Die Pandemie und der Tod – Teil 5. Das Jahr 2022

Vorbemerkung

Wie sieht es eigentlich im laufenden „Omikron-Jahr“ aus in Sachen Todesfälle? Wo starben bisher wie viele Menschen in welcher Altersgruppe? Das wollte ich mir kurz anschauen – die Daten dazu habe ich ja schon.

Die Datenquelle, die ich für diese Zahlen verwendet habe, sind Zahlen der AGES. Die Daten sind immer nach Altersgruppen getrennt und in Todesfällen pro 100.000 der entsprechenden Altersgruppe im Bundesland dargestellt. Dadurch sind alle Altersgruppen und Bundesländer direkt miteinander vergleichbar.

Österreich gesamt

Wenn wir die Zahlen für ganz Österreich anschauen, sehen wir sofort: Je älter die Menschen, desto mehr versterben an/mit C19. War das bis 20. Jänner noch weniger deutlich, so gehen die Linien seither noch mehr auseinander. 198 Menschen pro 100.000 waren es in der Altersgruppe der mindestens 85 Jahre alten Menschen, 48 im Vergleich dazu bei denen im Alter von 75-84 Jahren und gerade einmal 19 von 100.000 ÖsterreicherInnen in der Altersgruppe von 65 bis 74 Jahren verstarben an oder mit Covid. Bei den 55-64-Jährigen waren es 6,5 pro 100.000 EW und bei den anderen Altersgruppen sind es so wenige, dass sie kaum oder gar nicht von der Null-Linie zu unterscheiden sind.

Das Burgenland

Im Burgenland sieht die Grafik etwas anders aus. Hier verstarben vergleichsweise weniger Menschen über 75. Was sich hier noch deutlicher zeigt, ist der Anstieg der Kurven ab Ende Jänner. 100 Menschen pro 100.000 waren es in der Altersgruppe der mindestens 85 Jahre alten Menschen – das ist fast nur halb so viel wie im österreichischen Schnitt. 40 sind es bei den Personen im Alter von 75-84 Jahren – etwa 20% weniger als in ganz Österreich. Mit 19,5 von 100.000 BurgenländerInnen in der Altersgruppe von 65 bis 74 Jahren verstarben fast genau gleich viele an oder mit Covid wie im Bundesschnitt. Bei den 55-64-Jährigen waren es mit 4 pro 100.000 EW wieder weniger, dafür ist die Linie der 45-54-Jährigen im Gegensatz zu Österreich-Grafik besser erkennbar, wenn auch hier ebenfalls fast bei der Null-Linie zu unterscheiden sind.

Kärnten

In Kärnten zeigt die Grafik ein gänzlich anderes Bild. Hier verstarben vergleichsweise MEHR Menschen über 84. Der starke Anstieg der Kurve beginnt hier erst um den 10. Februar. 241 Menschen pro 100.000 in der Altersgruppe der mindestens 85 Jahre alten Menschen ist deutlich über dem Bundesschnitt. 70 Personen pro 100.000 im Alter von 75-84 Jahren liegt sogar um 30% über der Zahl von ganz Österreich. Dafür sind alle Menschen von 65 bis 74 Jahren mit 7,7 Fällen pro 100.000 DEUTLICH weniger als der Gesamtwert für ganz Österreich!

Niederösterreich

Diese Grafik fällt aus mehreren Gründen auf: Einerseits liegen Werte von 85 Fällen pro 100.000 bei den mindestens 85 Jahre alten Menschen und 25 bei den 75 bis 84-Jährigen klar unter dem Bundesschnitt. Auch liegt der Anstieg bei den ältesten MitbürgerInnen zeitlich in etwa wie in Österreich um den 20. Jänner. Allerdings ist bei den 65-74-Jährigen neben dem hier durchschnittlichen Wert von 18,5 Fällen pro 100.000 vor allem die Tatsache auffällig, dass dieser Kurve lange Zeit ÜBER der der 75-84-Jährigen lag. Zudem sehen die einen sehr seltsamen Sprung Ende Jänner/Anfang Februar. Da die AGES-Zahlen auch was den Sterbetag betrifft immer wieder aktualisiert werden und dieses Datum bereits über einen Monat her ist, wirkt das sehr seltsam!

Oberösterreich

Die westlichen Nachbarn von NÖ, die Oberösterreicher haben keine solchen Auffälligkeiten. 185 Fälle pro 100.000 bei den mindestens 85 Jahre alten Menschen sind zwar viel, aber unter dem Bundesschnitt. Und auch 45 pro 100.000 bei den 75 bis 84-Jährigen sind weniger als der Schnitt in Österreich. Bei den 65-74-Jährigen gibt es mit von 18,5 Fällen pro 100.000 einen durchschnittlichen Wert. Nur bei den 55-64-Jährigen liegen die OberösterreicherInnen knapp über dem Bundesschnitt.

