Das Corona-Jahr 2021 in Vorarlbergs Spitälern

Interessante Einblicke

Ich habe von der Vorarlberger Krankenhaus Betriebs GesmbH Zahlen bekommen zum vergangenen Jahr 2021, dem ersten vollständigen Kalenderjahr während der Pandemie. Hier einige Grafiken dazu:

Vorwort 1: Wie viele Menschen sind normalerweise im Spital in Vorarlberg?

Bevor wir uns den Krankenhäusern zuwenden ein paar Zahlen zu den Positiven im Jahr 2021 zu – dazu eine Vorbemerkung: Wir wissen ja leider ÜBERHAUPT nicht, in welcher Altersgruppe wie viel getestet wird und wurde – das würde wirklich Licht ins Dunkel bringen!

Um einen ersten Eindruck von den Zahlen zu bekommen, die in den Spitälern in Vorarlberg „üblich“ sind hier eine Übersicht über die Gesamtzahlen seit dem Jahr 1989:

Anfang der Neunzigerjahre waren im Jahr etwas mehr als 60.000 Menschen im Krankenhaus. Diese Zahl stieg bis zum Jahr 2014 kontinuierlich an bis auf 115.211 – also fast das Doppelte in 25 Jahren. Dann hat sich die Patientenanzahl stabilisiert, mit leicht sinkender Tendenz. 2019, im Jahr vor der Pandemie, hatten wir 110.915 PatientInnen in Vorarlbergs Spitälern. Im Jahr 2020 (leider habe ich noch keine Zahlen für 2021) waren es dann 91.996 – das ist ein Minus von 18.919 PatientInnen oder prozentuell um 17%!

Wenn wir uns die Pflegetage anschauen, haben wir ein ganz anderes Bild: Fast 1 Million Tage wurden von den damals etwa 635.000 PatientInnen im Jahr 1990 in den Spitälern verbracht (hier geht es nur um ambulant aufgenommene PatientInnen!). Im Jahr 2014, als der Höchststand an PatientInnen erreicht war, waren es nur mehr knapp 600.00. Während sich also die ZAHL der behandelten Menschen fast verdoppelt hat, wurden die Belegstage um 40% WENIGER.
Im Jahr vor der Pandemie waren es noch 552.453 Pflegetage – diese Zahl reduzierte sich auf 179.048 im Jahr 2020. Das ist ein Rückgang um 13,3%, also immer noch sehr viel, aber deutlich geringer als bei den PatientInnen.

Dank der genauen Daten der Statistik Austria weiß ich auch, mit welcher Diagnose die PatientInnen entlassen wurden. Hier habe ich noch einige sehr auffällige Datensätze herausgesucht, wenn es darum geht, wo die Rückgänge am größten waren:

  1. FRAUEN

Den zahlenmäßig größten Rückgang zum 10-Jahres-Schnitt gab es bei den Brustkrebs-Erkrankungen. 45% weniger als im 10-Jahres-Schnitt wurden im Jahr 2020 behandelt. Im Vergleich zum Vorjahr war der Rückgang sogar -55,4%!

Am zweitgrößten war der Rückgang bei den „anderen bösartigen Neubildungen“ (=diverse Krebsarten, die zusammengefasst werden zu einer Gruppe – zB ohne Lungenkrebs-, Hautkrebs-, Darmkrebs- oder auch Gebärmutterkrebsarten). Was bei dieser Grafik auffällt, ist, dass die Zahlen seit 1990 stark angestiegen sind – um mehr als das Dreifache. Mehr als 1.000 Fälle weniger als im Schnitt der letzten 10 Jahre gab es hier2020, verglichen mit dem Vorjahr sogar 1.116 Fälle weniger.

  • MÄNNER

Bei den Männern war der Rückgang bei den „anderen bösartigen Neubildungen“ (siehe oben) am größten. 1.373 Patienten weniger als im 10-Jahres-Schnitt gab es hier 2020. Im Vergleich zum Vorjahr waren es sogar 1.821 – ein Rückgang um 35,5%.

Ebenfalls auffallend war der Rückgang bei den Patienten mit Lungenkrebs u.ä. – mehr als 400 Patienten gab es hier weniger als im 10-Jahres-Schnitt. Im Vergleich mit 2019 kam es zu einem Rückgang um 33%.

