%, wieder hat Italien drei „Wellen“ bis zum Sommer 2021, Schweden nur eine im Frühjahr 2020, Österreich und die Schweiz haben ihre höchsten Abweichungen nach oben bei den Sterbezahlen im Herbst und Winter 2021/22. Nach der Pandemie fallen ansteigende, aber imemr noch unterdurchschnittliche Werte vor allem in Schweden auf.

50-54 Jahre

Wir sind nun bei den Menschen unter 55 angelangt und wie schon bei den Österreichzahlen vor einigen tagen ändert sich das Bild bei den Sterbezahlen. Erstens liegen selbst in den Zeiten der Pandemie die Abweichungen kaum mehr über 10%, zweitens ist die Abweichung im Frühjahr 2020 selbst in Schweden und Italien nur mehr knapp über 5%. In Österreich fallen vor allem die Wochen im SOMMER 2021 auf.

45-49 Jahre

Was fällt bei den 45 bis 49 Jahre alten Menschen auf? Erstens die Werte aus Deutschland, die im Quartalsmittel von 2005 bis 2020 DURCHGEHEND bis auf zwei Wochen im Jahr 2015 unter dem 5-Jahres-Mittel liegen. Danach liegen sie bis zum Ende der Pandemie fast durchgehend darüber.
Zweitens die Werte aus Österreich: Sie zeigen im Winter 2021/22 die höchste Abweichung aller fünf Nationen seit Beginn der Daten – mit über 20% ist das zudem DEUTLICH mehr als bei den 50-54-jährigen Menschen. Der Trend zu „weniger Abweichung“, je jünger die Menschen sind, wird hiermit gebrochen. Ebenfalls auffellend in Österreich: Es gibt in den letzten bekannten Wochen (bis Mitte November) offensichtlich ein Problem, das dem von Jänner 2022 nahe kommt. Auch in der Schweiz fällt eine Zeit auf: Im September und Oktober 2022 gibt es ungewöhnlich hohe Abweichungen. Und Deutschland hat zur selben zeit wie Österreich (also rund um den Jahreswechsel 2021/22) die höchste Abweichung seit 2005 zu melden. Der Beginn dieser Entwicklung (also der Zeitpunkt, als der Trend über das 5-Jahres-Mittel) geht liegt ungefähr ein Jahr vorher.
Schweden zeigt im Vergleich zu den Jahren zuvor nicht wirklich Auffälligkeiten, bis auf einen Anstieg der zahlen in den letzten Wochen, für die es im Jahr 2023 Daten gibt.

40-44 Jahre

Wir verabschieden uns jetzt von Deutschland – dies ist das letzte Mal, dass die Daten dafür auftauchen in den 5-Jahres-Altergsruppen. Dabei wird es gerade für Deutschland hier sehr interessant, finde ich: Erstens fällt D anfangs dadurch auf, dass die Zahlen kontinuierlich sinken, was wir daran erkennen, dass die Kurve DURCHGEHEND unter dem 5-Jahres-Mittel (grüne Linie) liegen. Nur 2015 liegen die Werte ganz minimal darüber und bei der grippewelle 16/17 gibt es eine Überschreitung des Mittels um ca. 5%. Dann gibt es auch 2018 und 2019 Phasen mit einer höheren Sterblichkeit als in den 5 Jahren zuvor. ab etwa Juni 2020 sieht das plötzlich anders aus: Nur einmal ganz kurz im Frühjahr 2021 liegen die Werte beim Mittel, sonst sind sie immer darüber zu finden. Vor allem um den Jahreswechsel 22/23 liegt die Sterblichkeit ezwa um 20% höher als in den fünf Jahren davor um diese Zeit. und von Herbst 2022 bis März 2023 liegen die Zahlen etwa 10% höher als der Fünfjahresschnitt. Erst nach Juni 2023 beruhigt sich die Situation wieder.

Was sehen wir bei den anderen Nationen? Italiens „Doppelwelle im Frühjahr 2021 ist auch hier zu sehen und im Herbst 2022 haben sowohl die Schweden, als auch Östereich, die Schweiz und Italien deutlich zu hohe Sterbezahlen in dieser Altersgruppe. Niemals zuvor gab es einen Zeitraum in den letzten 18 Jahren, in denen ALLE diese fünf Länder über der „Nullinie“ lagen, geschweige denn mindestens 10% an Todesfällen zu viel hatten im Vergleich zum Fünfjahresschnitt. Und während Schweden ansonsten eher Zahlen unter dem Mittel aufweist, gibt es in den anderen Ländern phasenweise durchaus deutliche Überschreitungen.

