Die Sache mit den Niederschlägen ist schwierig. Einerseits hören wir immer wieder, dass alles austrocknet. Andererseits soll es auch immer mehr Starkniederschläge geben. Ich habe wieder einmal einen anderen Zugang versucht und stelle heute folgendes dar:
Wie viel hat es im Jahr 2024 und 2025 zwischen dem 1. Jänner und dem 27. Juni an Niederschlägen gegeben. Dabei war mir wichtig, einen sinnvollen Zeitrahmen als Vergleich heranzuziehen. Wir leben in einer Klimazone mit 4 Jahreszeiten und einem Jahreszyklus. Daher habe ich es so gelöst, dass ich immer die Niederschläge der 365 Tage VOR einem Datum zusammengezählt habe. Und zwar für JEDES Jahr, seit es an „meinen“ 16 Wetterstationen der geosphere austria Daten gibt. Das sieht dann zB für Feldkirch so aus:

Wir sehen an der GELBEN Linie, dass es im Schnitt aller Messjahre ca. 1.200 mm an Niederschlag gibt im Verlauf eines Jahres. Mir war wichtig, hier nicht Einzeljahre darzustellen, sondern wirklich von jedem Tag aus ein Jahr zurückzugehen. Das heißt, die Daten für den 10. Juni reichen vom 11. Juni des Vorjahres bis zum 10. Juni des Messjahres.
Das Jahr 2024 (dunkelblaue Linie) und das Jahr 2025 (mittelblaue Linie) unterscheiden sich vor allem ab Juni stark: Letztes Jahr sorgten ein sehr nasser Mai und Juni für einen Anstieg bis zum Maximum aller Messjahre in Feldkirch. 2025 gab es durch ein trockenes Jahr seit Februar einen kontinuierlichen Rückgang der Jahressummen, seit Anfang Juni liegen wir unter dem langjährigen Schnitt und zuletzt kommen wir bereits ins unterste Drittel aller Jahre (die hellblaue Fläche zeigt uns die Minimal- und Maximalwerte aller gemessenen Jahre).

Wenig überraschend war das erste Halbjahr 2024 auch in Langen am Arlberg eines der feuchtesten aller Mess-Jahre. 2025 ist eher durchschnittlich und derzeit leicht unter dem Schnitt.

In Innsbruck waren Anfang des Jahres 2024 und 2025 sehr durchschnittlich und blieben es auch bis etwa Ende Mai. Während es letztes Jahr danach einen deutlichen Anstieg gab bei der Jahressumme an Niederschlag, ging es 2024 fast genau im gleichen Maße nach unten.

Auch in Rauris gab es 2024 ein feuchtes erstes halbes Jahr, 2025 war es seit Ende Februar unterdurchschnittlich.

Nicht weit weg – am Sonnblick in über 3.000 m Seehöhe ein ähnliches Bild: 2024 war das erste Halbjahr sehr feucht. 2025 lag meist ziemlich nahe am Durchschnitt – auch zuletzt noch, obwohl die Tendenz derzeit sinkend ist.

Noch ein wenig südlicher waren 2024 und 2025 bis Ende Februar sehr durchschnittlich. Danach gehen die Kurven fast parallel auseinander und 2024 war es sehr feucht und 2024 sehr trocken.

Salzburgs Niederschlagskurve ähnelt der von Innsbruck. Lange Zeit knapp über dem Mittel, im Juni dann 2024 zu nass und 2025 zu trocken, auch in der Jahressumme.

Wir wechseln zurück in den Süden: In Bad Bleiberg war 2025 durchgehend feuchter als das Mittel, 2024 bis Ende Mai ziemlich genau im Schnitt – danach war es deutlich trockener – aber wie überall bisher weit weg von den Minimalwerten aller Jahre.

Anders sieht das Ganze in Bad Gleichenberg aus: Hier war 2025 schon sehr mittelmäßig und 2025 durchgehend unter dem Mittel, wenn es um die Jahressumme an Niederschlag innerhalb der letzten 12 Monate geht. Seit Ende Mai geht der Trend noch mehr nach unten und nähert sich nun bereits dem untersten Viertel.

In der Obersteiermark in Bruck an der Mur ist die Jahresmenge erst mit Anfang Juni knapp unter den Schnitt gesunken und lag im ersten Halbjahr 2025 genauso wie 2024 über dem Schnitt.

An der Grenze des Burgenlandes zur Steiermark in Wörterberg sind die Werte von 2024 und 2025 in Summe der letzten 365 Tage bis Mai deutlich über dem Schnitt. Erst danach steigen sie 2024 deutlich an – fast bis ans Maximum – und sinken 2025 deutlich ab.

In Oberösterreich nahe Linz gab es 2025 im ersten Halbjahr durchwegs MEHR Niederschlag als durch das langjährige Mittel, das hier seit 1895 fast lückenlos vorliegt, zu erwarten. 2025 war es dafür durchgehend zu trocken, vor allem die Jahressumme der letzten 3 Wochen ist auffällig niedrig.

In Freistadt im Norden von OÖ sind sowohl 2024 als auch 2025 sehr unauffällig. Hier war es sogar 2024 in Sachen Jahressumme trockener als 2025!

Ein ähnliches Bild zeigt sich in Zwettl im Norden von NÖ – allerdings war hier das erste Halbjahr 2025 durchaus eins ehr feuchtes in Summe der letzten 12 Monate! Während hier 2024 durchgehend etwas trockener als das Mittel war, ist die Jahressumme im ersten Halbjahr 2025 deutlich über dem Mittel, auch wenn sie seit Anfang Mai deutlich absinkt.

Ein ähnliches Bild gibt’s von Reichenau an der Rax: Auch hier war 2025 – teilweise deutlich – über dem Jahresmittel im ersten Halbjahr – mit zuletzt stark sinkender Tendenz. 2024 hingegen war sehr durchschnittlich und erst ab Mitte Mai deutlich feuchter.

In Wien fallen im Schnitt knapp 700 Liter Regen pro Quadratmeter – oder 700mm. 2024 und 2025 waren im ersten Halbjahr deutlich darüber. Bis Ende Mai gibt es sogar nur wenig Unterschiede bei den Summend er 365 Tage davor – mit Ausnahme von Mitte Mai bis Mitte April. Erst seit Anfang Juni sanken die Summen im jahr 2025 fast genau auf das Mittel, 2024 sorgten Niederschläge Anfang Juni für einen kurzen Anstieg.
Fazit
Wie immer wusste ich, bevor ich die Ergebnisse selbst gesehen habe, NICHT, was herauskommen wird, wenn ich jeweils die Summe der 365 Tage vor dem jeweiligen tag als Niederschlagssummen darstelle. Dass es österreichweit große Unterschiede bei den Jahressummen generell gibt, war mir klar.
Dass es jedoch – im Summe der 12 Monate davor – nur ganz im Südosten des Landes in Bad Gleichenberg und am Wörterberg derzeit deutlich unterdurchschnittlich aussieht bei den Jahresniederschlägen, hat mich überrascht.
Bei den Jahresmengen ist durchaus erkennbar, dass es zuletzt an Niederschlägen fehlte – am wenigsten im Norden und Nordosten des Landes. Von einer „Dürre“ kann ich bei den Jahressummen jedoch derzeit noch nichts erkennen – da gab es erste Halbjahre mit deutlich weniger Niederschlag in der Vergangenheit!