Was es nicht schon alles gab

Vorbemerkung: Die Aussage einer „Stammleserin“, bei der ich davon ausgegangen bin, dass sie falsch verstanden worden ist oder so nicht statt gefunden hat (siehe beitrag hier) hat es doch so gegeben. Sie war zwar wahr, allerdings so „geschickt“ oder eben ungeschickt formuliert, dass die geneigte Leserin das durchaus so verstehen konnte, dass es vor 50 Jahren Usus war, dass es keine Hitzetage in Wien gab im Sommer.

Fakt ist, dass es seit 1945 genau EIN Jahr gab, in dem es in Wien an der Hohen Warte KEINE Hitzetage gab, und das war (zufällig?) genau das vor 50 Jahren, das Jahr 1975. Auch das hat mich wieder auf eine Idee gebracht:

Die ganze Messgeschichte

Nein, vor 1895 liegen uns KEINE Daten vor, die auf die Maximaltemperatur des Tages in Wien schließen lassen würden. Wir haben allerdings Daten bis zurück ins Jahr 1775 – also 250 Jahre! Damals wurden jedoch nur die Temperaturen um 7 Uhr, 14 Uhr und 19 Uhr gemessen (Sommerzeit-Jahre wurden hier berücksichtigt). Daher ist es doch naheliegen, einmal zu schauen, wie warm es in Wien um 14 Uhr war in den letzten 250 Jahren, oder?

Das ist sie – die Kurve aller gemeldeten Tage seit dem 1. April 1775 in Sachen Temperaturen um 14 Uhr. Wir sehen, dass wir nicht viel sehen. Was gleich auffällt, ist, dass es in den letzten 30 Jahren seltener tiefe Werte gab als davor. Wir wollen uns aber in der ersten Hitzewelle des Jahres 2025 nicht mit kalten, sondern mit heißen Tagen beschäftigen:

Das sind ALLE Tage mit mehr als 30 Grad um 14 Uhr in Wien seit 1775. Der heißeste Tag war demnach der 26. Juli 1822 mit 38,1 Grad, dann folgt der 7. Juli 1957 mit 38 Grad und dann der 7. August 2013 mit 37,6 Grad. Es fällt auch auf, dass es durchaus Zeiten mit vielen und Zeiten mit sehr wenigen Tagen über 30 Grad gab. Besonders auffallend sind etwas die Jahre von 1897 bis 1943 mit sehr wenigen Hitzetagen. Auch die Zeit rund um 1814 und 1975 waren Jahre mit wenigen 30°C-Tagen um 14 Uhr.

Das ist die Kurve von oben mit einer neuen, orangen Linie. Diese zeigt und das 365-Tage-Mittel aller 14-Uhr-Temperaturen (etwaige einzelne fehlende Tage sind bereits herausgerechnet).

Erst wenn wir dieses Mittel alleine darstellen, dann fällt die letzte Zeit auf. Es gab zwar davor zweimal sehr Jahresmittelwerte: Einmal um das Jahr 1798 herum mit 17,9°C im Jahresschnitt und einmal 1862 mit 17,2 Grad im Mittel – ersteres ist sogar Rekord aller 250 Jahre seit 1775. Allerdings ging es niemals so lange bergauf wie seit 2010, als das letzte Mal der Durchscnittswert aller Jahre (12,9 °C – rote Linie) erreicht wurde.

Das zeigt sich besonders gut, wenn wir den Zehnjahres-Schnitt mit einblenden: Alles was bis zum 10-Jahres-Mittel rund um 2010 passiert ist, gab es auch früher schon – erst danach „reißt“ die Kurve aus und steigt weiter an. Ebenfalls auffallend: Von 1873 bis 1948 war sie UNTER dem 250-Jahres-Schnitt, danach lange Zeit genau dort. Davor gabe es viel deutlichere Schwankungen, die meist ÜBER dem Schnitt aller Jahre lagen.

Fazit

Wenn wir das heranziehen, was historisch seit 1775 in Österreich (bei genau EINER EINZIGEN MESS-STATION) vorliegt, dann erhalten wir folgendes Bild der letzten 250 Jahre: Die ersten 100 Jahre war es bei schwankenden 10-Jahres-Mitteln meistens eher wärmer als im Schnitt aller 250 Jahre. Dann folgten 75 Jahre, in denen es – im 10-Jahres-Mittel – durchgehend zu kalt war. Nach etwa 40 Jahren genau im Mittel folgten seit Mitte der 80er-Jahre durchgehend zu warme Zeiten. Auffallend im vergleich mit der Zeit vor 1870 ist vor allem, dass es seit 2010 auch im Mittel von 10 Jahren immer mehr nach oben geht.
Wa wir offensichtlich noch nicht „geschafft“ haben bei den 14-Uhr-Werten seit 1775: Das heißeste aller Jahre bleibt immer noch das Jahr 1798 – damals war es im 365-Tages-Mittel um 0,3°C wärmer als im Jahr 2024 – das seltsamerweise seine „Spitze“ nicht wie die anderen Jahre im Sommer hat, sondern im März. Das könnte damit zusammenhängen, dass der März 2024 um fast 5 Grad wärmer war bei uns als im Mittel und auch damit, dass sich um 14 Uhr vor allem die kalten Temperaturen rar gemacht haben in den letzten Jahrzehnten.