Geburten in Österreich

Wer genauere Daten zu den Geburten im „Datahub“ der Statistik Austria sucht, findet entweder wenig, oder ist ein sehr akribischer Sucher. Heute habe ich eine Datei der Statistik Austria selbst gefunden, in der manches, das ich um Datahub nicht finde, angeführt ist. Hier ein paar interessante Auszüge davon:

2014 war fast jedes fünfte Kind, das in Österreich geboren wurde, eines ohne österreichische Staatsbürgerschaft. Zehn Jahre später ist diese Quote fast auf jedes vierte Kind gestiegen.

Seit 1996 gibt es Daten darüber, ob das Kind ein eheliches oder uneheliches war: von unter 30% ist diese Quote auf fast 43% gestiegen bis 2015, seitdem sinkt sie wieder, zuletzt sogar sehr stark!

Auch wenn sich wahrscheinlich die Definitionen von „Totgeburten“ geändert haben: Vor etwa 130 Jahren betraf das noch fast 40 von 1000 Geburten. Danach sank das Ganze kontinuierlich ab bis in die 80er-Jahre des vorigen Jahrhunderts.

Wenn wir nur die letzten 45 Jahre anschauen, dann gab es nur mehr wenig Änderung. Auffallend sind vor allem der Sprung von 1994 auf 1995 und der Anstieg der Zahlen im Jahr 2021 und 2024.

Das hat mich überrascht: Der Anteil an Mehrlingsgeburten ist seit 2011rückläufig. Damals war noch etwa jede 27. Geburt eine Mehrlingsgeburt, heute ist es nur mehr jede 34.

Waren vor 25 Jahren noch die meisten Mütter 25 bis 30 Jahre bei Lebendgeburten, so sind die meisten heute zwischen 30 und 35 Jahre alt. War vor 20 Jahren noch fast jede 20. Mutter zwischen 15 und 20 Jahren, so sind das heute nur mehr ganz wenige. Stark gesunken sind die Zahlen auch bei den 20-25-Jährigen, gestiegen die bei den 35-40-Jährigen und auch bei den 40 bis 45-Jährigen. Praktisch keine Rolle spielen die Anteile der Mütter unter 15 und über 45 Jahren.

Auch diese Grafik gehört zum Thema „Alter der Mütter“: 1984, also vor 40 Jahren, lag das durchschnittlich Alter der Mütter beim 1. Kind zwischen 23 und 24 Jahren, bei allen Gebärenden bei 26 Jahren. Heute ist letzteres auf 31,5 Jahre angestiegen. Bei den Erstgebärenden ist der Anstieg noch deutlicher – im Schnitt sind Frauen 2024 bei der ersten Geburt ca. 30,5 Jahre alt gewesen. Das heißt, dass der Unterschied zwischen erster Geburt und allen Geburten von fast 2,5 Jahren auf gut ein Jahr „geschrumpft“ ist.

Das Thema Geburtenrückgang

Immer wieder in den letzten Tagen war der deutliche Rückgang der Geburten Thema – auch in den meisten Medien, weil es wieder einmal eine Presseaussendung dazu gegeben hat.

So sehen die Zahlen der Geburten seit 2006 aus, wenn wie sie – um sie vergleichbar zu machen – in Geburten pro 100.000 Einwohner berechnen. Immer ganz weit unten zu sehen ist das Burgenland (schwarze Linie) und Kärnten (blaue Linie). Ganz weit oben ist meistens Vorarlberg (gelb) und Wien (hellrot) zu sehen. Die Zahlen reichen nur bis zum Jahresende 2024, die derzeit kolportierten Zahlen für das erste Quartal 2025 sind noch „vorläufige“.

Jetzt gibt es ja verschiedene Theorien, WARUM es zu einem Rückgang der Geburten kommt – und zwar nicht nur bei uns. Bei einem Artikel im ORF etwa lesen wir nichts zu diesem Thema – siehe hier – sondern nur, dass nur durch die Zuwanderung die Zahl der Bevölkerung weiter steige. In den Vorarlberger Nachrichten bzw. vol.at schreibt Johannes Huber von möglichen Gründen: „Untersuchungen würden darauf schließen lassen, dass es mit zunehmenden Unsicherheiten zu tun habe. Auch negative Zukunftserwartungen würden den Kinderwunsch dämpfen.“
In einer OTS-Presseaussendung der APA spricht der Gynäkologe Christian Fiala davon, dass es auch einen Zusammenhang mit den Corona-Impfstoffen geben könne – siehe hier – dieses Thema wurde auch zB von exxpress aufgegriffen.

Schauen wir uns das Ganz daher noch genauer an:

Das sind die österreichweiten Zahlen – ohne einzelne Bundesländer. Gut erkennbar ist, dass die Geburten jährlich stark schwanken.

