1,5 Millionen Menschen verschwunden
Schon wieder ein Krimi

Vorwort

Wieder gibt’s einen Zufallsbefund. Ich wollte heute einmal die Dateien der AGES zum Immunisierungs-Status der Positiven genauer aufbereiten. Ich sage nur: Abenteuer pur! Nicht nur, dass da Formatierungsfehler (Beistriche sind bei Zahlen keine Tausender-Trennzeichen, sondern Kommas) oder offensichtlich falsche Zahlen (aus 87.228 wird 872.228) in Tabellen stehen. Es kommt noch viel dicker! Aber lest selbst!
Die Quelle aller Daten hier sind die wöchentlich erscheinenden Berichte der AGES (zu finden unter https://wissenaktuell.ages.at/symptomatische-faelle-und-inzidenz-der-symptomatischen-infektion-nach-immunisierungs-status/)

Datensätze brauchen Kontinuität

Wenn ich etwas über einen langen Zeitraum hin darstellen will mit Zahlen, dann sollten diese möglichst gleich dargestellt werden. Ich kann zum Beispiel nicht, wenn es um den Durchzugsverkehr geht und ich diesen über Monate hinweg zähle und darstelle, plötzlich nach vielen Wochen alle roten Fahrzeuge von der Zählung ausklammern oder nur mehr die Autos zählen, die bei Tageslicht vorbeifahren.
Bei den Berichten „Symptomatische Fälle und Inzidenz der symptomatischen Infektion, nach Immunisierungs-Status“ geht es um den Immunisierungs-Status der positiven Menschen. Dazu gibt es eine lange Liste in jedem der Dokumente, die auflistet, was wie „gezählt“ wird.

Nun ist es schon seltsam, wie das hier gemacht wird: Erstens gibt es Daten, die immer einen „Zweiwochenzeitraum“ darstellen. Das wird in jedem Bericht für die vergangenen sechs Wochen gemacht. Der heute (KW 10 & 11) als erste und zweite Woche angeführte Zeitraum taucht also in der gleichen Form in zwei und vier Wochen noch einmal auf. Dass sich hier die Zahlen durch Nachmeldungen und Korrekturen geringfügig ändern können, ist nachvollziehbar. Was jedoch, wenn es gravierende Veränderungen gibt?

Aufgefallen ist mir das Ganze, als ich – eigentlich für mich zur Kontrolle, ob ich alle Daten korrekt übertragen habe – die Summe aus allen Menschen gebildet habe, die angeführt sind. 7.901.417 Menschen sind es, die von der AGES als „ab 12-Jährige“ angeführt sind in jedem Bericht seit der KW 42 des vergangenen Jahres. Dazu noch ein Hinweis: Wenn ich die Zahlen der Statistik Austria bemühe, wie viele Menschen ab 12 Jahren zu Jahresbeginn 2022 in Österreich gelebt haben, dann sind es 7.942.347, also etwas mehr als 40.000 mehr.

Ich konnte übrigens wirklich zwei „Abtipp-Fehler“ bei mir entdecken. Gleichzeitig fand ich auch zwei Berichte, in denen bei der AGES offensichtlich Fehler passiert sind bei den Gesamtsummen der Menschen, einmal waren es in Summe nur 8 zu wenig, ein anderes Mal jedoch sind es 90.000 Menschen zu viel.

Schräg wird es jedoch in den letzten Wochen. Seit den Berichten der KW 11 sind nämlich die Gesamtzahlen STARK am Zurückgehen – zuletzt war die Gesamtsummer um mehr als 1,5 Millionen geringer als in allen Wochen vorher. Wie kann das sein? Wo fehlen die Personen?

Die Genesenen werden reduziert!

Wenn wir schauen, wo die 1,5 Millionen fehlen, fällt als erstes die Zahl der Genesenen auf. „Natürlich-erworbener Immunschutz (+/- Impfung), ausreichend“ heißt es in den Berichten. Gemeint waren damit alle Menschen, die entweder „nur“ genesen waren innerhalb der letzten 6 Monate oder eine Kombination von genesen und geimpft hatten, die gewissen Kriterien entspricht.

