2025: War’s zu trocken oder doch nicht?

Wenn ich so Meldungen lese über die Veränderung in Sachen Klima, bin ich manchmal verwirrt: Einerseits wird es immer schlimmer mit den Niederschlägen, dem Hagel und den Extremereignissen, andererseits ist die zunehmende Trockenheit ein Problem. Ebenfalls verwirrend: Während der Mai – zumindet in unserer Region – durchaus als kühler Monat zu bezeichnen ist, war es scheinbar auf der Oberfläche der Nordsee- zumindest punktuell – so warm wie nie zuvor: Wer im Text solcher Meldungen dann weiter liest, erfährt allerdings auch, dass die Messreihen, die aus Satellitendaten berechnet werden, die kaum viel älter als 30 Jahre sind…

Zurück zu den Fakten, die ich nachvollziehen kann: Es gibt in Österreich schon sehr lange Messreihen zu den Niederschlägen. An sehr vielen Stationen wird bereits seit 1895 aufgezeichnet, wie viel Niederschlag täglich gefallen ist. Ich habe heute die ersten 159 Tage des Jahres – das ist die Zeit von 1. Jänner bis 8. Juni – angeschaut und für jede Station den Tages-Mittelwert berechnet, der in diesem Zeitraum in jedem Jahr mit Aufzeichnungen gefallen ist. Den Mittelwert verwende ich darum, weil ich dann auch Tage OHNE Daten herausrechnen kann, die sonst das Ergebnis verfälschen könnten. Jahre mit mehr als 40 Tagen ohne Daten in diesem Zeitraum habe ich aus den Daten ausgeklammert.

Die Ergebnisse

Wie fast immer habe ich die Daten mit Grafiken visualisiert. Anhand des ersten Beispiels (Feldkirch) erkläre ich das Ganze genauer, danach schreibe ich nur mehr kurz etwas dazu:

In Feldkirch fallen im Mittel aller 123 Jahre seit 1895 mit Aufzeichnungen 2,72 mm (oder Liter pro Quadratmeter) Regen pro Tag in den ersten 5 Monaten (und einer Woche mehr) des Jahres. Aus 8 Jahren fehlen die Daten, daher sind es 123 und nicht 131 Jahre.
Das Jahr 2025 liegt mit 2,4 mm pro Tag auf Platz 82 aller 123 Jahre und weicht um 12 Prozent vom Mittel ab – das heißt im Schnitt regnet es in Feldkirch um 12% mehr als in diesem Jahr. Der lineare Trend (dunkelblaue Linie) aller Jahre ist in Feldkirch leicht steigend.
Das trockenste Jahr mit Aufzeichnungen war in Feldkirch das Jahr 1911 mit nur 1,41 mm pro Tag, das feuchteste war 1999 mit 4,75 Litern pro Quadratmeter und Tag. Ersteres ist nur fast halb so viel wie 2025, letzteres fast doppelt so viel.

In Langen am Arlberg gibt es 125 Jahre mit Daten seit 1895. Das Jahr 2025 entspricht fast genau dem Schnitt, weicht nur um -1% vom Mittel ab und liegt auf Platz 63. Extrem trocken war es 1972, sehr nass 1935 mit fast 8 Litern Niederschlag pro Quadratmeter pro Tag!

Wir bewegen uns weiter von West nach Ost: In Innsbruck war das Jahr 2025 über dem Schnitt: Es war um 4% feuchter und liegt auf Platz 53 von 131. Die Regenmenge ist im Vergleich zu Vorarlberg deutlich geringer, der Trend leicht sinkend und das nasseste Jahr bis zum 8. Juni war auch hier wie in Feldkirch 1999.

Ganz anders stellen sich die Daten aus Salzburg dar: Dort gab es im Vergleich zum Mittel aller 125 Jahre mit Daten um 23% deutlich zu wenig Niederschlag. Die 2,21 mm pro Tag sind zwar deutlich mehr als die 1,58mm von 1918, liegen aber klar unter dem Mittelwert. Der Trend in Salzburg geht zudem klar nach unten, wobei uns leider keine Daten der Mess-Station von 2019, 2020 und 2021 vorliegen. Das nasseste Jahr am Flughafen Salzburg war laut Daten das Jahr 1897.

In Rauris etwas südlich von Salzburg hingegen war 2025 um 5% feuchter als das Mittel und liegt auf Platz 39 von 99 Jahren.

In Kremsmünster bei Linz gibt es Daten aus allen Jahren seit 1895. 2025 war sehr „unauffällig“, liegt auf Platz 69 von 131 und um 2% unter dem Mittelwert. Das feuchteste Jahr war 1965, das trockenste 1934.