35-39 Jahre

In dieser Altersgruppe fällt mir vor allem auf, dass es vor dem Pandemiezeitraum meist nur kurze Überschreitungen in einzelnen Ländern gab, wenn es um den Vergleich mit den 5 Jahren davor geht. Ab Pandemiebeginn ist es eher umgekehrt, und die Werte liegen oft darüber. Besonders auffallend ist dabei nach Pandemiebeginn der Herbst 2023 in Schweden mit über 40% mehr an Todesfällen als in den 5 Jahren zuvor.
In der Pandemie fallen vor allem die Werte aus Österreich auf, wo es ab Jänner 2021 bis zum ausgerufenen „Pandemieende“ im Juni 2023 nur zweimal kurzzeitig Phasen mit weniger Todesfällen als im Mittel gab. Im Gegensatz dazu gab es in der Schweiz einerseits hohe Überschreitungen und auch starke Unterschreitungen bei den Werten. In Italien sieht es – leicht nach unten versetzt – ähnlich wie in Österreich aus.

30-34 Jahre

Ab dieser Altersgruppe kommt ein interessantes Phänomen in Österreich auch hier in den Daten klar heraus: Kurz VOR Pandemiebeginn gab es bei manchen jüngeren Altersgruppen eine starke Überschreitung der Sterbezahlen im Vergleich mit den letzten 5 Jahren. Über 50% mehr an Todesfällen fallen auf, auch weil das die stärkste Überschreitung aller 4 Länder (ohne D) und innerhalb der letzten 18 Jahre ist.

Ansonsten fällt Schweden durch eine steigende Sterblichkeit in diesem Alterssegment genauso auf die die Tatsache, dass auch hier wieder der Winter 21/22 in allen Ländern deutliche Überschreitungen aufweist. Zu Österreich habe ich hier noch eine andere Darstellung, die zeigt, wann es über und wann unter dem Mittel liegende Zeiten gab:

Wir erkennen so auf einen Blick, dass es mit Ausnahme des Winters 2010/11 nie so lange und schon gar nicht so hohe Überschreitungen des Mittels gab bis zum Herbst 2018. Danach gab es bis zum März 2023 kaum mehr Phasen mit unterdurchschnittlichen Werten.

25-29 Jahre

Auch bei den 25-29-Jährigen gab es nirgends und niemals höher Überschreitungen als in der Pandemiezeit in Österreich.Zwar fallen die Schweden durch höhere Werte bis etwa 2019 auf, danach ist die blaue Kurve jedoch eher gegenläufig zu den anderen.
Fast genau 50% mehr Todesfälle als im Mittel Ende April 2022 in Österreich sind durchaus beachtlich, finde ich. Auch die letzten Wochen stechen mit mehr als 25% Überschreitung in der Schweiz und Österreich hervor.

20-24 Jahre

Bei den 20-24-Jährigen gibt es zwar gleich nach Ausrufung der Pandemie durch die WHO in der Schweiz sehr hohe Überschreitungen, daramtischer finde ich jedoch die Kurve aus Österreich, die ab Frühjahr 2021 mit einer kurzen Entspannungsphase im Winter 21/22 und im Herbst 2022 fast durchgehend alarmierend hohe Werte zeigt. Schweden und Italien sind eher unauffällig bei den Werten.

15-19 Jahre

Auch wenn die Kurve ähnlich aussieht wie die vorige, finde ich diese Zahlen bedenklicher: In Österreich gab es nämlich sowohl im Winter 2021/22 als auch im gesamten Jahr 2023 bei den 15-19-Jährigen eine massive Üvberschreitung der Vorjahreswerte. Im Februar 2023 waren es sogar fast 90% mehr im Quartalsschnitt als in den Vergleichswochen der Jahre 2018-2022. Und das trotz der Tatsache, dass hier die starke Überschreitung aus dem Vorjahr bereits mit in den Vergleich einfließt.

Die einzige ruhige Phase in Sachen Sterbegeschehen in allen vier Ländern ist hier der Sommer 2021.

10-14 Jahre

Bei den 10-14-Jährigen sind wir in der Altsergruppe angelangt, die neben den 5-9-Jährigen die niedrigste Sterblichkeit aufzuweisen hat. Das bedingt auch, dass Schwankungen sich hier – in Prozent ausgedrückt – stärker auswirken. Darum gibt es hier auch Phasen mit mehr als 100% Überschreitungen des Mittels. Während der Pandemiezeit war es deutlich weniger „schlimm“ als bei den Altersgruppen zuvor. Trotzdem fällt auch hier wieder Österreich mit starken Überschreitungen von März 2022 bis März 2023 auf. In der Schweiz gab es rund um den Dezember 2020 stark erhöhte Zahlen mit den höchsten Überschreitungen der vier hier dargestellten Länder.
Interessant ist auch die Tatsache, dass in dieser Altersgruppe, die ich gerne als „Mittelschul-Gruppe“ bezeichne, von Dezember 2020 bis Herbst 2021 alles sehr ruhig war. Danach sind in allen Ländern zumindest kurzfristige Überschreitungen zu erkennen.

