Öffentliche Covid-Aufträge

Was hat uns Covid bisher an Geld gekostet?

Die Datenquelle dieser Zahlen ist die Seite offenevergaben.at (hier) – dort sind 836 Vergaben mit dem Stichwort „Covid“ angeführt. Davon sind 190 ohne eine eingetragene Summe, daher habe ich sie nicht berücksichtigt.

Die Ein-Euro-Aufträge

Weitere 106 haben weisen eine Summe von nur EINEM Euro aus. 54 Mal ist dabei die Covid-19 Finanzierungsagentur des Bundes GmbH Auftraggeber, 48 Mal die ÖBB, zweimal die „Stolz auf Wien“ Beteiligungs GmbH und je einmal die Abbaumanagementgesellschaft des Bundes und das BM für Finanzen. Ganze 44 Mal (immer bei den ÖBB) steht als Lieferant „Rahmenvereinbarung mit mehreren Unternehmen“, 18 Mal steht „keine Angabe zur Sicherstellung des Wettbewerbs“ (immer bei der COFAG).
Die anderen Anbieter sind Strategieberatungsfirmen, Consulting-Unternehmen, Rechtsanwälte, ein Speziallabor, ein gesundheitszentrum, ein Universitätsprofessor, Wirtschaftsprüfer, die Österreichische Kontrollbank AG (beim Auftrag des BMF), eine Multimedia-Marketing Agentur, eine Treuhandfirma und eine Versicherung.
Wenn es stimmt, was da als Summe angeführt ist, gab es für diese Aufträge insgesamt ein Auftragsvolumen von 106 Euro.

Aufträge von 250 bis 1.000 Euro

Acht Mal gab es Aufträge. Bei denen zwischen 250 und 1.000 Euro bezahlt wurden. So zahlte etwa die „Gemeinnützige Salzburger Landeskliniken Betriebsgesellschaft mbH“ vier Mal rund 800-800 Euro für Covid-OP-Masken (1x) und Abfallsammelbehälter (3x). Was recht oft auftaucht ab jetzt, sind Aufträge, wo als Bezeichnung steht „Abruf aus SARS-CoV-2 (Covid-19) Antigenschnelltests“ – das sind Tests, die von verschiedensten Stellen bestellt wurden. So hat zum Beispiel in dieser Gruppe die Gemeinde St. Ulrich am Pillersee für den Kindergarten und die Kinderkrippe um 257 Euro Tests bestellt am 29. Dezember 2021 oder die Stadt Bruck/Mur um 995 Euro Antigen-Schnelltests am 15. Februar 2021.

Exkurs: „Abruf aus SARS-CoV-2…“

Weil eben dieses „Abruf aus SARS-CoV-2…“ so oft auftaucht, habe ich es mir genauer angeschaut – es gibt hier verschiedene Bezeichnungen, es geht jedoch immer um den Bezug von Tests: Insgesamt sind unter diesem Stichwort 1,182 Milliarden Euro an Ausgaben zu finden. Bis auf die Summen unter 50.000 Euro sind in der untenstehenden Grafik alle angegeben. Wichtig: Das sind bei weitem nicht alle Ausgaben für Tests, sondern nur jene, die die Bezeichnung Abruf aus SARS-CoV-2“ tragen!

Was auch noch auffällt: Außer bei BM für Gesundheit und in Salzburg und OÖ gab es nirgend mehr als einen Bieter!

Hier noch eine Übersicht, wer die Tests geliefert hat – auch hier sind Kleinbeträge wieder nicht angeführt.

Was hier fehlt, sind die Tests, die über den Bund (BM für Bildung) für die Schultests 2022 (!) bestellt wurden – das sind insgesamt 930,2 Millionen Euro laut dieser Datenbank! Und das Geld ging an „Artichoke Computing GmbH“ – und zwar am 15.09.2022! Beschrieben wird das Ganze dort so:

Gegenstand dieser Rahmenvereinbarung ist die Durchführung von molekularbiologischen Tests auf SARS-Cov-2 an den Schulen in den Bundesländern Steiermark und Kärnten inklusive Bereitstellung von Testkits zur Selbstverwendung, Probenabholung, Verifizierung und Auswertung der Ergebnisse und Befundübermittlung an die Testpersonen für das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung

Beispiel für Steiermark und Kärnten: https://offenevergaben.at/auftr%C3%A4ge/134284

Aufträge von 1.000 bis 25.000 Euro

45 Aufträge liegen im Bereich von 1.000 bis 25.000 Euro. Hier finden sich vor allem Aufträge der Salzburger Landeskliniken über Abfallbehälter und OP-Masken, aber auch Notvergaben des Linienverkehrs des Verkehrsverbunds Ost-Region oder Schutzausrüstungslieferungen.