In Freistadt im Norden Oberösterreichs war das Jahr um 8% trockener als das Mittel aus 128 Jahren. Das feuchteste Jahr in der deutlich trockeneren Region als bei vielen anderen Stationen war 1910, das trockenste das Jahr 1913. Der Trend ist leicht sinkend, wenn es um die Niederschlagsmengen von 1. Jänner bis 8. Juni geht.

Am Alpenhauptkamm in über 3.000 Metern Seehöhe am Sonnblick war das Jahr 2025 bisher überraschenderweise um 11 % feuchter als im Mittel der 131 Jahre seit 1895, wo für alle Jahre Daten vorliegen. Das Jahr mit den meisten Niederschlägen war 1962, das mit den wenigsten 1942.

Wir wenden uns dem Süden des Landes zu: Auch in Lienz war es „zu feucht“, wenn wir vom Mittel der 110 Jahre mit Aufzeichnungen ausgehen, und zwar deutlich: Das Jahr liegt auf Platz 30 und war um 19% nasser als das Mittel seit 1895!

Bad Bleiberg in Kärnten bestätigt, dass der Süden des Landes dieses Jahr mehr Niederschlag abbekommen hat als im Mittel aller Jahre seit 1895: Platz 35 von 121 bedeutet um 15% mehr Niederschlag als im Durchschnitt. Die Tendenz ist in Bad Bleiberg deutlich sinkend, was das Ergebnis noch auffälliger macht.

Ebenfalls südlich des Alpenhauptkammes liegt Bruck an der Mur. Dort fielen die Niederschläge 2025 vergleichweise am stärksten aus von allen 16 Mess-Stationen, die ich verwende. Platz 17 bedeutet, dass es um 28% mehr Niederschlag gab als im Mittel – letztes Jahr war es übrigens noch ein wenig mehr – am nassesten war das Jahr 1972, am trockensten 1966.

Weiter im Südosten in Bad Gleichberg war es hingegen etwas zu trocken: 7% weniger Niederschlag als im Mittel der 122 Jahre mit Daten seit 1895 war es im Dreiländereck. Die Tendenz dort ist sinkend, am tockensten war es 1993, am feuchtesten 1951.

Interessanterweise war es in einer der trockensten Gegenden Österreichs, in Wörterberg ähnlich wie in Bruck an der Mur um 27% feuchter als im Mittel der 87 Jahre, für die es dort Aufzeichnungen gibt. Das bedeutet Rang 21, mehr als doppelt so viel wie in den beiden trockensten Jahren 1971 und 1981.

Etwas weiter nördlich in Reichenau an der Rax hingegen war es wieder leicht zu trocken. Platz 65 von 121 liegt ziemlich im Mittelfeld, es war um 7% trockener als im Mittel. Die Tendenz in Reichenau ist leicht steigend.

Am trockensten von allen Mess-Stationen, die ich verwende, war es in Zwettl im nördlichen Niederösterreich. Dort fehlten bei Platz 79 von 90 vorhandenen Jahren gleich 29% auf das langjährige Mittel in Sachen Niederschlag. Das trockenste Jahr in Zwettl ist noch gar nicht so lange her, es war 2018. Die Tendenz ist minimal sinkend.

Auch in Wien war 2025 deutlich zu trocken. Platz 112 von 131 – auch aus Wien gibt es Daten für alle Jahre seit 1895 – bedeutet 23% weniger an Niederschlag als im Mittel. Nach zwei deutlich zu feuchten Jahren folgt mit 2025 also wieder eines, das wie die Jahre 2020, 2021 und 2022 unter dem Schnitt liegt. Am trockensten war es in Wien im Jahr 1981, am nassesten 1965. Der Trend ist minimal fallend.

FAZIT

„It depends“ würde der Engländer sagen, wenn er auf die Niederschlagsdaten aus Österreich schaut im Vergleich mit allen verfügbaren Daten. Während es in Zwettl, Wien und Salzburg deutlich zu trocken war, gab es in Lienz, Bruck an der Mur und Wörterberg deutlich mehr Niederschlag als üblich.

Was mich persönlich überrascht hat, war die Tatsache, dass es am Sonnblick um mehr als 10% mehr Niederschlag gegeben hat als im Mittel aller Jahre seit 1895. Ich habe da noch eine Wettersendung in Erinnerung aus der letzten Zeit, wo der Moderator davon sprach, dass es im Gebirge so wenig Schnee gibt wie fast noch nie…

In Sachen Gesamtschneehöhe gibt es Daten vom Sonnblick seit 1942 – allerdings sehr lückenhaft, außer die Jahre ohne Daten würden bedeuten, dass dort kein Schnee mehr lag, was ich bezweifle. Fakt ist, dass von 1969 nur gut die Hälfte des Schnees gemeldet wurde, der am 31. Mai in diesem Jahr gemessen wurde. 2021 hingegen waren es mehr als doppelt so viel. Ob das Auswirkungen auf den Rückgang der Gletscher hat oder haben wird, werden wir erst im Herbst wissen.