Verkehrsunfälle in Ö – Teil 2

Ich hatte heute dank des schlechter werdenden Wetters am Nachmittag noch Zeit, mir eine zweite Datenquelle der Statistik Austria anzusehen zu den Verkehrsunfällen. Einige Ergebnisse möchte ich euch nicht vorenthalten dazu:

Daten seit 2015

Die Unfälle generell

In dieser Grafik stecken zwei Informationen. Einerseits (blaue Säulen mit Skala links) die Zahl der Verkehrsunfälle mit Personenschaden seit 2015, andererseits (violette Linie mit Skala rechts) die tödlichen Unfälle. Wir sehen, dass die Gesamtzahl der Unfälle mit Personenschaden auf Österreichs Straßen con 2016 weg zurück ging bis 2020, wo sie – auch dank der Lockdowns und Einschränkungen im Reiseverkehr – tief waren wie sonst nie in dem zeitraum seit 2015. Auch die Zahl der bei Unfällen Getöteten ging zurück bis 2020. Danach steigen beide Zahlen an bis 2023. „024 ist insofern „anders“, als dass die Zahl der tödlichen Unfälle fast auf den Wert von 2020 zurück ging, die Zahl der Unfälle mit Personanschäden aber weiter anstieg.

Der Anteil der Unfälle im Ortsgebiet betrug in diesen Jahren immer rund 60% – egal, ob es mehr oder weniger Unfälle gab.

Wenn es um die Straßenart geht, auf der die Unfälle passierten, dann war der Großteil (ca. 40-50%) immer auf als „sonstigen Straßen“ bezeichneten Verkehrswegen, worunter auch alle Gemeindestraßen fallen. Am zweithäufigsten waren „Landstraßen B“ – das sind jene Straßen (ca. 30%), die früher als Bundesstraßen bezeichnet wurden und jetzt unter die Zuständigkeit der Länder fallen. Der Anteil der Unfälle auf Autobahnen ist nie wirklich über 5% gelegen österreichweit.

Hier noch eine Grafik zu den Unfällen mit Personenschäden in den einzelnen Bundesländern. Es geht hier weniger um einen Vergleich (siehe Teil 1, das ist problematisch), sondern eher die Entwicklung in den Bundesländern selbst. Überall ist – in unterschiedlich starker Ausprägung – das Jahr 2020 zu erkennen mit weniger Verkehr und damit auch weniger Unfällen. OÖ und NÖ liegen meist sehr dicht beieinander, auch in der Entwicklung. Die Steiermark und Wien folgen darunter und sind noch ähnlicher. Salzburg und Kärnten wechseln oft die Reihenfolge und in Vorarlberg finden meist etwa doppelt so viele Unfälle statt wie im Burgenland.

Verletzte bei Verkehrsunfällen

Ganz ähnlich wie bei den Unfällen gesamt machen Verletzte im Ortsgebiet etwa 60% aller Fälle aus und nur etwa 40% passieren auf Freilandstraßen.

Beim Geschlecht der Verletzten sind die Männer eindeutig in der Überzahl – mit steigender Tendenz. 2016 waren es „nur“ etwa 55%, jetzt liegen wir bei ca. 58% aller Verletzten, die männlich sind.

Wenn es um Verletzte geht, sieht das Bild der Straßenarten ganz ähnlich aus wie bei allen Unfällen. Das hat – wie auch oben bei Freiland und Ortsgebiet auch damit zu tun, dass der Großteil alelr Verkehrunfälle mit Personenschaden zum Glück „nur“ Verletzte und nicht gleich Todesopfer beinhaltet.

Diese Grafik ist „neu“ – sie zeigt die beteiligte Altersgruppe, wenn es um Verletzte geht: Die Zahlen sind darum höher als bei den Unfällen selbst, weil es oft mehr als einen Verletzten gibt. Am häufigsten verletzt werden Menschen im Alter von 15 bis 24 Jahren, dann folgt die um 10 Jahre ältere Gruppe der 25-34-Jährigen. Relativ gleichauf liegen zur Zeit die 35 bis 64 Jahre alten Personen, das war vor 2020 noch anders. Dass es unter den Maneschen ab 85 Jahren am wenigsten Verletzte bei Verkehrsunfällen gibt, liegt vor allem daran, dass dies die kleinste Gruppe aller Personen ist.