5-9 Jahre

Im „Grundschul-Alter“ gibt es noch weniger Todesfälle. Hier gibt es seit 2005 dreimal Länder mit der höchsten Überschreitung aller Altersgruppen – weil die Zahl der Todesfälle um über 150% erhöht ist im Vergleich zum 5-Jahres-Mittel:
Im Herbst 2009 war das in Schweden der Fall, im Frühjahr 2019 in der Schweiz und fast den ganzen Winter 22/23 in Österreich. Die letzte „Welle fällt darum besonders auf, weil die zeitlich gesehen die längste ist. Noch extremer ist nur der November 2023 in Schweden, wo die (noch provisorische) Kurve um über 200% dem Mittel der 5 Jahre davor liegt.
Nicht unerwähnt bleiben darf auch die Woche 12 im Jahr 2021, wo es in Österreich keinen einzigen Todesfall in diesem Alter gab.

0-4 Jahre

Bei den Säuglingen und Kleinkindern, wo es deutlich mehr Todesfäll gibt als bei den SchülerInnen, fällt Österreichs Spitze aus dem September 2019 auf mit über 30% mehr Todesfällen als im 5-Jahres-Mittel. Während der Pandemiezeit sind vor allem die Zahlen in der Schweiz auffällig, alle anderen Länder liegen größtenteils unter dem Mittel.

Das zeigt sich auch bei einem Blick auf die Zahlen pro 100.000 ohne Bezug auf das Mittel:

Erstens sind die Werte grundsätzlich alle sinkend in den letzten 18 Jahren und zweitens hat Schweden hier eindeutig die niedrigsten und die Schweiz die höchsten Zahlen unter den vier dokumentierten Ländern.

ABSCHLUSS

Für die Darstellung der Pandemie habe ich mir noch etwas Besonderes einfallen lassen, nämlich diese Grafik:

Sie zeigt die bei Eurostat verfügbaren Daten zur Gesamtsterblichkeit der einzelnen Länder. Hier werden nicht die einzelnen Länder untereinander verglichen, sondern die einzelnen Wochendaten pro 100.000 EW in den jeweiligen Ländern. Wenn das Sterbegeschehen im jeweiligen Land von 2000 bis 2023 groß war, ist das an roter Farbe erkennbar, die Wochen mit dem geringsten Sterbegeschehen in der Gesamtbevölkerung sind grün dargestellt. Die fünf in den Grafiken oben dargestellten Länder haben zusätzlich einen pinken Rahmen, damit wir sie besser sehen können.
Dadurch fällt SCHWEDEN sofort auf, denn im Gegensatz zu sehr vielen anderen Ländern Europas sind dort nur wenige Wochen rot gefärbt, große Strecken der Pandemie sogar grün. Dasselbe gilt übrigens für Norwegen und Luxemburg. Ebenfalls auffällig ist Finnland, wo es zwar anfangs nicht so schlimm aussieht, dann aber immer schlimmer wird bis zum Ende der Pandemie. Das gilt auch für Holland und Deutschland oder auch Dänemark.
Die Länder mit wenigen Daten habe ich – bis auf Italien – nach unten gesetzt in der Tabelle. Für Großbritannien fehlen zB die Daten vor dem Sommer 2015 und ab 2021. Daher machen hier solche „Heatmaps“ weniger Sinn.

FAZIT

Es gibt viel zu lesen heute. Ich möchte einige Punkte hervorheben, die mich überrascht haben – und zwar in Form von vier Fragen:

  1. Wie kann es sein, dass Eurostat keine Daten für Menschen unter 40 Jahren aus Deutschland hat? Und wie kann es dazu kommen? Es gibt ab 40 aufwärts Zahlen für jede Altersgruppe unserer Nachbarn, darunter keine…
  2. Was ist der Grund für sehr auffällige stark nach oben abweichende Zahlen bei vielen jungen Altergruppen in vielen der genauer untersuchten Länder Österreich, Schweiz, Italien und teilweise auch Schweden?
  3. Warum zeigt sich die Pandemie im Überblick (siehe Abschluss) so besonders ausgeprägt im Winter 21/22 und auch 22/23? Und warum gibt es keine Nachrichten darüber, dass zum Beispiel Finnland so wie Deutschland 2022 und auch 2023 deutlich höhere Sterbezahlen hat als in fast allen Jahren seit 2000?
  4. Bei allen Grippewellen, die teilweise auch für ganz Europa gut erkennbar sind, gab es immer relativ kurze „Wellen“ mit erhöhtem Sterbegeschehen. Liegt es nur an Covid, dass seit 2021 diese Wellen deutlich länger wurden?