Der Tod in Österreich

Zahlen zum Pandemiezeitraum

Ist auch anderen außer mir schon aufgefallen, dass der „Zähler“ nicht zurückgestellt wird zur Zeit? Ich meine, es gab schon immer Zahlen über Sterblichkeiten. Meldungen darüber, wie viele Menschen an Grippe starben, oder an Krebs, Autounfällen etc.

Meistens wird dabei ein Jahr herangezogen als Zeitraum, manchmal auch eine „Wintersaison“, wenn es etwa um Grippe-Todesfälle ging oder auch Skiunfälle oder Lawinentote. Macht auch Sinn!

Bei den C19-Todesfällen ist das anders – zur Erinnerung: In Österreich ist das hier die offizielle Definition eines C19-Vestorbenen: „„In diese Statistik können Personen, die direkt an den Folgen der Viruserkrankung selbst oder „mit dem Virus“ (an einer potenziell anderen Todesursache) verstorben sind, fallen.“
Quelle: https://www.sozialministerium.at/Informationen-zum-Coronavirus/Neuartiges-Coronavirus-(2019-nCov).html

Da wird nämlich seit März 2020 weiter gezählt. Und auch die Darstellungen, die ich sehe, sind meist so gemacht, dass die neuen Fälle, die Genesenen oder auch die Hospitalisierten und Intensiv-PatientInnen in Tages- oder auch Wochenkurven dargestellt werden. Die Todeszahlen werden aber immer weiter gezählt… und seltsamerweise werden es immer mehr! *ironieaus*

Natürlich ist jeder einzelne Todesfall, egal ob an/mit oder ohne C19 ein einzelnes, oft sehr tragisches Schicksal, das ist unbestritten. Aber was macht das mit uns, wenn wir sonst Kurven sehen die auf und ab gehen, wo es auch Zeiten ohne Fälle gibt, bei den Todesfällen geht es jedoch immer nur aufwärts? Was für eine Botschaft wird hier gesendet?

Nun, ich habe heute (nein, sorry, es ist schon nach Mitternacht, also GESTERN) schon etwas sehr Umfangreiches zum Thema Sterblichkeiten gepostet. Dabei gab es in meiner Datei ältere Daten, die ich quasi auffrischen musste, damit ich die aktuellen Werte erhalte. Und dabei sind auch schon einmal gepostete Grafiken wieder auf den neuesten Stand gebracht worden.

Einen Teil davon möchte ich euch hier präsentieren – es geht um die Altersgruppen. gezeigt wird dabei folgendes:

  • Wie viele der Menschen wurden denn seit KW 12 2020 (also März 2020) positiv getestet und NICHT an C19 verstorben?
  • Wie viele dieser Menschen sind an/mit C19 verstorben?
  • Wie viele Menschen wurden NIE positiv getestet und sind auch nicht verstorben?
  • Wie viele Menschen sind in diesem Zeitraum an etwas anderem verstorben, also nicht an/mit C19?

Um korrekt zu bleiben, muss ich gleich auf einen „Fehler“ in der Darstellung eingehen: Ich weiß NICHT, wie viele der positiv auf C19 getesteten Menschen im Laufe der Pandemiezeit verstorben sind OHNE dass C19 auf dem Totenschein steht. Daher kann es sein, dass manche der als „positiv getestet und nicht an C19 Verstorbenen“ in Wirklichkeit zu den Verstorbenen (ohne C19) gehören. Für diese Menschen „rutscht“ dann quasi ein „Nicht Positiver“ noch lebender Mensch in die Gruppe der „Positiven, aber nicht Verstorbenen“ hinüber. Das soll heißen: Die Gesamtzahlen stimmen, es kann allerdings sein, dass manche Menschen eigentlich im „falschen Feld“ sind bei den Lebenden. Verstanden?

Der Zeitraum und andere Parameter

Wichtig 1: Wir haben hier quasi den gesamten „Pandemiezeitraum“ als Zeitraum definiert. Das ist insofern wichtig, weil das nun schon 19 Monate sind – das hat also nichts mit „in einem Jahr versterben“ – Zahlen zu tun!

Wichtig 2: Am Schluss gibt es noch eine Grafik, bei der ich die Todesursachenstatistik der Statistik Austria für das KALENDERJAHR 2020 verwende. Interessant ist diese auch darum, weil sie erstens bei den Kleinkindern zwischen den unter 1-Jährigen und den 1-4-Jährigen unterscheidet (ca. 84% aller Sterbefälle in dieser Gruppe sind unter einem Jahr alt!) und weil es eine eigene Zahl für die Menschen ab 95 Jahren (auch bei den C19-Todesfällen) gibt, die wir sonst NICHT zur Verfügung haben.

Dieses Mal sind die Altersgruppen NICHT nach Geschlecht getrennt und auch genau so angelegt, wie die Zahlen der AGES sie vorgeben – es gibt also die Kinder bis 5 Jahre., dann immer Zehnergruppen und ab 95 Jahren nur mehr eine gemeinsame Gruppe.

Meine Quellen für diese Zahlen sind:

Die Altersgruppen

Die Grafiken sind denke ich selbsterklärend. Darum gibt es auch keine großen Texte dazu! Ich habe rechts immer noch (graues Feld) dazu geschrieben, wie viele Prozent der Positiven bzw. aller Todesfälle die C19-Verstorbenen ausmachen.