Aufträge von 25.001 bis 100.000 Euro

196-mal wurden von 25.001 bis 100.000 Euro ausgegeben. Unter anderem ist hier zum Beispiel als „Lieferant“ auch die Austrian Airlines angeführt für „Repatriierungsflüge“ aus verschiedensten Städten. Insgesamt gab es dafür 355.850 Euro vom BM für europäische und internationale Angelegenheiten. Die Gemeinnützige Salzburger Landeskliniken Betriebsgesellschaft mbH gab 1.150.160 Euro für „Reagenzien SARS-CoV-2 Rahmenvereinbarung 2“ aus.

Aufträge von 101.000 bis 250.000 Euro

In dieser Preisklasse finden wir 141 Aufträge, viele vergeben vom Bund, manche von den Ländern und immer wieder taucht auch die COFAG auf. Auch Universitäten und die Pensionsversicherungsanstalt werden oft genannt.

Exkurs: Die COFAG

Insgesamt 96 Mal taucht die COFAG, die „Covid-19 Finanzierungsagentur des Bundes GmbH“ in den Aufträgen auf. Fast 30 Millionen Euro hat diese ausgegeben für Aufträge. Interessant ist, dass 54 dieser Aufträge eine Summe von einem Euro ausweisen. Es gibt allerdings auch 7 Aufträge, bei denen die Summe mehr als 1 Million Euro ausmacht, bei zwei davon über 5 Millionen.

Bis auf zwei dieser sieben Aufträge sind die Lieferanten nicht genannt, mit Verweisen auf Gesetzestexte oder „zu Sicherstellung des freien und lauteren Wettbewerbs“. Ganze 30 Mal wird kein Lieferant genannt bei allen 96 COFAG-Aufträgen, 18 mal ist dies bei 1-Euro-Aufträgen der Fall, die anderen reichen von 78.000 Euro bis zu 5,9 Millionen Euro.

Unter den genannten Lieferanten finden sich vor allem Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer, Kommunikations- und Technologieunternehmen, Personalberater, Treuhänder, Steuerberater und Marketingagenturen. Heraus sticht dabei die Intelia GmbH mit zwei Aufträgen im Gesamtwert von fast 3 Millionen Euro. Die Intelia GmbH ist ein Tochterunternehmen der deutschen 3M Multi Media Marketing Group, die ebenfalls unter den Lieferanten aufscheint, allerdings nur mit knapp unter 255.000 Euro. Intelia hat ebenso wie MMM die Call-Center-Leistungen angeboten für die COFAG.

Aufträge von 250.001 Euro bis 1.000.000

149 Aufträge im Gesamtwert von 75,7 Millionen Euro wurden in diesem Bereich vergeben. Auch weil es der höchste ist, fällt hier ein Auftrag des Arbeitsmarktservice Österreich auf: für „After Sales Initiative für KUA-Neukunden“ gab es genau 1 Million Euro für Deloitte Consulting GmbH und ÖSB Consulting GmbH. Die Beschreibung dazu ist folgende:

Durch die Corona-Kurzarbeit haben rund 30.000 Betriebe erstmals das AMS Österreich, Service für Unternehmen beansprucht. Das AMS beabsichtigt seine Position als zuverlässiger Partner für Unternehmen in der COVID-19-Pandemie weiter zu stärken. Dafür sollen Dienstleistungen des AMS laufend angepasst und im Zuge einer Initiative weiterentwickelt werden. Ziel ist es, die durch die Kurzarbeit gewonnenen NeukundInnen zu BestandskundInnen weiterzuentwickeln.