Besser zu sehen ist das hier, wo die Verletzten pro 10.000 der Altersgruppe dargestellt sind: Die 15-24-Jährigen machen nun noch mehr aus, sind fast doppelt so viele wie die 25-34-Jährigen.Bis auf zwei andere Gruppen, die allerjüngsten und die allerältesten, sind die restlichen Gruppen alle recht eng beieinander zwischen 38 und 50 Verletzten pro 10.000 Menschen. Die Kinder bis 14 und die Senioren ab 85 machen mit etwa 20-25 pro 10.000 deutlich weniger aus.

Getötete bei Verkehrsunfällen

Auch wenn es um Todesfälle bei Verkehrsunfällen geht, liegen NÖ und OÖ immer ganz oben in Österreich. Allerdings folgt danach die Steiermark alleine, denn in Wien sterben offensichtlich deutlich weniger Menschen pro Unfall. Das Burgenland, vorher noch Schlusslicht bei den absoluten Zahlen, ist nun entweder gar nicht „letzter“ oder nur ganz knapp. Ebenfalls ganz weit unten sind Wien und Vorarlberg zu finden.

Gänzlich anders sieht es jetzt bei den Todesfällen aus, wenn es um Ortsgebiet und Freiland geht. Anstatt 60% wie bei den Unfällen und Verletzten machen die Todesfälle im Ortsgebiet nur mehr etwa 25-30% aller Fälle aus, alle anderen passieren im „Freiland“.

Auch beim geschlecht verändert sich viel: Anstatt 55-58% sind nun 72-77% der in der Statistik angeführten Personen männlich.

Auch bei den Straßenarten gibt es eine Veränderung: Jetzt sind die „Landstraßen B“ ganz klar voran vor den anderen Landesstraßen und erst dann folgen die „sonstigen Straßen“ mit den Gemeindestraßen. Der Anteil der Autobahnen liegt nun etwa doppelt so hoch und zwar bei etwa 10%.

Bei den Altersgruppen sind nun die am wenigsten Betroffenen ganz klar die Kinder bis 14 Jahre. Dann folgen – bei den absoluten Zahlen- die Menschen ab 85 Jahren. Bei den relativen Zahlen (je 100.000 Menschen der Altersgruppen) liegen die ältesten unter den Einwohnern Österreichs jedoch ganz vorne und sind am meisten betroffen!
Interessant ist, dass der Anteil der 30-35-Jährigen seit 2020 der dritt- bzw. zweitniedrigste ist (außer 2024, wo es die 45-54-Jährigen sind) und auch, dass das Risiko für Menschen der Altersgruppe 55-64 Jahre offensichtlich absolut gesehen das höchste ist seit 2018, relativ gesehen jedoch im Mittelfeld liegt.

Der Jahresverlauf 2024

Am meisten Verkehrsunfälle mit Personenschaden passieren in Österreich in den Monaten Mai bis September, am wenigsten im Jänner und Februar, wobei es hier durchaus Unterschiede bei den Bundesländern gibt. Während zB in der Sommerferienzeit die Unfallzahlen in Tirol am höchsten sind, sind sie in Wien am deutlich niedriger als im Frühjahr und Herbst.

Bei den Verletzten (siehe weiter oben) gibt es hier kaum Unterschiede zur Gesamtzahl der Unfälle.

Bei den Todesfälle habe ich eine andere Darstellungsform gewählt, weil es mir auch um die Gesamtzahlen aller Fälle geht: Eindeutig ist, dass es im Juli am meisten tödliche Unfälle gibt, gefolgt von August und September. Dann folgt der Mai vor dem November, dem Juni und dem April. Ganz weit unten sind die Zahlen im Februar – zumindest im Jahr 2024.