Salzburg

Mehr Auffälliges zeigt und diese Grafik von Salzburg: Einerseits ist der Wert von 247 Fällen pro 100.000 bei den mindestens 85 Jahre alten Menschen klar über dem Schnitt und auch höher als der Wert in Kärnten. 39 von 100.000 bei den 75 bis 84-Jährigen ist allerdings unter dem Bundesschnitt. Der Zeitpunkt des starken Anstiegs der Fälle bei den ältesten MitbürgerInnen liegt hier zeitlich mit Anfang Februar etwas später als in Gesamt-Österreich. Und 10 Fälle pro 100.000 bei den 65-74-Jährigen ist fast nur halb so viel wie im Bundesschnitt. Dagegen liegen die 55-64-Jährigen hier gleichaus und das ist wieder doppelt so viel als in Österreich.

Die Steiermark

Fast dasselbe Gesamtbild wie in OÖ zeigt sich bei den SteirerInnen – allerdings alles mit deutlich höheren Werten: 226 Fälle pro 100.000 bei den mindestens 85 Jahre alten Menschen sind deutlich über dem Bundesschnitt. 49 pro 100.000 bei den 75 bis 84-Jährigen sind genau im Schnitt von Österreich. Auch bei den 65-74-Jährigen gibt es mit von 21 Fällen pro 100.000 einen leicht überdurchschnittlichen Wert. Und 9 von 100.000 bei den 55-64-Jährigen ist fast doppelt so viel wie im Bundesschnitt.

Tirol

Das Bundesland, das vor allem zu Beginn der Pandemie für Schlagzeilen sorgte, kommt „gut weg“, wenn wir uns die Todesfälle im Jahr 2022 anschauen. Erstand fällt die Zeit von 7. Bis 15.2. auf, wo es praktisch keine Todesfälle gab. Seither steigt zwar die Kurve bei den Menschen über 84 stark an, ist aber mit 104 Fällen pro 100.000 bei den mindestens 85 Jahre alten Menschen fast 50% unter dem Bundesschnitt. Und auch 20 pro 100.000 bei den 75 bis 84-Jährigen sind etwa die Hälfte vom Schnitt in Österreich. Bei den 65-74-Jährigen sind es ebenfalls deutlich weniger als im Bundesgebiet: 11 Fällen pro 100.000. Nur bei den 55-64-Jährigen liegen die Tiroler mit 7 Fällen pro 100.000 klar über dem Bundesschnitt.

Vorarlberg

Den bisher höchsten Wert aller Bundesländer bei den Menschen über 85 finden wir in Vorarlberg: Bei den Menschen, die mindestens 85 waren zum Todeszeitpunkt, verstarben 268 pro 100.000- Dieser Wert liegt über 30% über dem Bundesschnitt! 77 pro 100.000 bei den 75 bis 84-Jährigen sind sogar 33% über dem Schnitt in Österreich. Bei den 65-74-Jährigen sind es mit 22 Fällen pro 100.000 „nur“ 16% mehr als der Bundesschnitt. Allerdings gab es in Vorarlberg KEINEN EINZIGEN Todesfall an und mit C19 in der Altersgruppe der 55-64-Jährigen – das gibt es sonst nirgends in Österreich!

Wien

Nur ein Bundesland übertrifft den Wert von Vorarlberg: In Wien sind es mit 334 pro 100.000 bei den Menschen über 85 finden fast 70% mehr als im Bundesschnitt! 75 pro 100.000 ist zwar nicht der höchste Wert aller Bundesländer bei den 75 bis 84-Jährigen, trotzdem liegt dieser Wert um mehr als 30% über dem Schnitt in Österreich. Auch bei den 65-74-Jährigen sind es mit 30 Fällen pro 100.000 fast 60% mehr als im Bundesschnitt. Und 9 von 100.000 in der Altersgruppe der 55-64-Jährigen ist immer noch 38,5% höher als in Gesamt-Österreich!

FAZIT

Wenn wir die Todesfälle in Österreich auf jeweils 100.000 Personen der betroffenen Altersgruppen berechnen, dann wird eines klar: Betroffen sind vor allem die Menschen ab 85.Wer nun jedoch glaubt, dass das Sterbegeschehen in ganz Österreich gleich ist, der irrt sich. Wien ist quasi in Österreich das, was Bulgarien in Europa ist: Nirgends sonst sterben mehr Menschen offiziell an oder mit Corona. Auch hier kann ich wieder nur sagen: Ob das den Tatsachen entspricht, oder ob da mit unterschiedlichem Maß gemessen wird, kann ich nicht sagen. Offensichtlich hilft die verschärfte Test-Strategie in Wien nicht dagegen, dass besonders dort sehr viele ältere MitbürgerInnen an und mit C19 versterben! Im Nachbarland Niederösterreich etwa versterben verglichen mit der Bundeshauptstadt nur ein Viertel der Menschen über 85.