Quelle: https://offenevergaben.at/auftr%C3%A4ge/92405

Imfpstoffzubehör und -logistik

In der oben angeführten „Preiskategorie“ ist mir unter anderem „Herba Chemosan“ als Lieferant aufgefallen. Ein Auftrag war für „Impfstoffzubehör“. Diesen Begriff habe ich gezielt gesucht und bin dabei auf folgende Daten gestoßen: Insgesamt gab es 5 Aufträge über Impfstoffzubehör. Alle sind aus dem Jahr 2021 und machen insgesamt einen Gesamtwert von mehr als 1,6 Millionen Euro aus.
Weiters finden sich auch – allerdings in höheren Preisklassen – zwei Aufträge über fast 30 Millionen Euro zu „Übernahme, Lagerung und Verteilung“ der Covid-19-Impfstoffe.
Wer nicht genau weiß, welche Worte er benutzen soll bei der Suche, muss sich durch alle Datensätze durchklicken. So werden beim Stichwort „Impfstellen“ zwei Aufträge sichtbar: Das Land Salzburg zahlte im Mai 2022 (!) fast 123 Millionen Euro an „Dr. Thomas Danninger GmbH, Dr. Fidelius Krammel, Bietergemeinschaft Krammel/Huber/Maizik, Vitolus Impf GmbH“ für „Impfleistungen / Impfstraßen in Losen im Rahmen der COVID-19-Impfaktion im Land Salzburg“. Und fast 18 Millionen Euro zahlte die Steiermark alleine für die Einrichtung und den Betrieb von Impfstellen und Impfspuren an die Privatklinik Kastanienhof GmbH im September 2021.

Aufträge von 1.000.001 bis 10.000.000

118 Aufträge gab es im Bereich von 1 Million bis zehn Millionen Euro. Das Gesamtvolumen macht hier über 449 Millionen Euro aus. Unter anderem wurden hier fast 8 Millionen Euro an die A1 Telekom Austria AG vergeben im November 2020 für ein „Screeningportal für Massentest Covid 19“.

Damit sollten die Anmeldung, die Abwicklung und die Ergebniserfassung digital gelöst werden bei den Massentests Ende 2020. Am 11. April 2021 wurden vom BM für Gesundheit fast 5,7 Millionen Euro ausgegeben unter der Beschreibung „Beauftragung Callcenter“.

Aufträge von 10.000.001 bis 100.000.000

Insgesamt machen die 56 Aufträge in diesem Bereich mehr als 1,4 Milliarden Euro aus. So gab etwa die Stadt Wien für die Dienstleistungen zu den Covid-19 Akuttestungen im Jänner 2022 mehr als 20 Millionen Euro aus. Bereits im Juni 2021 wurden für die Logistikdienstleistungen und Auswertung Covid-19 Tests mehr als 80 Millionen Euro an „veloce liefert GmbH“ bezahlt. 98 Millionen Euro erhielt im Dezember 2021 lifebrain für die Tests in Wien. Lifebrain taucht hier noch ein zweites Mal in den Zahlen auf: im November 2021 zahlt das Land Tirol mehr als 33 Millionen Euro für Tests. Danach hat mit Novatium GmbH ein anderer Anbieter in Tirol hohe Auftragssummen erzielt: einmal 97,9 Millionen im Jänner 2022 und davor schon 92,8 Millionen im Dezember 2021. An fünfter Stelle taucht hier Vorarlberg als Auftraggeber auf mit 56 Millionen an Procomcure Biotech GmbH.

Aufträge über 100 Millionen Euro

Wer hat sich nicht schon einmal überlegt, was er/sie tun würde beim Gewinn von 100 Millionen Euro bei einem Jackpot der Euromillionen? Natürlich sind die Aufträge über 100 Millionen Euro keine „Jackpots“, sondern an Leistungen gebunden.
Es sind zwar nur mehr 18 Aufträge, die mehr als 100 Millionen Euro ausmachten, allerdings ist die Gesamtsumme dieser Aufträge über 7,3 Milliarden Euro groß!

Auffallend ist hier, dass es oft viele Lieferanten gibt. Heraus sticht allerdings lifebrain mit dem Auftrag der Stadt Wien – alleine dieser eine Auftrag an eine Firma macht 1,4 Milliarden Euro aus! Die Beschreibung liest sich so:

Los 1: Logistikleistungen und Laboranalysen – molekularbiologische Probenanalyse auf SARS-CoV-2
Los 2: Laboranalysen– molekularbiologische Probenanalyse auf SARS-CoV-2

Quelle: https://offenevergaben.at/auftr%C3%A4ge/108265

Nur vier Mal gibt es hier Aufträge mit nur einem Bieter: Einmal die Teststraßen in OÖ im Wert von fast 138 Millionen Euro (Lieferant ist WEMS Consulting, Trading & Service GmbH), einmal wie schon erwähnt lifebrain in Wien und zwei andere Aufträge kommen ebenfalls von der Stadt Wien und gehen an das Rote Kreuz, den Arbeiter-Samariter-Bund, die Johanniter, das Grüne Kreuz und den Malteser Hospitaldienst. Letzterer ist nur einmal dabei, nämlich beim Auftrag vom 12. Oktober 2021 über 381.8 Millionen Euro. Die Beschreibung dazu lautet:

Der Auftraggeber vergibt zur Sicherstellung von Betreuungsmöglichkeiten im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie eine Rahmenvereinbarung mit mehreren Unternehmen über operative und organisatorische Dienstleistungen. Dabei soll insbesondere die zentrale Koordination der COVID-19-Betreuungseinrichtungen, die Personalkoordination, die Betreuung der unterzubringenden Personen sowie die Versorgung / Verpflegung der unterzubringenden Personen erfolgen.
https://offenevergaben.at/auftr%C3%A4ge/105706

Der andere Auftrag über 388,3 Millionen stammt vom Juli 2021 – dort ist folgendes zu lesen:

Der Auftraggeber vergibt zur Immunisierung der Bevölkerung gegen SARS-CoV-2 eine Rahmenvereinbarung mit mehreren Unternehmen über operative und organisatorische Dienstleistungen. Dabei soll insbesondere die organisatorische Leitung der Impfzentren, die Personalkoordination, die Durchführung der Impfung sowie die Erstversorgung bei Auftreten von medizinischen Notfällen erfolgen.
https://offenevergaben.at/auftr%C3%A4ge/91699

Die Bundesländer

Wenn wir die Auftraggeber nach den Bundesländern durchforsten, wird es schwierig, da ein Teil der Schultests für 2022 durch den Bund beschafft wurde und immer an zwei Bundesländer gingen (außer bei Wien, da gab es kein anderes Bundesland zum „Teilen“). Wenn ich aufgrund der EW davon ausgehe, dass die Tests proportional zugeordnet wurden, erhalten wir folgende Ergebnisse:

In Wien wurden demnach unter dem Stichwort „Covid“ in der Datenbank mehr als 150 Millionen Euro pro 100.000 EW ausgegeben – das sind mehr als 1.520 Euro pro Kopf! An zweiter Stelle folgt Tirol mit 55 Millionen, dann Salzburg mit 42 Millionen. Schlusslicht ist Niederösterreich mit 12,5 Millionen (das sind 125 Euro pro Kopf) vor der Steiermark mit 13,8.

WICHTIG! Der Österreich-Schnitt sind NICHT die Ausgaben für Österreich, sondern der Schnitt der Bundesländer (siehe dazu das Fazit)!

FAZIT

Wenn wir die Datenbank von offenvergaben.at mit dem Stichwort „Covid“ durchsuchen, kommt viel zusammen. Unter anderem ganz viele Ausschreibungen/Aufträge, die mit 1 Euro bezahlt wurden – noch mehr gab es, bei denen es nur einen Bieter gab. Mindestens genau so seltsam ist es für mich, dass es eine Firma gab, die durch einen einzigen Auftrag der Stadt Wien (ohne Mitbieter) 1,4 Milliarden Euro bekam. Damit könnten in Österreich die Kosten der Eltern für den Schulbesuch von 702.000 SchülerInnen für die gesamten neun Pflichtschuljahre bezahlt werden. Das sind 62% aller SchülerInnen, die derzeit eine Schule in Österreich besuchen.

In ganz Österreich wurden pro Einwohner fast 1.000 Euro ausgegeben – wenn wir nur die Daten, die hier zu finden sind, gerechnet werden. Da sind aber viele Kosten nicht erfasst, vermute ich. Unter anderem steht hier nirgends etwas über die Kosten der Impfstoffe, die Behandlungskosten in den Krankenhäusern, die Kosten der Kurzarbeit, die Kosten der Corona-Hilfen, die Folgekosten der gesamten Covid-Maßnahmen usw.
Es geht hier nur um öffentliche Ausschreibungen, die das Stichwort „Corona“ enthalten.

P.S.: Wenn wir alle Aufträge mit dem Bildungsministerium suchen, kommen wir auf eine Summe von 1.564.684.951,10 Euro! Diese Summe ist sogar größer als die, die Lifebrain erhalten hat. Das entspricht den durchschnittlichen Gehaltskosten (brutto samt Arbeitgeberanteil) von etwa 27.000 Lehpersonen – etwa einem Fünftel aller Lehrpersonen in Österreich.