Wer nun erwartet, dass in Zeiten von Omikron diese Zahl stark ansteigen muss, lag damit nur bis zum Ende der KW 10 richtig. Damals waren es dann im Bericht 1.832.246 Menschen, die diesen Status inne hatten im Zeitraum KW08-KW09. Für den Zeitraum KW10-11 sind es im letzten bericht plötzlich nur mehr 736.798! Das sind fast 1,1 Millionen Menschen weniger!

Auch die Gruppe „Natürlich-erworbener Immunschutz (+/- Impfung), unzureichend“ ist kleiner geworden – und zwar MASSIV! Wurden dort für die KW 05-06 noch fast 140.000 Fälle angegeben, die schon zu lange genesen waren und/oder sich als Genesene nicht für eine Auffrischungsimpfung entschieden haben, so sind es derzeit noch 13.370 Menschen, die dieser Gruppe zugeordnet werden.

Weitere 202.389 sind bei den Dreifachgeimpften „verschwunden“. Letzteres könnte eventuell mit der Tatsache erklärt werden, dass es bereits Vierfachgeimpfte gibt – allerdings werden die ja nicht extra angeführt und „weg lassen“ ist in meinen Augen nicht der richtige Weg.

Leichter erklären lassen würde sich der Rückgang um etwa 62.000 Fälle bei den doppelt Geimpften – vielleicht sind das Menschen, die nun nicht mehr als „gültig geimpft“ zählen? Allerdings müssten die dann doch bei der Kategorie „Impf-induzierter Immunschutz, unzureichend“ oder den Dreifachgeimpften (bei einer weiteren Impfung) auftauchen, oder? Tun sie aber nicht. Auch bei den „zu lange nicht Geimpften“ sind es fast 50.000 Fälle weniger.

Mögliche Erklärung Definitionswechsel

Wer den Bericht vom 25.3.2022 mit dem vom 25.2.2022 vergleicht, findet Unterschiede. So werden zum Beispiel alle Menschen, die früher nach einem Genesenenstatus und ohne Auffrischungsimpfung oder weiteren Genesenenstatus schon „zu lange genesen“ waren, bisher als „unzureichend natürlich immunisiert“ bezeichnet. Neuerdings zählen sie wie all jene, die noch nie positiv waren und die keine Impfung haben, als „Immunnaive“. Anders gesagt: Wer vor 181 Tagen genesen ist und sich nicht impfen lässt, wird zu denen gezählt, die noch nie positiv waren und ungeimpft sind. Das Gleiche gilt neuerdings für Genesene, die nach der Genesung eine Impfung erhalten haben, wenn der positive Test mehr als 180 Tage zurück liegt und die Impfung noch keine 7 Tage her ist.

FAZIT

Um bei meinem Anfangsvergleich zu bleiben: Ich kann mich entscheiden, dass ich Elektroautos nicht mitzähle bei einer Verkehrszählung. Allerdings sollte ich das kundtun, oder sie in eine neue separate Gruppe geben.
WENN also diese Fälle quasi nur „verschoben“ werden in eine andere Gruppe: WO sind sie dann jetzt geblieben in der Gesamtzahl? 1.524.719 Menschen sind in etwa so viele, wie in Salzburg, Kärnten und Vorarlberg zusammen leben. Auch die Menschen in NÖ, die älter als 10 Jahre sind, entspricht ziemlich genau dieser Zahl. Die können doch nicht einfach verschwinden, oder schon?

Und was macht das mit den Auswertungen der Zahlen, wenn plötzlich 1,5 Millionen fehlen – das sind immerhin 19,3% aller Menschen über 12 Jahren in Österreich! Auch hier wären offizielle Antworten gefragt – nur wer von denen, die auch Antworten bekommen die über ein „danke für ihre Anfrage, wir haben derzeit keine Zeit“ hinaus gehen, stellt sie?