  • ALLGEMEINES

Was noch auffällt? Eine Zahl ist mir ins Auge gestochen: Während bei den „anderen Brüchen“ (Unterarm oder Unterschenkel) die Zahlen zurück gingen, sind die OBERSCHENKELBRÜCHE bei Männern und Frauen angestiegen. Meines Wissens passiert das besonders oft bei älteren Menschen – was die genauen Gründe für diesen Anstieg sind, ist mir allerdings nicht bekannt.
Zahlenmäßig die größten Anstiege gab es – bei beiden Geschlechtern – bei zwei Diagnosen: Katarakt (Augenerkrankung) und „Ärztliche Beobachtung und Beurteilung von Verdachtsfällen“, wo es jeweils pro Geschlecht etwa 200 bis 300 Fälle mehr zu betreuen gab als im Schnitt der 10 Jahre vorher.

Vorwort 2: Wie viele Menschen wurden im Laufe des Jahres positiv getestet?

In Vorarlberg gab es laut AGES im Jahr 2021 43.815, laut Land 43.745 positiv Getestete in Vorarlberg. Auf dieser ersten Grafik ist gut erkennbar, in welcher Gruppe am meisten positive Fälle gefunden wurden. Selbstverständlich sind die 5 bis 14 Jahre alten Personen ganz vorne, da in diesem Bereich (Pflichtschule) bis auf die 5-Jährigen, die noch nicht in die Schule gehen, ALLE flächendeckend fast das gesamte Schuljahr hindurch mehrmals in der Woche getestet wurden. Danach sinkt der Anteil nach oben immer mehr ab bis zum Tiefststand bei den 75-84 Jahre alten Menschen. Nur die noch älteren Mitbürger haben wieder etwas höhere Werte.
Bei den Kleinkindern ist der Prozentanteil genau gleich groß wie bei den 55-64 Jahre alten Menschen.

Vorwort 3: Umlegung auf die „richtigen“ Altersgruppen?

Leider sind die Altersgruppen der AGES andere, als die von den Spitalszahlen – daher musste ich diese „umrechnen“. Die Säulen sehen dadurch gleich anders aus. Vor allem bei den über 100-Jährigen ist dieser rechnerische Wert mit Vorsicht zu genießen – auch, weil es laut Statistik Austria nur 52 Menschen gab zu Beginn des Jahres 2021, die über 100 Jahre alt waren.

Grundsätzlich bleibt das Bild dasselbe wie vorher: Die zweite Altersgruppe, jetzt die 10 bis 19 Jahre alten Menschen (immer noch großteils mehrmals die Woche getestet) lieferten am meisten positive Fälle, hier sind die unter 10-Jährigen als jüngste Gruppe allerdings (weil jetzt die Primarstufe dabei ist aus den Schulen) deutlich höher als vorher die Kleinkinder. Ab dem Alter von 70 sind es ca. 5% aller Menschen, die einen positiven Test ablieferten. Auch hier eine wichtige Bemerkung: Wir wissen nicht nur keine Details über die Testhäufigkeit in den Altersgruppen fernab der Schulen, wir wissen zudem auch NICHTS über dem Impfstatus der gefundenen Fälle. Und vor dem Juni 2021 waren weniger als 1,5 Millionen Menschen in Österreich doppelt (damals hieß es noch vollständig) geimpft. Das heißt in der ersten Jahreshälfte war mit Sicherheit der Großteil aller Positiven und- oder nicht vollständig geimpft.

Die Altersgruppen und C19 – Normalbetten

Bevor wir uns der nächsten Grafik zuwenden eine wichtige Vorbemerkung: Wir wissen NICHT genau, wie viele C19-PatientInnen mit Erst- oder Nebendiagnose Covid im Spital lagen. Sprich ob jemand wegen einer Schnittwunde am Kopf ärztlich versorgt werden musste und zufällig coronapositiv war, oder ob jemand wegen einem schweren Verlauf der Coronaerkrankung selbst im Spital war, ist nicht bekannt. Hier gibt es höchstens Zahlen aus anderen Staaten, wo die Angaben von einem Drittel bis zu zwei Drittel der Fälle variieren, von PatientInnen, die aus anderen Gründen im Spital waren.

Wenig überraschend steigt die Zahl der mit positivem Test im Spital gewesenen PatientInnen mit dem Alter an. Besonders auffallend ist dieser Anstieg ab dem Alter von 60 Jahren. Bei den 50 bis 59 Jahre alten Menschen betraf das noch einen von 326, bei den 90-99 Jahre alten einen von 38. Das Risiko, als positiv getesteter Mensch im Spital zu liegen im Jahr 2021 war für eine Person im Alter von 10-19 um 87 Mal geringer als für eine Person über 90.

