Wer mich kennt, weiß: Ich mag Zahlen. Ich mochte sie schon immer. Was mir – nicht erst die letzten Jahre – immer widerstrebt hat, sind die eine oder andere Art, Zahlen darzustellen. Ob es nun darum geht, dass ohne Relativierung nackte Zahlen ohne Bezug dargestellt werden oder darum, dass Teile aus einem größeren Zusammenhang gerissen werden, oder einfach selektiv einmal so und ein anderes Mal anders berichtet wird, weil es „besser ins Narrativ passt“.
Ein Beispiel gefällig? Dieser Bericht ist seit drei Tagen auf ORF.at online. Es geht dabei um Waldbrände:

Was mich konkret an dem Artkel stört? Nun, es gibt eine ganz offizielle Datenquelle der EU in Zusammenarbeit mit der NASA, die genau alle diese Waldbranddaten seit 2003 bzw. 2012 erfasst. Und da gibt es Daten, die immer aktuell gehalten werden – was in heutiger Zeit schon Seltenheitswert hat, denn ganz oft werden Daten erst Monate oder Jahre später veröffentlicht. Es wäre auch ganz einfach, alle Zahlen dort nachzulesen und auch die vom laufenden Jahr – WENN jemand so etwas will.
Wie war 2025 weltweit bisher?
Zuerst zur ANZAHL der Feuer (die ja, wie oft behauptet wird, zunehmen soll und wird):

Nun 2025 scheint da die Ausnahme zu sein: Im Jänner noch im Schnitt der Jahre 2012 bis 2024, dann bis Ende April leicht darunter mit sinkender Tendenz und seit etwa Anfang August das bisher „beste“ Jahr mit den wenigsten Feuern, die erfasst wurden, seit das Ganze mit Satelliten erfasst wird.
Muss ja nichts heißen, denn es können ja weniger, allerdings dafür größere Feuer gewesen sein mit mehr verbrannter Fläche? Schauen wir uns das an:

Fehlanzeige! Auch hier fast der gleiche Verlauf der Daten seit Jahresbeginn und hier sogar ab Juli Werte, die so niedrig sind wie nie zuvor seit 2012 – allerdings ab September nur mehr ganz knapp…
Vielleicht sind „wenigstens“ die im Artikel angeführten CO-Ausstöße angestiegen, weil die Feuer einfach „schädlicher“ werden? Netterweise rechnen die bei Copernicus das ganze gleich in CO2-Ausstoß um:

Nun, immerhin gab es hier lange Zeit wohl mindestens ein Jahr, das ähnlich tief lag wie 2025 – zuletzt allerdings haben wir auch hier einen Trend zu einem „Rekordjahr“ im positiven Sinne.
Südamerika?
Explizit erwähnt wird – interessanterweise genau vor der Konferenz des „UNO-Waldforums“ – Südamerika, weil es dort und in Kanda besonders schlimm war 2024. Und 2025? Hat sich jemand die Daten dazu angeschaut? Ich kann sie gerne hier zeigen:

Verbrannte Flächen: Minusrekord

Anzahl der Feuer? KLARER Minusrekord

CO2-Ausstoß? Minusrekord, obwohl derzeit die „Hauptsaison“ zu sein scheint, wenn wir die Entwicklung der Zahlen oben anschauen (graue Fläche).
Kanada?
Da ich immer versuche, umfassend zu erfassen, was los ist, folgen natürlich auch noch die Zahlen zu Kanada:

Anzahl der Feuer: Vor allem bis Juli sehr hoch, seither recht ruhig. Eindeutig mehr als im Mittel. Weltweit (siehe obere Grafiken) scheint das jedoch keine große Rolle zu spielen.

Verbrannte Fläche? Deutlich über dem Schnitt ab Mai, auch hier bis Juli sehr viel, seither wenig Anstieg.

