Situation Intensivbetten Österreich

Serie Corona & Zahlen: Die aktuellen Zahlen zu den Intensiv-Belegungen

Wir haben ein Problem in Österreich, wenn wir auf die Zahlen der C19-Patienten in den Spitälern schauen – dieses Problem heißt Wien.

Wien hat 21,5% aller Einwohner Österreichs, gleichzeitig stammen derzeit (aktuellster Stand der AGES-Zahlen ist der 28. September) über 40% aller C19-Intensiv-PatientInnen aus Wien.
Nur Oberösterreich hat neben Wien mehr als 10% der ICUs mit Corona-PatientInnen belegt.

Warum ist das wichtig?
Weil die Ampelkommission jede Woche am Donnerstag festlegt, wie die „Risikostufe“ in Österreich ist. Und wenn die Belegung der ICUs über 10% ist, dann ist die erste Stufe erreicht.
Liegt sie über 15%, gilt Stufe 2 und bei mehr als 20% Stufe 3.

Interessant daran ist auch noch, dass die Stufen immer automatisch spätestens eine Woche nach Überschreiten des Grenzwertes erhöht werden, dass es im Gegenzug aber drei Wochen UNTER der Stufe braucht, um wieder zurückzuschalten.

Der zweite Wert, der eine Rolle spielt ist die „risikoadjusitierte Inzidenz“, die von der Ampelkommission fest gelegt wird – deren Kriterien sind aber nicht öffentlich irgendwo so definiert, dass sie nachvollzogen oder -gerechnet werden könnten.

Problem Wien

Warum ist nun Wien unser aller Problem?
Das zeigt sich, wenn wir die Grafik mit den Balken anschauen – dort ist nämlich auch eine prozentuelle Belegung OHNE Wien berechnet. Und siehe da: Wird Wien außen vor gelassen, dann haben wir in Österreich einen Wert, der ganz klar UNTER 10% liegt.
Die Entscheidung der Ampelkommission ist meines Wissens eine gesamtösterreichische auf Basis der Zahlen des Bundesgebietes. Anders gesagt: In Wien liegen derzeit (pro EW) fast drei Mal so viele Fälle mit Covid-Befund auf den Intensivstationen wie in Vorarlberg und fast fünf Mal so viele wie in Kärnten. Müssen darum österreichweit alle Kinder eingeschränkt und die FFP2-Maskenpflicht erweitert werden?

Leider kann ich jetzt nicht schreiben: Ich bin gespannt, was die Ampelkommission dazu entscheiden wird. Dazu bin ich nach eineinhalb Jahren Pandemie-Modus zu realistisch – die Frage ist eher die: Wie begründen sie (wenn überhaupt), warum ALLE hochgestuft werden bzw. überhaupt die Stufe, die eigentlich gar nirgends außer in Wien und OÖ erreicht ist, beibehalten wird?

Interessant ist in dem Zusammenhang auch ein Blick nach Deutschland: Dort werden vom DIVI-Intensivregister am 29. September 1.364 C19-IntensivpatientInnen gezählt, davon 787 (58%), die beatmet werden müssen. Deutschland hat fast 10 Mal so viele EW wie Österreich – diese Zahl würde daher bei uns 146 PatientInnen entsprechen. Wir haben in Österreich derzeit jedoch 239 C19_ICU-PatientInnen – da dürfen wir uns schon fragen: Was unterscheidet uns so sehr von Deutschland?

11 thoughts on “Situation Intensivbetten Österreich

  1. Hallo Oliver,
    gibt es auch Daten des Impfstatus aus den Krankenhäusern?
    Ungeimpfte, Genesene, Teileimpfte und aktuell Voll-imunisierte?
    Ich befürchte, dass durch die neue Impfkampagne der Regierung, dass sich noch weiter erhöhen wird.
    Teilgeimpfte die jetzt praktisch alles machen können und lediglich einen PCR Test benötigen, werden sich wahrscheinlich anstecken.
    Die erste Impfung schwächt das Imunsystem sogar kurzzeitig und macht die Menschen sogar noch anfälliger.
    Ich gönne den Menschen ihre Freiheit, auch wenn diese jedem eigentlich zusteht, aber sich jetzt Teil-immunisiert unters Volk zu mischen scheint mir fahrlässig.
    Wäre daher interessant wie sich die Zahlen nun bis Dezember verändern.

