Bevölkerungszahlen Teil 3: Die „Überfremdung“?

Was wird nicht alles gegen „Rechts“ demonstriert zur Zeit und gewarnt. Es gäbe doch – wenn es um die immer wieder gehörte Behauptung, dass wir bald in der „Minderheit“ sind – ganz ein einfaches Mittel, manches ins (entschuldigung für das Wortspiel!) „rechte Licht“ zu rücken: Die Tatsachen, die für jedermann frei erhältlich in den Datenbanken zu finden sind. Und zwar sogar bis ins Jahr 2023 – im Gegensatz zu manch anderen Daten, bei denen nur umfangreiche Recherchen helfen um an Zahlen zu gelangen.

Was jedem klar sein dürfte: WENN es zu einer Zuwanderung und damit zu einer Erhöhung des Anteils an Menschen ohne österreichische Staatsbürgerschaft gekommen ist, dann betrifft das die jüngeren Altersgruppen. Ich habe mir daher nur die Zahlen bis zum Alter von 50 Jahren genauer angesehen. Und da es leider doch eine Beschränkung bei diesen gibt, sind es nur Zahlen ab 2002. Davor fehlen hier genauere Aufschlüsselungen, wie ich sie verwendet habe. Ich habe auch darauf verzichtet, zwischen Männern und Frauen zu unterscheiden, weil es mir vorerst ums Grundsätzliche ging. Das mag vielleicht in einem weiteren Beitrag noch folgen.

Eines möchte ich auch noch vorne weg los werden: Ich habe in einem Fotoprojekt noch vor der Pandemie (die Ausstellung dazu ist noch bis kommenden Samstag in Schaan in Liechtenstein zu sehen) verschiedene Menschen fotografiert. Es ging dabei um Worte und Begriffe, die diese Menschen verletzt hatten in ihrem Leben, und auch um die positiven Begriffe, die ihnen geholfen haben. Ein junger Mann war darunter, dessen „negatives Wort“ war „refugee“ (wir haben alle Begriffe in englisch verwendet). Sein positives Wort war „human“. Mir hat diese Wahl sehr gut gefallen, da ich grundsätzlich jeden Menschen zuerst einmal als das sehen will, was der junge Mann bei seinem positiv besetzten Begriff verwendet hat: als MENSCHEN. Leider wird das in den letzten Jahren immer weniger so gemacht von großen Teilen der Gesellschaft, sondern es wird sehr viel in „Schubladen“ gedacht – das finde ich schade.
Trotzdem stecke ich in diesem Beitrag auch alle in „Schubladen“, in dem ich sie auf ihre Staatsangehörigkeit reduzieren. Das mache ich darum, um aufzuzeigen, wie es wirklich bestellt ist um die Narrative der „aussterbenden ÖsterreicherInnen“ oder der „nur mehr ausländischen Schulkinder“. Natürlich mag es anekdotische Beispiele geben aus einzelnen Schulen und auch große Unterschiede zwischen den Bundesländern oder Stadten und ländlichen Gegenden – die GESAMTHEIT aller in Österreich lebenden Menschen zeigt jedoch folgendes Bild:

Die Neugeborenen

Hier sehen wir alle Menschen unter einem Jahr, die seit 2002 in Österreich gezählt wurden. Wir sehen einerseits steigende Zahlen bis etwa 2017 und andererseits sofort, dass der Großteil aller Neugeborenen österreichische Staatsbüger waren.

In Prozent ausgedrückt sank zwar dieser Anteil von fast 88% auf ganz knapp unter 80% im Laufe von 22 Jahren, andererseits stieg vor allem der Anteil der Babies mit europäischem Pass (ausgenommen die ÖsterreicherInnen) an. Der verdoppelte sich von 8% auf 16% aller Neugeborenen.

Die VolksschülerInnen

„Aber bei uns in der Volksschule spricht kaum mehr jemand deutsch“, höre ich dann ganz oft. Ich kann mit diesen Zahlen natürlich nicht sagen, ob es nicht unter den österreichischen StaatebürgerInnen auch welche/viele gibt, die nicht deutsch sprechen – die Nationalität kann ich jedoch klar belegen:

Links sehen wir, dass die Zahlen seit 2002 eher sinken bei den 10-Jährigen, die ich exemplarisch für die VolksschülerInnen herandgezogen habe. Rechts sehen wir den Anteil der österreichischen Kinder, der seit 2002 von 91% auf 79% zurückgegangen ist. Gleichzeitig ist der Anteil der Kinder mit europäischer Staatsbürgerschaft von 6% auf 15% angestiegen, das heißt von 97% im Jahr 2002 ist der Anteil der „Europäer“ bis 2023 nur auf 94% gesunken.