Die Kinder/Jugendlichen bis 15 Jahre

Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen von 15-24 Jahren

Die jungen Erwachsenen von 25-34 Jahren

Die Erwachsenen von 35-44 Jahren

Die Erwachsenen von 45-54 Jahren

Die Menschen von 55-64 Jahren

Die älteren Erwachsenen von 65-74 Jahren

Die Senioren von 75-84 Jahren

Die Menschen ab 85 Jahren

Die Gesamtzahlen

Hier noch ein Überblick über die Gesamtzahlen:

  • 89,71% aller ÖsterreicherInnen hat den Pandemiezeitraum (19 Monate) ohne positiven Test „überlebt“.
  • weitere 8,5% wurden zwar positiv getestet, sind jedoch nicht verstorben.
  • 1,65% aller ÖsterreicherInnen sind verstorben, allerdings nicht an/mit C19.
  • 0,14% aller ÖsterreicherInnen sind an oder mit C19 verstorben (Definition siehe weiter oben!)

Das heißt, dass 1,72% aller positiv Getesteten an/mit C19 verstorben sind und diese Verstorbenen 8,57% aller Todesfäll im Pandemiezeitraum ausgemacht haben. Diese Aussage stimmt insofern nicht ganz, weil ein Arzt auch OHNE positiven Test als Todesursache C19 eintragen kann bei der Totenbeschau.

Mehrere Übersichten

Zuerst hier noch eine Übersicht  der Zahlen nicht als Prozentwerte sondern in Säulenform – man erkennt die Dimensionen hier noch anders.

Als zweites die angesprochene Grafik mit den Zahlen für das Jahr 2020 – mit anderen Altersgruppen als sonst üblich!

Und zuletzt ein Vergleich der Altersverteilung aller Todesfälle in Österreich mit den Verstorbenen an/mit C19.

Ich bin mir sicher, dass auch hier wieder Tippfehler zu finden sind – viel Spaß beim Suchen! Und falls jemand glaubt, einen Fehler in den Zahlen entdeckt zu haben, freue ich mich über Nachrichten dazu – bevorzugt so, dass ich sie als erstes lesen kann und nicht nur andere… 😉

14 thoughts on “Der Tod in Österreich

  1. Und wieder ein herzliches Dankeschön für deine unermüdliche Arbeit und deinen Einsatz

  2. Hallo Oliver,

    Deine Arbeit ist echt unbezahlbar. Wäre mal interessant diese Sterbezahlen/Hospitalisierungen pro Altersgruppe in Relation zu anderen Todesursachen/Hospitalisierungen zu setzen. Oder hast das eventuell schon gemacht?

  3. Ein wiederholtes Danke für die sachliche und neutrale Aufarbeitung der Zahlen von AGES und Co . Inwieweit diese Zahlen korrekt angeführt werden, wissen wahrscheinlich nicht einmal mehr die Verantwortlichen selbst……
    Jetzt glaube ich halt mal an das Gute 🙂 oder zumindest möglichst viel davon…
    Und freue mich über die Grafiken, die einem immer wieder zu mehr Klarheit verhelfen.
    Ein besonderes 👍👍für das Durchhaltevermögen von euch allen!

  4. idealer Weise und auch wegen der Vergleichbarkeit ist/wäre die Grippesaison = KW40 bis KW20 eines jeden Jahres hilfreich…
    …was mich irgendwie auch verwundert, ist die Tatsache, dass Du die Art und Weise der Zählung eher unkommentiert zur Kenntnis nimmst – darinnen sehe ich das größte Manipulationspotential…

    1. Hallo Friedrich!
      Ich mache es seit Anbeginn so, das sich mich an die offiziellen Zahlen halte. Alles andere ist Spekulation für mich. Natürlich ist das Zustandekommen der Zahlen zu hinterfragen, aber darin sehe ich nicht meine Aufgabe.
      Ich stelle dar, was ist.
      Sg
      Oliver

  5. Speziell die Altersverteilung aller Todesfälle mit und ohne Covid-19 ist sehr aufschlussreich. Vielen Dank!

  6. Lieber Oliver Lerch,
    vielleicht habe ich einen Denkfehler, aber bis zur Gruppe der 65- bis 74-Jährigen weist Du den Anteil an der Gesamtzahl der Todesfälle höher aus als den Anteil der Todesfälle an den positiv Getesteten.
    Liebe Grüße
    Sylvia Spatenka

    1. Hallo Sylvia!
      Es ist in allen Gruppen so, dass mehr Menschen von allen aus der Altergsuppe versterben, als Menschen unter den positiv Getesteten an C19 versterben. Alles andere wäre dramatisch.
      Sg
      Oliver

  7. Zum Thema Tod empfehle ich das Buch
    – Eine Zeit ohne Tod von José Saramago
    „Am darauffolgenden Tag starb niemand.“ So beginnt der Roman, in dem das Unvorstellbare wahr wird, denn von diesem Moment an kommt kein einziger Mensch mehr zu Tode — weder gewaltsam noch friedlich. Die Bevölkerung ist verstört, die Politiker sind ratlos. Steuert das Land auf eine Katastrophe zu?

    Und DANKE für Deine viele Arbeit!!!

  8. Ich kann nicht oft genug Danke sagen, für Deine unermüdliche Aufbereitung und ins richtige Licht setzen. In Relationen überschaubar machen. Danke !

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