Wenig überraschend demzufolge: Auch beim CO2-Ausstoß liegt Kanada dieses Jahr weit über dem Mittel – allerdings auch weit vom Rekord entfernt.
Nachdem der Alarmismus im Artikel vor allem vom Jahr 2024 aus geht, habe ich die Kurve für 2024 auch gesucht und war überrascht:

Das Jahr 2024 war gar nicht „das schlimmste“, wie ich es erwartet hätte – es war ganz eindeutig 2023 in Kanada:

Und Europa?
Noch ein Blick auf das Jahr 2025 in Europa – war sicher ein schlimmes, oder? Immerhin kann sich sicher jeder noch an die Berichte über Waldbrände erinnern, oder?

Anzahl der Feuer: Negativrekord!

Verbrannte Flächen: Negativrekord!

Wenigstens beim berechneten CO2-Ausstoß sind wir ohne Negativrekord davon gekommen in diesem Jahr. Allerdings lagen auch hier die Werte nur ganz kurz Ende Mai und Anfang Juni ziemlich im Mittel aller vorhandenen Jahre – seither liegen wir wieder klar darunter. Wenn also hier nicht etwas Außergewöhnliches passiert in den letzten zweieinhalb Monaten des Jahres, die bei uns NICHT dafür bekannt sind, dass sich noch viel in Sachen Waldbrände tut, dann…
A propos: Wer hätte gedacht, dass Brände vor allem dann gefährlich sind, wenn es warm/heiß und trocken ist? Also jeweils im Sommer oder der Trockenzeit? Und laut Bericht über den Bericht waren die Brände,d ie angeführt wurden, alle auf den Klimawandel zurückzuführen. Kein Wort dazu, dass der allergrößte Teil der Brände weltweit immer von Menschen ausgelöst wird und ein gar nicht so kleiner davon sogar absichtlich/bewusst!
Ebenfalls unerwähnt bleiben wie immer alle Regionen, in denen es wenige Brände, weniger verbrannte Flächen und weniger CO2-Ausstoß gab. Das erinnert frappant an die Hitzemeldungen von den Orten, wo es gerade besonders heiß ist – egal, ob es insgesamt eher ein kühler Monta oder Sommer war/ist. Und wenn es in unseren Breitengraden gar nicht reicht für „Hitzemeldungen“, dann wird – mit dem Hinweis auf „Klimadaten aus 250 Jahren“ (eine Station in Österreich) plötzlich umgeschwenkt auf „weltweite Temperaturen“ – die seit relativ wenigen Jahren mit Satelliten ermittelt werden. Oder es wird nach „100 Jahren Messdaten“ übergangslos von „Meerestemperaturen in 2000m Tiefe“ geschrieben, als ob es auch dazu Daten von 100 Jahren oder noch früher geben würde.
Fazit
Zahlen sind weder „gut“ noch „böse“. Daten sind weder „gut“ noch „böse“. Es sollte jedoch immer darauf geachtet werden, in welchem Zusammenhang diese dargestellt werden. Und wenn in Qualitätsmedien so toll vorgehen, dass sie im Gegensatz zu von Journalistinnen so betitelten „Bloggern ohne jede journalistische Ausbildung“ und ohne „check, recheck und doublecheck“-Vorgehen, weil sie ja über anscheinende so tolle Redaktionen verfügen, dass sie trotz Massenkündigungen weiterhin alles wirklich überprüfen und keine Agentur- oder auch Organisations-Pressetexte einfach übernehmen: Dann frage ich mich, warum mir vieles so „einseitig“ vorkommt. Vielleicht geht es ja auch anderen so?
P.S.: Ich frage mich das übrigens auch bei Texten, die alles verharmlosen, was andere als so gefährlich darstellen. Und ich schreibe das nicht, weil ich auf massenweise Klicks oder Aufmerksamkeit aus bin, sondern weil ich es so für mich aufarbeiten will. Das nur zur Klarstellung für jene, die das immer wieder vermuten… *zwinkersmiley*