Es ist kompliziert – ist es nicht?

Vorbemerkung

Vielleicht kennt ihr solche Kurven?

Das ist das Jahr 2021 in Sachen Sterbefälle pro 100.000 Menschen in Österreich. Ich habe heut so etwas Ähnliches vor, allerdings beschränken wir uns auf die Daten der roten Linie – den Schnitt aus Österreich. Und wir ändern die Parameter. Wie und warum?

Nun, Wie unschwer zu erkennen ist, gehen die Todesfälle in der dunklen, kalten jahreszeit nach oben. Daher passiert es immer wieder, dass Grippe- oder andere Infektionswellen, die in einem Winter bei uns zu „Gast“ sind, gesplittet werden. Das verhindere ich, in dem ich einfach die Berechnung im Juli starte.

Neue Zeitrechung

So sieht das Ganze nach dieser Änderung aus:

Wir sehen hier die Zahlen für Österreich seit 2005 – also für 18 „Saisonen“ und in Gelb den Schnitt der letzten 18 Saisonen.

Hier sehen wir den Schnitt der letzten 18 „Saisonen“. Am meisten Todesfälle pro 100.000 EW gab es 2020/21, fast gleich viele 2021/22. Davor waren 2014/15 und 2016/17 die Jahre mit den meisten Sterbefällen.

Das ist nun der Schnitt nach Monaten – wir erkennen, dass der Monat mit den wenigsten Sterbefällen der September ist, der mit den meisten ist der Jänner. Im März sterben mehr Menschen als im Februar oder Dezember. Und im November – über 18 Jahre gesehen – etwas mehr als im Oktober oder April.

Wenn wir die ersten sechs Monate von Juli bis Dezember einzeln betrachten, gibt es folgende Erkenntnisse:

  • Nur 5 Mal lagen die Zahlen gleich oder höher als 90 Todesfälle pro 100.000 Menschen – drei Mal im Dezember und zwei Mal im November.
  • Vier der fünf extrem hohen Werte stammen aus den letzten beiden Saisonen.
  • Nur einmal gab es weniger als 70 Todesfälle pro 100.000 EW: im September 2005.
  • Nur einmal war der Höchstwert aller Saisonen pro Monat NICHT in den letzten zwei Jahren: Der Juli 2015 muss ein heißer gewesen sein, würde ich tippen…

Dasselbe Spiel mit den Monaten von Jänner bis Juli:

  • Hier gab es von 2007 bis 2009 dreimal im Juli weniger als 70 Todesfälle pro 100.000 Menschen in Österreich.
  • Der allerhöchste Wert stammt hier mit 111 Todesfällen pro 100.000 vom Jänner 2017.
  • Gleich zehn Mal waren die Zahlen höher oder gleich 90, zweimal höher oder gleich 100.
  • Nur im April, Mai und Juni stammen die Höchstwerte aus den vergangenen zwei Saisonen, sonst sind die höchsten Zahlen von 2017, 2015 und 2018.
  • Wie der September liegen auch der Mai und der Juni IMMER unter 80 Todesfällen pro 100.000 EW.

Die prozentuelle Verteilung übers Jahr

Zur Erinnerung noch einmal die Kurven vom Anfang:

Das sind die Zahlen pro 100.000 EW für die letzten 18 Saisonen von Juli bis Juni samt dem Schnitt.

Nehmen wir einmal die Saison 2021/22 und schauen uns an, wie sich die Todesfälle übers Jahr verteilt haben. Rein rechnerisch müssten alle Monate ungefähe 8,3% aller Todesfälle aufweisen. Am nächsten am errechneten Schnitt liegt der Jänner mit 8,19%. Das ist insofern interessant, weil das in den letzten 18 Saisonen der Monat mit den MEISTEN Todesfällen war!

Am höchsten sind die Zahlen hier im November 2021, am niedrigsten im Juli 2021 und Juni 2022.

Wenn wir diese „Jahresverteilung“ für die anfängliche Kurve wählen, sieht das Ganze so aus:

Wir sehen hier NICHT die wirklichen Zahlen, sondern die Verteilung übers Jahr. Dadurch erkennen wir, dass die Grippewelle im Jänner 2017 „schlimmer“ (weil punktueller) war als die Covid-Welle im November und Dezember 2020. Es fällt auch auf, dass die Saison 2020/21 in Sachen Verteilung einen extrem „milden“ Februar hatte und auch im Sommer die zahlen sehr niedrig waren, wenn es um die Jahresverteilung des Sterbegeschehens geht.

FAZIT

Menschen werden geboren, Menschen leben und Menschen sterben. Das ist eine Tatsache – zumindest bis heute.

Dass die Todesfälle im Winter häufiger sind als im Sommer, war mir klar. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass ausgerechnet der September der Monat ist, in dem am wenigsten Menschen sterben.

Wenn wir die letzten 18 Jahre oder Saisonen betrachten, dann sterben im Schnitt etwa 24% mehr Menschen im Jänner als im September. Und im Mai sterben etwa 13% Menschen WENIGER als noch im März. Und schon vor fast 20 Jahren starben mehr Menschen im Juli und August als im September – entweder ändert sich das in Zukunft noch mehr wegen der Hitzewellen, oder es gibt auch noch andere Gründe für das Mehr an Todesfällen im Sommer.

Im 18-Jahres-Schnitt sterben in Österreich 942 Menschen pro 100.000 im Laufe eines Jahres, mit steigender Tendenz und einem starken Anstieg in den letzten zwei Saisonen. Nehmen wir an, es bleiben in Zukunft mehr als 1.000 pro 100.000 Menschen: Dann stirbt in Österreich alle sechs Minuten ein Mensch.

Von den 245 Menschen am Tag sind übrigens ungefähr 22 Frauen im Alter von 80-84 Jahren. Das ist seit 2021 die Altersgruppe, in der absolut gesehen am meisten Menschen starben. Davor waren es immer die Frauen im Alter von 85-89 Jahren oder sogar 90 bis 94 Jahren.

Statistisch gesehen starb 2021 bei den Männern ab dem Alter von 40 Jahren und den Frauen ab 45 Jahren jeden Tag mindestens eine Person am Tag in Österreich. Ab 65 Jahren bei den Männern und 70 Jahren bei den Frauen sterben jeden Tag bereits 10 Personen.
In Dem Sinne: Versuchen wir doch, das Leben zu genießen, solange wir zu den Lebenden gehören!