Die Jungen, die Intensivstation und mehr

Zahlen sind Mangelware in Österreich…

… aber es scheint sie doch zu geben. So hat mich eine meiner Stammleserinnen auf eine Anfrage von österreichischen Bundesräten an den Gesundheitsminister aufmerksam gemacht.

Die Antwort gibt mir in mehrer Hinsicht zu denken. Erstens zeigt sie, dass es offensichtlich sehr wohl Daten gibt zum Thema “Intensivbettenbelegung und Altersstruktur”.
Zweitens zeigt mir die Antwort, dass eigentlich den Politikern in Österreich diese Daten bekannt sein müssten. Und mit diesem “Wissen” sind so manche Aussagen und Maßnahmen unter einem anderen Licht zu sehen.

Die Altersverteilung insgesamt bis zum 28. Februar

3.862 Personen gab es laut den Daten, die im April 2021 vom Gesundheitsminister in seiner Anfragebeantwortung verwendet wurden, die von März 2020 bis Ende Februar 2021 – also genau ein “Epidemie-Jahr” – in Österreich auf den Intensivstationen lagen mit Diagnose C19.
Eigentlich ging es in der Anfrage um die Menschen unter 20, dankenswerterweise sind alle Altersgruppen in 5-Jahres-Gruppen detalliert aufgeführt.

So sieht das Ganze aus, wenn wir es in Prozent der C19-IntensivpatientInnen darstellen. Klar erkennbar: Etwas mehr als 31% aller Fälle stammen aus der Altersgruppe der 70 bis 79 Jahre alten Menschen, die klar am stärksten betroffen waren. Zum Vergleich: Deutlich weniger, nämlich 24,6% aller IntensivpatientInnen waren jünger als 60.

Um diese jünger als/älter als Sache besser darzustellen habe ich diese Grafik gemacht: Orange bedeutet: So viele Prozent der Intensivfälle waren älter als … Jahre (siehe Beschriftung unten). Blau bedeutet: So viele Prozent waren in dieser Altersgruppe oder jünger.
Wir sehen: Der “Schnittpunkt” in Sachen ca. 50% liegt bei 65-69 Jahren. In diesem Altersbereich muss auch das Durchschnittsalter der Intensivpatienten des ersten Epidemiejahres liegen.

Die Menschen unter 20 und die Intensivstation

Nun zu den Zahlen der Menschen unter 20 Jahren. 22 (in Worten: zweiundzwanzig!) von allen 3.862 IntensivpatientInnen mit positivem Coronatest waren jünger als 20 Jahre! Das sind nicht einmal 0,6%. Davon waren genau 11 mänlich und 11 weiblich.
Interessanterweise waren von den unbter 10-Jährigen acht weiblich und drei männlich, bei den 10 bis 19-Jährigen war es genau umgekehrt.
Zur Erinnerung noch eine Zahl: Es gab bis zum heutigen Datum in ganz Österreich noch keinen einzigen Todesfall einer weiblichen Person unter 26 Jahren. Bis zum 28. Februar, von dem die Daten der ICU-Belegungen stammen, gab es in ganz Österreich 1 männliche Person zwischen 10 und 15 Jahren und 2 Personen zwischen 15 und 24 Jahren, die an oder mit dem Virus verstorben sind. Zwei stammten aus Wien, einer aus NÖ.

Damit sind wir schon beim Thema Verteilung unter den Bundesländern. Wir sehen, dass fast 60% der 22 jungen Menschen, die als C19-PatientInnen geführt wurden, in Wien gemeldet wurden. Weitere 23 waren es in der Steiermark, Kärnten hatte 9%, Tirol 5% und Niederösterreich 4%.

Interessant wird es, wenn wir uns dazu auch noch die ALTERSVERTEILUNG ansehen: Denn von allen PatientInnen unter 20 waren zwar genau 50% jünger und 50% mindestens 10 Jahre alt, jedoch sind bei den unter 10-Jährigen neun von elf (82%) jünger als 5 Jahre alt gewesen und davon wieder 44,44% unter einem Jahr.

Wie viele Positive müssen auf die Intensivstation?

Und hier noch eine Grafik, die folgendes aufzeigt: Wie viele positive Getestete gab es denn pro 100.000 Menschen der jeweiligen Altersgruppe bis zum 28. Februar und wie viele davon mussten auf eine Intensivstation als C19-PatientIn?

4 thoughts on “Die Jungen, die Intensivstation und mehr

  1. Vielen herzlichen Dank lieber Oliver für deine tollen Berichte!

    Gerade diese Rückschau auf ein ganzes „Pandemiejahr“ lässt das „Risiko Intensivstation“ für die jeweiligen Altersgruppen besser einordnen.
    Die Zahlen sind also längst verfügbar. Nur werden sie – warum auch immer – nicht kommuniziert.
    Aktuell müssen lt. AGES 218 Menschen in Ö. intensiv versorgt werden. In Vorarlberg 3 Personen.
    Wie sieht nun die aktuelle Altersstruktur aus? Ist sie ähnlich wie zwischen März 20 – Feb. 21? Oder hat sich die Struktur verändert und es sind tatsächlich viel mehr junge Leute betroffen?
    Es muss wohl so sein, denn anders kann man sich die vielen Maßnahmen kaum erklären!?
    Jedenfalls kommt für die arbeitende Bevölkerung nun fix ab November die 3 G-Regel am Arbeitsplatz. Und für die „ungeimpfte Gruppe“ soll es demnächst noch ungemütlicher werden.
    Denn den Neo-Kanzler Schallenberg nervt nämlich das Zaudern und Zögern. Deswegen wird heute Abend per Videokonferenz mit den Länderchefs beraten, welche Regeln für „Ungeimpfte“ noch verschärft werden könnten.

    1. Ja, das Fehlen von validen, öffentlichen Daten nervt in dem Falle sehr…
      Altersstrukturen nicht öffentlich zu machen und statt dessen schwammige Aussagen wie “wir haben inzwischen 25-jährige PatientInnen” zu treffen, hilft niemandem.
      Ich bin der erste, der solche Daten – auch wenn sie wirklich zeigen sollten, dass jetzt lauter ganz junge und ganz gesunde Menschen (das wird ja auch nur bei den Geimpften betont, wie schlecht deren Situation schon vorher war) betroffen sind…

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