Wenn wir uns 2006 und 2007 anschauen, sehen wir, dass es meist von Juli bis September zu Höchst-Ständen kommt und von Februar bis April meist sehr niedrige Werte erreicht werden.

Das zeigt sich 2023 deutlich anders: Hier gibt es nur im Juli hohe Zahlen – 2024 hingegen sieht – auf deutlich niedrigerem Niveau als 2006/07 wieder ähnlich aus wie vor 20 Jahren.

Noch einmal zurück zu allen Jahren seit 2006: die gestrichelte Linie zeigt uns den 12-Monats-Trend. Wir sehen, dass von 2007 bis etwa 2014 alles recht gleich geblieben ist, dann kam ein Anstieg bis etwa 2017, danach sanken die Zahlen bis 2021 wieder auf den Wert von vor 2014. Nach einem kurzen „Plateau“ ging es danach RASANT abwärts bis 2024. Die rosarote Fläche zeigt übrigens die in der Pandemiezeit „gezeugten“ Babys, die dunkelrosa Fläche die nach Impfbeginn gezeugten – ich wollte auch Christian Fialas Theorie veranschaulichen.

Wenn wir uns zwei der geburtenstärkeren und zwei der geburtenschwächsten Bundesländer anschauen, sehen wir, dass der Höchststand fast immer um 2017 herum war und bei ALLEN den Rückgang bis 2024 – nur in Wien (links unten, rote Linie) steigen die Zahlen zuletzt wieder an. Ebenfalls auffallend ist, dass der Anstieg bis 2017 in Wien und Vorarlberg deutlich zu sehen ist und bei Kärnten und dem Burgenland nur wenig bis gar nicht.

Fazit

Der Rückgang der Geburten hängt stark davon ab, wie ich das Ganze darstelle.

Diese Grafik zum Beispiel zeigt die Lebendgeborenen pro 1.000 EW in Österreich seit 1871 – mit lückenhaften Aufzeichnungen aus den zwei großen Kriegen und rund um die Kriegsjahre. Wir sehen hier, dass – mit Berücksichtigung der Zahl der Gesamtbevölkerung – die Zahlen ab 1880 bis 1940 fast durchgehend gefallen sind, danach bis 1960 wieder stiegen, um dann bis Anfang der 80er-Jahre wieder zu sinken. So sieht der Rückgang seit 1980 gar nicht mehr „schlimm“ aus – allerdings gab es seit langem keinen solchen Abwärtstrend wie zuletzt.

Das hier sind die absoluten Zahlen der Lebendgeburten seit 1871. Hier spielt zum Beispiel auch eine Rolle, dass „Österreich“ vor den Weltkriegen noch deutlich größer war als nach 1945. Die einschneidenden Kriegszeiten sind ebenfalls viel deutlicher zu sehen und auch die letzten Jahre sehen anders aus, weil es plötzlich einen klaren Anstieg gibt bei den Zahlen ab 2013. Bei den ABSOLUTEN Zahlen war 2001 das Jahr mit den geringsten Geburten, bei den relativierten ist es 2024.

Ich will nur darauf hinaus, dass es immer davon abhängt, wie ich etwas darstelle. Wenn es „Krisen“ und „Existenznöte“ waren, die den Geburtenrückgang ausgelöst haben, dann stellt sich die Frage: Was ist bei den relativierten Zahlen rund um 2015 bis 2017 passiert, dass das zu einem Rückgang geführt hat? Oder was führte 2021 zu einem Rückgang bei den absoluten Zahlen?

Was ich hier noch nicht mit angeführt habe, sind die Zahlen der Frauen im Alter von 15 bis 45 Jahren – das sind nämlich diejenigen, die den Großteil der Kinder gebären.

Wir sehen hier, dass deren Zahl seit bis 1994 leicht gestiegen ist, und seit 2006 rückläufig war in Österreich. In den letzten drei Jahren ist sie wieder angestiegen.

Und das sind die geborenen Kinder seit 1982 in Bezug auf die Zahl der Frauen im Alter von 15 bis 45 Jahren. Wir sehen ganz klar, dass es ab 1994 einen starken Rückgang der Geburten gab. 2002 – und nicht 2001 – war der Tiefststand erreicht, danach blieben die Zahlen bis 2010 auf niedrigem Niveau, ehe sie bis 2018 anstiegen. Bis auf 2020 blieben sie dann auf hohem Niveau, das etwa den 90er-Jahren entsprach. Und dann erfolgte wieder – wie vor etwa 30 Jahren – ein „Absturz“, der nur 2022 kurz unterbrochen wurde. Ohne die Ursachen zu kennen, fällt mir auf, dass dieser Rückgang ziemlich genau 25 Jahre nach dem letzten starken Rückgang nach dieser Berechnungsmethode passiert ist und ziemlich im gleichen Ausmaß… Demnach müsste der „Tiefststand“ ca. 2027 erreicht sein, wenn es sich um eine gleichbleibende „Welle“ handelt…