Die positiv Getesteten und C19 – Normalbetten

Nur wenig anders sieht auf den ersten Blick die Grafik aus, wenn wir uns die positiv Getesteten der einzelnen Altersgruppen anschauen: Allerdings gibt es einen wichtigen Unterschied: Das Risiko für eine positiv getestete Person im Spital zu liegen im Jahr 2021 war für eine Person im Alter von 10-19 um 242 Mal geringer als für eine Person über 90!
Wie auch bei der Grafik vorher ist es hier so, dass die Altersgruppe unter 10 Jahren – wenn auch auf extrem niedrigen Niveau – stärker betroffen ist als die „Teens“ von 10 bis 19. Der Grund ist wohl der, dass bei den Kindern bis 10 der Großteil der PatientInnen unter 4, und davon wieder der größte Teil unter 1 Jahr alt ist im Spital. So ist etwa auch die Sterblichkeit der unter 1-Jährigen deutlich höher als die der nächsten 19 Jahrgänge – und das vollkommen unabhängig von Corona und Pandemiezeiten!
Die Säue mit den über 100-Jährigen ist bitte nur der Vollständigkeit halber angegeben, sie ist durch die geringe Anzahl an Menschen in dieser Gruppe sehr ungenau!

Die Altersgruppen und C19 – Intensivbetten

Auch hier wissen wir nicht, wer WEGEN und wer MIT C19 auf der Intensivstation lag!

Wenig überraschend steigt auch bei einem Blick auf die IntensivpatientInnen die Zahl der mit positivem Test im Spital Befindlichen mit dem Alter an. Allerdings sinkt dieser Wert ab 80 wieder ab, weil es eher selten ist, dass Menschen in so hohem Alter noch auf der Intensivstation betreut werden. Im Gegensatz zum Normalbett sind hier die Werte bei den Menschen unter 20 gleich niedrig. Eine von 20.000 Personen in der entsprechenden Altersgruppe musste demnach als positiver Fall in Vorarlbergs Intensivstationen betreut werden. Das waren jeweils zwei PatientInnen. Bei den Menschen von 50 bis 59 war es eine von 1.250, bei den Menschen von 70 bis 79 eine von 500. Das Risiko, als positiv getesteter Mensch im Spital zu liegen im Jahr 2021 war damit für eine Person im Alter von 0-19 um 40 Mal geringer als für eine Person im Alter von 70 bis 79.

Die positiv Getesteten und C19 – Intensivbetten

Wieder sieht die Grafik vom Verlauf der Kurve her ähnlich aus, wenn wir uns die positiv Getesteten der einzelnen Altersgruppen anschauen: Allerdings gibt es einen wichtigen Unterschied: Das Risiko für eine positiv getestete Person im Spital zu liegen im Jahr 2021 war für eine Person im Alter von 0-19 um 125 Mal geringer als für eine positiv getestete Person von 70 bis 79! Was auch auffällt, ist der flachere Anstieg bis zum Alter von 50 im Vergleich zu den Normalbetten.

Normalbetten: Die Altersverteilung

Jetzt ein Blick auf die Altersverteilung der PatientInnen mit positivem Test auf C19 im Normalbett:

Etwa ein Viertel aller Fälle war unter 50 Jahre alt. Davon waren nur knapp 15% unter 20 Jahren – insgesamt waren etwa 3,5% aller Normalbett-C19-PatientInnen unter 20.
Mehr als ein Viertel aller Fälle (28,55%) waren über 80 Jahre alt – Diese Gruppe war also größer als alle Menschen unter 50 zusammen – die Menschen von 70 bis 79 machten mit 21,49% den größten Anteil einer „Altersgruppe“ aus.
Etwa ein Drittel aller PatientInnen im Normalbett war zwischen 60 und 80 Jahren alt.
Und zwei Personen waren wohl schon über 100 Jahre alt!

Intensivbetten: Die Altersverteilung

Zum Schluss noch ein Blick auf die Altersverteilung der PatientInnen mit positivem Test auf C19 auf der Intensivstation:

Nicht ganz ein Fünftel (18,96%) aller Fälle war unter 50 Jahre alt. Das sind weniger C19-Intensiv-PatientInnen, als die 50 bis 59 Jahre alten Fälle.
Genau ein Viertel aller Fälle war zwischen 70 und 80 Jahre alt, ein Achtel aller IntensivpatientInnen war über 80 Jahre.