Spitzen aus dem Abwasser

Vor einigen Wochen schon habe ich einmal das Abwasser-Dashboard des Landes zum Thema gemacht. Damals wurde bei den „Variantenverteilungen“ angezeigt, dass so gut wie alle gefundenen Viren „unbekannt“ waren. Einige Tage später war dieses Phänomen wieder verschwunden.

Heute haben wir ein neues – bei der ARA in Hohenems:

https://dashboard.vorarlberg.at/public-dashboards/fce8dcf8b47d4b85a1a30df8d020c456?orgId=1

Wenn die Grafik, wie sie heute Nacht dargestellt wurde, stimmt, dann weist die Kläranlage in Hohenems derzeit eine doppelt so hohe belastung auf wie alle anderen Anlagen im Land und eine DEUTLICH höhere Virenlast, als beim Höhepunkt der Omikronwelle im März 2022. Sie ist sogar annähernd gleich hoch wie der damalige Spitzenwert von Bregenz. Das ist insofern überraschend, als dass so gut wie alle anderen überwachten Anlagen eher sinkende Tendenz anzeigen.

Ebenfalls interessant ist (siehe unten), wie unterschiedlich das bei den einzelnen Anlagen dargestellt wird in den „Einzelkurven“, bei denen auch die Inzidenz zu sehen ist. Da nämlich immer der höchste Punkt der Inzidenzen und der höchste Punkt der Virenlasten „aufeinandergelegt“ werden um die Spitze der Skalierung anzuzeigen, unterscheiden sich diese Kurven extrem untereinander und auch von den Kurven oben.

Das zweite interessante Detail ist, dass XBB und XB1.5 wohl bei den Sequenzierungen inzwischen die Nase vorne hat in vielen Proben. Diese Sequenzierungen (rechte Grafiken unten) hinken aber immer einige Wochen hinterher – bei den Entwicklungen der letzten dokumentierten Wochen können wir davon ausgehen, dass die neue Variante inzwischen wohl überall die vorherrschende ist.

Wenn wir Bregenz und Dornbirn vergleichen, sieht es durch die „verzerrte Darstellung“ so aus, also ob Dornbirn deutlich höhere Werte aufweist als Bregenz bei der Virenlast. In Wirklichkeit ist es umgekehrt, denn Bregenz hat mehr als 300, Dornbirn weniger als 300 auf der Skala. Dafür betrug in Bregenz vor einigen Wochen schon bei der letzten Bestimmung der Varianten der Anteil von XBB bzw. XB.1.5. mehr als 50%, in Dornbirn waren es ziemlich genau 50%.

Hofsteig und Hohenems sind die beiden ARAs, die hier zu sehen sind. In Hohenems hatten wir (angeblich?) noch nie so hohe Virenlast-Werte wie derzeit. Daher ist auch die Kurve vor etwa einem Jahr im Gegensatz zu allen anderen Anlagen nicht mehr auf gleich hohem Niveau, wenn wir die Virenlast und die Inzidenz anschauen. Und das führt wiederum dazu, dass der derzeitige Anstieg hier ganz anders aussieht als in der ersten Grafik ganz oben.
Der Anteil der neuen Variante ist bei beiden Anlagen zuletzt unter 50% gelegen – interessanterweise steigt bei beiden der Anteil von BA.2 wieder an.

Auch Ludesch und Meiningen bieten wieder ein gutes Beispiel, wie die Einzelkurven der Anlagen das Bild verzerren: Es sieht hier fast so aus, als wären beide Anlagen in Sachen Virenlast in etwa gleich betroffen. Tatsächlich ist derzeit die angegeben Virenlast in Meiningen mit 316 fast doppelt so hoch wie die in Ludesch mit 169.
Was die neuen Varianten betrifft, so wurden in Ludesch knapp über 50% XBB und XB1.5 zugewiesen, in Meiningen waren es ziemlich genau 50%.

FAZIT

Offensichtlich ist es nicht nur bei der AGES so, dass sich die präsentierten Zahlen immer wieder ändern. Grundsätzlich ist das ja eine gute Sache, weil es zeigt, dass Fehler passieren, entdeckt und korrigiert werden.
Für all diejenigen, die das jedoch nicht wissen, kann es durchaus verstörend sein, wenn sie sich zufällig auf die Dashboard-Seiten verirren (meines Wissens sind die Zugriffszahlen in etwa gleich stark gesunken seit letztem Jahr wie die Inzidenzen).
Ich traue mich jedenfalls zu wetten, dass dieser „Hohenems-Ausreißer“ in wenigen Tagen wieder verschwunden sein wird…