    1. Ja, das wird spannend – aber Zahlen sind bis dato keine erhältlich. Auch die AGES hat ihre Ankündigung aus den Impfdurchbruchs-Berichten, dass diese nachgeliefert werden, entfernt…

  2. Man kann dir nur herzlich danke sagen für all deine Auflistungen. Genau das braucht es, Zahlen Daten und Fakten! #allesaufdenTisch!

  3. Ja. Da kann man sehr viel differenzierter und unaufgeregt damit umgehen! Danke Oliver! Auch für die Homepage für alle Fb-müden oder nie affin gewesenen!

  4. Zu hinterfragen wäre so viel.
    z.B.
    – welchen Wert haben die 10%, 15%, 20% Stufen aus medizinischer Sicht
    – weshalb wurde die Anzahl der Intensivbetten nicht erhöht
    – stimmt es, dass in Wien mehr als die Hälfte der Intensivbetten mit Asylwerbern belegt ist … angeblich weil die sich nicht wehren können dort hin verlegt zu werden
    – stimmt es, dass in Wien einigermaßen fitte Patienten (siehe Punkt vorhin) auf die Intensivstation verlegt werden, weil schon die Möglichkeit in den nächsten Wochen Beatmung zu brauchen, ausreicht um dort zu landen
    usw, usw, usw
    In Erinnerung ist mir ein Bericht im ORF vor kurzem über ein bedauernswertes Mädchen (ca. 15 Jahre alt, gelähmt, Rückenverkrümmung und muss künstlich ernährt werden) welche eine benötigte Operation nicht bekommt weil im Donauspital mehr als 10% Intensivbetten mit Covid-Patienten belegt sind. Daher müssen nun weitere Covid-Intensivbetten bereit gehalten werden und auch Intensivbetten die man für unerwarted eintreffende Fälle bereit halten muss, wie man aus Erfahrung weis … weiters wird im Bericht erwähnt, dass es dort 7 (in Worten Sieben) Intensivbetten gibt und davon 1 (Eines) belegt ist … leider ist dieser Patient Covid-positiv getestet und daher wird die „kritische“ Marke con 10% Covid-Belegung überschritten … daher kann keines der anderen 6 Betten für dieses arme Mädchen in Betracht gezogen werden.
    Ich schreib jetzt nicht was ich mir dabei denke – jeder kann sich seine eigenen Gedanken zu einer derart menschenverachtenden medizinischen Versorgung machen

  5. So viel ich weiß, gibt es unterschiedliche Definitionen, was als Intensivbett zählt. Sind diese Definitionen in Ö und D gleich und kann man somit die Zahlen tatsächlich vergleichen?

    1. In Wien (aber auch anderen Bundesländern) gibt es Hinweise darauf, dass die möglicherweise nicht nachvollziehbaren Zahlen daher rühren, dass eventuell Normalbetten mit Beatmung als Intensivbetten gezählt werden (siehe Interview mit Intensivmediziner Walter Hasibeder).

      Wäre interessant, ob man diese Details (Normalbett, welches als Intensivbett bewertet wird) von den Ländern erhalten würde.

      „Manche Bundesländer rüsten etwa eine Normalstation mit High-Flow-Sauerstoffsystemen aus und bezeichnen das als erweiterte Intensivstationsstruktur – oder sie zählen es sogar als Intensivbetten.“

      https://www.derstandard.at/story/2000129808202/intensivmediziner-ich-hoffe-dass-nun-nicht-mehr-so-getrickst-wird

  6. Lieber Oliver,
    vielen herzlichen Dank für deine konstruktiven und übersichtlich aufbereiteten Darstellungen!

  7. Danke sehr ! Das ist so interessant, vor allem die Zahlen in Wien. Ich teile alles von Dir so gut ich kann.

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