Westen versus Osten

Wer vorher und auch bei Teil 1 mitgelesen hat, weiß, dass die Zahl der Todesopfer pro Unfall im Burgenland deutlich über der in Vorarlberg liegt. Ein wenig Aufschluss über die Ursache kann dieser Vergleich hier liefern:

In Vorarlberg passiert der Großteil alelr Unfälle im Ortsgebiet, auch bei den Verletzten sind mehr als 3 Viertel nicht auf Freilandstraßen zu finden. Bei den sieben Todesfällen im Jahr 2024 waren 4 von sieben ebenfalls im Ortsgebiet zu beklagen.
Wenn wir die Straßenart im Ortsgebiet anschauen, so sind immer mindestens 44% auf Landesstraßen B (also ehemaligen Bundesstraßen). Auf Freilandstraßen sind im Ländle zwischen einem Viertel (Unfälle und Verletzte) und einem Drittel (Todesfälle) auf der Autobahn oder Schnellstraßen passiert, und jeweils etwa zwei Drittel auf Landesstraßen und Landesstraßen B.

Im Burgenland sieht das oft anders aus: Bei den Unfällen sind die im Ortsgebiet nur knapp mehr als die auf Freilandstraßen und bei den Todesfällen sind 13 von 15 auf Freilandstraßen – auf denen im Burgenland im Gegensatz zu Vorarlberg (80 km/h) oft auch 100 km/h als Tempolimit gilt.
Etwa 40-44% aller Unfälle passieren auf Landesstraßen B, ein weiteres Viertel aus anderen Landesstraßen, wenn es um Unfälle im Ortsgebiet geht. Etwa ein Drittel wird „sonstigen Straßen“ zugeordnet. Das ist ähnlich wie in Vorarlberg. Auf Freilandstraßen sind jedoch nur zwischen 15 und 23% auf Schnellstraßen oder Autobahnen passiert. Der Anteil an „anderen Straßen ist mit 11-14% auch gleich wie in Vorarlberg bei den Verletzten und Unfällen. Allerdings gibt es im Burgenland auch 15% der Todesfälle im Freiland auf „anderen Straßen“. Ein weiteres Viertel stammt von „normalen“ Landesstraßen und der Anteil an ehemaligen Bundesstraßen ist fast nur halb so groß gewesen im jahr 2024 wie in Vorarlberg.

Alkohol am Steuer?

Wer jetzt glaubt, dass vielleicht auch Alkohol am Steuer eine Rolle spielen könnte bei der höheren Zahl an Todesfällen im Burgenland, der kann sich noch folgendes anschauen:

Den höchsten Anteil an Unfällen mit Alkohol unter allen Verkehrsunfällen mit Personenschaden gab es in Vorarlberg! Danach folgt gleich das Burgenland. Deutlich weniger Alkohol am Steuer scheint es nur in Tirol und vor allem Wien zu geben.

Fazit

Ich bleibe auch nach diesen Zahlen bei meiner Theorie, dass Wien und Vorarlberg vor allem darum weniger Todesopfer bei Verkehrsunfällen zu beklagen haben, weil es dort kaum Freilandstraßen abseits der Autobahnen und Schnellstraßen gibt, auf denen wirklich schnell gefahren werden darf. Auch der viel höhere Anteil an Todesfällen auf Straßen im Freiland gegenüber Unfällen im Ortsgebiet deutet darauf hin, wobei der Anteil der Unfälle auf Autobahnen und Schnellstraßen hier nicht im gleichen Maße ansteigt.

Interessant finde ich auch die Zahlen zu den Altersgruppen, wo sich zeigt, dass Kinder glücklicherweise seltener verletzt oder gar getötet werden, jedoch die Gruppe der 15 bis 24-Jährigen besonders oft betroffen ist, wenn es um die absoluten Zahlen geht. Relativ zur Bevölkerungsgruppe gesehen sind es jedoch die Menschen ab 75, die das größte Risiko haben, bei einem Verkehrsunfall zu sterben.

Erschreckend hoch ist für mich der Anteil an 7,3% aller Unfälle mit Personenschaden, bei denen Alkohol im Spiel ist. Das ist fast jeder 13. Unfall in Österreich.