Die 20-Jährigen

„Es sind ja doch vor allem die jungen Erwachsenen“, ist dann das nächste, das zu vernehmen ist – schauen wir also beispielhaft auf die Menschen, die im Laufe des Jahres ihres 20. Geburtstag hatten:

Erstens sehen wir auch hier, dass die Zahlen seit 2015 rückläufig sind (links). Und zweitens stimmt es: Der Anteil der 20-Jährigen mit österreichischer Staatsbürgerschaft ist niedriger, als der der Zehnjährigen – allerdings nicht extrem viel. Nicht einmal ein Viertel davon war Anfang des Jahres 2023 nicht mit einem österreichischen Pass gemeldet bei uns. Das ist zwar um ca. 12% weniger als 2002, aber auch hier gilt die Beobachtung: Der größte Anteil der Menschen, die keine österreichische Staatsbürgerschaft haben, stammt aus anderen europäischen Ländern. Zusammen machen die „Europäer“ fast 94% der Menschen in diesem Alter aus.

Die 30-Jährigen

Menschen, die zum Beispiel 2015 ins Land kamen und damals knapp über 20 Jahre sind heute fast schon 30 Jahre alt:

Die Zahl der 30-jährigen Menschen seit etwa 2008 an. Der Rückgang des Anteils mit österreichischer Staatsbürgerschaft ist hier deutlich niedriger, als der der Zwanzigjährigen. Über ein Viertel davon war Anfang des Jahres 2023 nicht mit einem österreichischen Pass gemeldet bei uns. Das ist allerdings schon seit 2015 der Fall – 2002 waren es nur etwas mehr als ein Zehntel. Damals waren 95% aus Europa, heute sind es mit 92% nicht wirklich viel weniger – also auch hier die gleiche Beobachtung: Der größte Anteil der Menschen, die keine österreichische Staatsbürgerschaft haben, stammt aus anderen europäischen Ländern.

Die 50-Jährigen

Nehmen wir als letztes aus der Gruppe aller Menschen noch die Menschen im Alter von 50 Jahren her:

Hier sehen wir gut die Welle der „Babyboomer“ aus den 60er-Jahren. Von 2013 bis 2020 war hier der Höchststand erreicht, seither sinken die Zahlen wieder ab (linke Grafik).
Was den Anteil der Menschen ohne österreichische Staatsbürgerschaft betrifft, so lag dieser 2002 knapp unter 10%. 2023 war es mit fast 20% ziemlich genau doppelt so groß. Wir wissen jedoch schon, was dazu gesagt werden muss: Gleichzeitig verdoppelte sich der Anteil an StaatsbürgerInnen aus europäischen Ländern von 8% auf 16%. Das heißt, dass auch bei den 50-Jährigen im Jahr 2023 nur etwa 13% aller EinohnerInnen Österreichs NICHT aus Europa stammen.

Alle Menschen bis 50

Veilleicht habe ich jedoch auch nur ein „unglückliches Händchen“ gehabt beim Auswählen der Jahrgänge? Daher schauen wir uns noch die Gesamtheit aller Menschen bis zum Alter von 50 Jahren an:

Insgesamt STEIGT die Zahl der Menschen bis 50 in Österreich kontinuierlich an – wir sehen allerdings auch gleich, dass die Zahld er österreichischen StaatsbürgerInnen SINKEN würde ohne Menschen aus dem Ausland. Auch beim prozentuellen Anteil wird das deutlich: Von knapp über 10% an „Ausländern“ stieg dieser Wert bis zum Jahresbeginn 2023 auf etwa 23,5% an und hat sich damit mehr als verdoppelt. Das gilt jedoch auch wieder für alle Menschen, die in Österreich leben und einen europäischen Pass haben: von 7% stieg dieser Wert auf 17% an, das sind fast 2,5 Mal so viele wie vor 22 Jahren. Damit ist der „Europäer-Anteil“ in Österreich derzeit bei etwa 94,5% – vor 22 Jahren lag der bei fast 98%.

FAZIT

Mein Fazit ist heute die „Ausländer-Grafik“ aller Menschen bis 50 Jahre:

In allen Jahren seit 2002 lag der Anteil der Menschen, die in Österreich leben und einen Pass eines anderen europäischen Landes besitzen, bei über 70%. 2022 war er sogar geringer als heute, am höchsten war er mit fast drei Viertel im Jahr 2015. Und das ist in mehr oder weniger allen Jahrgängen von 2023 bis zurück zum Jahrgang 1973 dasselbe – entweder wird hier also die durchaus andere Verteilung in manchem städtischen Raum zum Maß aller Dinge erhoben oder es wird bewusst verschwiegen, wie es um das Gesamtbild bestellt ist.
Etwa jeder fünfte „Ausländer“ in Österreich stammt aus Asien (das sind keine 5% der österreichischen Bevölkerung), alle anderen Regionen der Erde zusammen machen keine 5% der „Nicht-ÖsterreicherInnen“ aus.