Eine Siebenmonatsbilanz (V und Ö)

Heute habe ich eine „alte“ Datei aktualisiert. Dabei sind interessante Details zum Vorschein gekommen, die mich teilweise durchaus überrascht haben. Ich hab die Daten für Vorarlberg und Österreich aktualisiert und stelle sie hier einmal einander gegenüber.
Es geht dabei immer um die Daten vom 1. März bis zum 1. Oktober der laufenen Pandemie-Jahre – diese begann ja mit März 2020. Datenquelle sind die Daten der AGES.

Todesfälle

Altersgruppen

Hier sehen wir zuerst einmal für die ersten sieben Monate des Pandemiejahres die Altersverteilung der Todesfälle:

In Vorarlberg ereigneten sich im ersten Pandemiejahr bis zum 1. Oktober mehr als 55% aller Todesfälle in der Altergruppe ab 85 Jahren. Im zweiten Jahr waren es nur ca. 35,6%, im laufenden sind es mit 44,7% wieder deutlich mehr ältere Menschen unter allen Todesfällen. Der Anteil der 75-84-Jährigen ist seit dem ersten Pandemiejahr ständig gestiegen, zuletzt sogar KRÄFTIG auf über ein Drittel aller Todesfälle. Bei den 65-74-Jährigen ist er von etwa 17,2% (2020) auf 22% (2021) gestiegen, im laufenden Jahr jedoch so niedrig wie nie zuvor mit 13,2%.

So sieht die Altersverteilung der Todesfälle für ganz Österreich aus. Auch hier war der Anteil der Menschen ab 85 Jahren im ersten Pandemiejahr mit 47% am höchsten, sank dann im Pandemiejahr zwei auf 35% ab um im laufen Jahr wieder auf 45,7% zu steigen. Im Gegensatz zu Vorarlberg blieb der Anteil der 75-84-Jährigen in den sieben Monaten von März bis September praktisch immer bei etwa einem Drittel.

Da es sich hier um gleiche Zeiträume handelt, ist ein Nebeneinanderstellen der absoluten Zahlen durchaus zulässig:

Diese Grafik hat mich überrascht! Denn in Vorarlberg starben offiziell an oder mit C19 (siehe oben bei der Legende in der Grafik) 76 Personen. im selben Zeitraum im Pandemiejahr 2 waren es nur 59, im ersten sogar nur 29 Personen. Ein genauer Blick zeigt: Nur in den Altersgruppen ab 75 Jahren sind die Zahlen gestiegen (wenn wir den einen Todesfall unter 5 Jahren außer Acht lassen).

Österreichweit gab es zwar im Pandemiejahr zwei von März bis September um 200 offizielle C19-Todesfälle mehr als im laufenden Pandemiejahr, allerdings gab es auch hier bei der Altersgruppe der Menschen ab 85 Jahren noch nie MEHR Todesfälle als 2022! 334 Personen mehr (+35,5%) aus dieser Altersgruppe starben von März bis Ende September an oder mit Covid als im vergangenen Pandemiejahr! Damit sind die absoluten Todeszahlen in dieser Altersgruppe österreichweit wie im ersten Pandemiejahr die höchsten aller Altersgruppen.
Sonst gab es – wie in Vorarlberg – nur bei den unter 5-Jährigen einen Todesfall mehr. Im Gegensatz zum Ländle SANKEN die Zahlen bei den 75-84-Jährigen um 106 Fälle (-10,4%).

Zeitverlauf

So sieht das Ganze im zeitlichen Verlauf pro Woche aus. Wir sehen, dass in Vorarlberg die Todesfallzahlen im dritten Pandemiejahr IMMER über denen der ersten beiden Jahre lagen bis Anfang Oktober. Hoffen wir, dass sich das ab Ende Oktober ändert!

Wenn wir die einzelnen Wochen ansehen, dann wird schnell klar, dass dafür einerseits der März und die erste Woche im April und andererseits der Sommer verantwortlich waren.

Österreichweit lagen die Zahlen anfangs praktisch gleichauf mit denen des zweiten Pandemiejahres, sind dann etwas abgefallen um sich dann wieder denen des Vor-Pandemiejahres anzugleichen. Sie lagen jedoch nie so wie in Vorarlberg deutlich über denen des Vorjahres.

