Derzeit fehlt es anscheinend überall an Geld – darum muss gespart werden. „Schuld“ sind Krisen, Inflation, Unvorhersehbares und so weiter. Verantwortung dafür übernehmen muss niemand, weil es ja immer die davor waren oder andere oder die weltweite Situation …
Ich will anhand dem Beispiel der Volksschulen aufzeigen, was vielleicht hinter so manchen „Zusammenlegungen der Ressourcen“ und angeblichen „Verbesserungen“ liegen könnte:
Ausgangslage: Je kleiner, desto teurer
Früher gab es in Österreichs Schulorgansisationsgesetz Zahlen, wann eine Klasse zu teilen und wann gemeinsam zu führen sei. Das wurde – auch unter dem Deckmantel der „Schulautonomie“ – mit verschiedenen Vor- und Nachteilen geändert. Um es beispielhaft aufzuzeigen, halte ich mich an Vorgaben, die vor der Gesetzesänderung galten: Es gab eine Teilungsziffer von 25 an Volksschulen – das heißt, dass ab 26 Schülern zwei Klassen eröffnet wurden und ab 51 Schülern drei Klassen. Wenn wir eine Tabelle machen, in der diese Zahlen zugrunde gelegt werden, sehen die Klassenschülerzahlen wie folgt aus:

Bei 10 Schülern (darunter wurden Klassen grundsätzlich nicht geführt außer in Ausnahmefällen), gab es 10 Schüler in der Klasse, bei 25 waren es genau 25. Was an diesem Diagramm unschwer zu erkennen ist: Je weiter wir nach rechts blicken, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es Klassen mit weniger Schülern gibt, weil zB 105 Schüler bedeutet, dass es in 5 Klassen jeweils 21 Schüler gibt, 130 (über der nächsten Teilungsziffer) bedeuten schon 22 pro Klasse. Der lineare Trend zeigt uns auch: Je größer die Schule, desto größer wird auch die Schülerzahl in den einzelnen Klassen.

Umgelegt auf ein durchschnittliches Lehrergehalt in Österreich (3.000 Euro brutto) bedeutet das, dass ein Schüler in einer Schule mit nur 10 Schülern etwa 300 Euro brutto an Gehaltskosten verursacht, eine Schule mit über 200 Schülern jedoch nur mehr pro-Kopf-Kosten von maximal 130 Euro verursacht. Dahinter steckt die (falsche) Annahme, dass es pro Klasse eine Lehrperson braucht. Es geht hier jedoch nicht um die genauen Beträge, sondern um die Relationen zwischen kleinen und großen Schulen umgelegt auf die einzelnen Schüler.
Die Realität
Im Schuljahr 2023/24 (letztes verfügbares Jahr bei der Statistik Austria) war die kleinste Volksschulklasse eine mit 3 Schülern in Wien, die größte eine mit 30 in Niederösterreich.

Wenn wir die Verteilung der Klassenschülerzahlen auf alle Klassen anschauen, fällt ein Bundesland sehr auf: In Wien ist genau jede 5. Klasse mit 25 Schülern besetzt. Der höchste Wert aus einem anderen Bundesland stammt aus Vorarlberg, wo 12,7% aller Volksschulklassen genau 20 Schüler haben.

Im Schnitt aller Schulen sieht es aus wie oben dargestellt: In Wien besuchen durchschnittlich 22,2 Schüler eine Volksschulklasse – im Burgenland sind es nur 16,9.

Klassen mit maximal 10 Schülern – die (siehe oben) wohl besonders „teuer“ sind, finden sich vor allem im Burgenland, in Kärnten und Vorarlberg. Interessanterweise ist auch jede 59. Volksschulklasse in Wien eine mit maximal 10 Schülern. in NÖ, OÖ, Salzburg und der Steiermark ist es nicht einmal eine von 100 Klassen.

Das sind die Durchscnittswerte der Lehrverpflichtungen aller Lehrpersonen an den Volksschulen. Während in Kärnten der Schnitt mit 88,62% am höchsten ist, liegt dieser in Vorarlberg bei nur 72,99% – dort haben also im Schnitt alle an Volksschulen unterrichtenden Lehrpersonen nicht einmal eine Dreiviertel-Lehrverpflichtung.
Wenn wir nun wieder annehmen, dass alle Lehrpersonen im Schnitt 3.000 Euro brutto verdienen, was „kostet“ dann pro Bundesland ein Volksschulkind an Bruttolohn? Dieses Mal liegen dem Ganzen die Zahlen der Statsistik Austria zugrunde, die uns sagen, wie vielen Vollzeitstellen die gesamten Lehrpersonen im Bundesland entsprechen:

Demnach hat Kärnten das „teuerste Volksschul-Bildungssystem“, wenn es um die Lohnkosten geht. Dort „kostet“ jedes Kind in der Volksschule mehr als 300 Euro. In Salzburg sind es hingegen nur 243 Euro, das sind nicht einmal 81% der Kosten von Kärnten.
Das heißt, die „Vollzeitstellen“ an den Schulen werden nicht nur rein von den Schülerzahlen beeinflusst, es muss noch andere Faktoren geben, die ein Rolle spielen. Wir können das Ganze auch positiv formulieren: In Kärnten gibt es am meisten Vollzeitstellen für die Volksschüler, in Salzburg am wenigsten.
Fazit
Je größer Schulen grundsätzlich werden, desto billiger wird es, was die Gehaltskosten betrifft, für den Dienstgeber. Was es für kleine Gemeinden bedeutet, wenn dort plötzlich Schulen geschlossen werden und Kinder in den Nachbarort müssen, ist noch einmal eine ganz andere Geschichte, die auch nicht außer Acht gelassen werden darf.
Je nach „Hintergrund“ desjenigen, der eine Stellungnahme dazu abgibt, werden wir jedoch oft hören, dass es nur zum Besten aller ist, wenn das gemacht wird. Ich hatte selbst noch das Vergnügen, als Lehrperson an einer Kleinstschule zu unterrichten, an der es mehrere Jahre weniger als 10 Schüler gab. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass so etwas immer Vor- und Nachteile hat, erstere für mich jedoch, vor allem auch für die Kinder, klar überwogen haben. Ich glaube, dass so etwas auch für andere Bereiche gilt, sei es Gemeindezusammenlegungen, Krankenhäuser und deren Abteilungen, die geschlossen oder zusammengelegt werden und vieles mehr.
Wie ich an anderer Stelle schon geschrieben habe: Wenn es um MEIN Steuergeld geht, so bin ich gerne bereit, dieses für Schulen, Bildung, eine gute Gesundheitsversorgung oder auch den öffentlichen Verkehr zu zahlen. Dort an der falschen Stelle zu sparen – und dazu gehören für mich zum Beispiel wohnortferne Volksschulen, die immer größer werden – ist in meinen Augen eine ganz schlechte Entscheidung. Je mehr wir in solchen Bereichen auf „gewinnbringend“ umschalten, desto mehr verliert in meinen Augen unser schönes Land an Attraktivität für dessen Einwohner.