So zeigt sich der Wochenvergleich: Bis auf eine Woche lagen die Zahlen anfangs immer gleich oder knapp unter denen von 2021. Im Sommer waren sie jedoch 9 Wochen lang höher als in den beiden Jahren davor. Hier stellt sich mir die Frage, wie das aussehen würde, wenn die „mit“ und „wegen“ Covid Verstorbenen getrennt dargestellt würden.

Die Spitalszahlen

Hier unterscheiden sich die Werte von Vorarlberg und Österreich insofern, als dass in Vorarlberg von Februar bis August seitens der Landeskrankenhäuser immer betont wurde, dass etwa 80% nicht WEGEN Covid im Spital liegen, sondern nur als Nebendiagnose Covid-positiv waren. Für die letzten Wochen habe ich die österreichweiten Daten heranziehen müssen, weil es keine landeseigenen Angaben mehr gab. Österreichweit waren diese ab diesem Zeitpunkt in etwa gleich hoch – derzeit wird von 22% Hauptdiagnose sowohl auf der Intensivstation als auch im Normalbett gesprochen (Quelle: Covid Register Österreich).

Normalbetten: In Vorarlberg gab es, wenn wir die Zahlen ohne Unterscheidung in Haupt- oder Nebendiagnose anschauen, fast durchgehend mehr C19-PatientInnen im Spital als in den beiden Pandemiejahren davor. Wenn wir jedoch die Unterscheidung berücksichtigen, sind die Zahlen immer DEUTLICH niedriger – AUSSER im Sommer 2022 und zum Höhepunkt der Omikronwelle Mitte März. Zur Zeit liegen sie in etwa gleich wie in den beiden anderen Jahren.
Intensivbetten: Hier zeigt sich ein anderes Bild: Selbst wenn wir ALLE C19-PatientInnen berücksichtigen, waren es nur bis Mitte März mehr als in den beiden Jahren zuvor – und auch wieder im Sommer 2022. Mit der Berücksichtigung der Hauptdiagnose sind die Zahlen so gering, dass sie nur mehr ein „Grundrauschen“ darstellen auf der Grafik.

Das sind die entsprechenden Grafiken für Österreich dazu: Hier sind die Zahlen ohne Berücksichtigung der Haupt- und Nebendiagnose Covid auf der Normalstation praktisch durchgehend höher als in den Jahren zuvor. Mit der Unterscheidung sind sie das nur im Sommer.
Auf der Intensivstation sind sie bis Mai unter den Werten der Vorjahre, dann steigen sie ohne Berücksichtigung der Hauptdiagnose über den Wert des ersten Jahres und ab Juli auch über den des Vorjahres. Seit dem 20. August liegen sie wieder unter denen des Vorjahres und seit Mitte September auch unter denen beider Vorjahre. Wenn wir nur die Hauptdiagnose berücksichtigen, dann sind sie IMMER unter den Zahlen der ersten beiden Pandemiejahre – mit Ausnahme des Julis und Augusts, wo sie über denen des ersten Jahres liegen.

Die positiv Getesteten

Das ist die Kurve der aktiv Positiven im Vergleich zu den Vorjahren:

Wir sehen erstens den Extrem-Wert der Omikron-Welle, der sich einerseits auf das Ende des zweiten und andererseits den Anfang des dritten Pandemiejahres auswirkt.

Außerdem sehen wir die hohen Werte vom vergangenen Sommer und auch den Anstieg der letzten Wochen.

Österreichweit sieht das ähnlich aus – mit dem Unterschied, dass die Werte für laufende dritte Pandemiejahr DURCHGEHEND die höchsten seit Pandemiebeginn sind.

FAZIT

Wir hatten – trotz sinkender Test-Zahlen – österreichweit noch NIE so hohe Zahlen bei den positiv Getesteten bzw. aktiv Positiven wie im dritten Pandemiejahr. Doch wenn wir auf die Spitalszahlen schauen, ist das wohl – um unseren Gesundheitsminister zu zitieren -kein Grund zur Panik.
Seltsam ist die Tatsache, dass es in den beiden Jahren vorher nie so hohe Sterbezahlen bei den ältesten Menschen gab in der Zeit von März bis Oktober.

Ich hoffe jedenfalls, dass Besonnenheit und Beruhigung (weiter?) das Motto bleibt seitens der Politik – auch dann, wenn die wichtigen Wahlen in diesem Jahr geschlagen sein werden!